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Der Fachkräftemangel, Achillesferse der Wirtschaft. Dennoch: "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagt Leyen mit Blick auf die wachsende Erwerbstätigkeit in Deutschland.

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Fachkräftemangel: Von der Leyen setzt auf Frauen und Migranten

Mehr Ältere und mehr Frauen: Bundesarbeitsministerin von der Leyen präsentiert im Kampf gegen den Fachkräftemangel Fortschritte - dennoch sei der Fachkräftemangel die „Achillesferse der Wirtschaft“.

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Geradezu vorsichtig präsentierte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Mittwoch den Fortschrittsbericht zum Fachkräftekonzept der Bundesregierung. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte sie mit Blick auf die wachsende Erwerbsbeteiligung in Deutschland. Die Vorgaben der EU seien schon heute übertroffen oder fast erreicht. Gleichwohl, so relativierte die Ministerin, zeige das, dass die Ziele noch ambitionierter gesteckt werden müssten. „Wir müssen einen langen Atem haben.“ Der Fachkräftemangel sei die „Achillesferse der Wirtschaft“. Die Erfolgsmeldungen der Ministerin waren am Tag zuvor von der Bundesagentur für Arbeit getrübt worden. Die BA-Statistik zeigt, dass Unternehmen 2012 offene Stellen deutlich länger nicht besetzen konnten als noch im Jahr zuvor. Die so genannte Vakanzzeit stieg im Schnitt von 67 auf 80 Tage. Der Fortschrittsbericht der Bundesregierung, den das Kabinett am Mittwoch beschloss, weist eine Zunahme der Erwerbstätigenquote auf mehr als 77 Prozent im dritten Quartal 2012 aus, 2005 lag sie noch bei unter 70 Prozent. Gründe seien die wachsende Beteiligung von Älteren und Frauen, der robuste Arbeitsmarkt und der Anstieg qualifizierter Zuwanderung, sagte von der Leyen. So liege Deutschland bei der Beschäftigung der Menschen ab 55 Jahren mit einer Quote von 62 Prozent an Platz zwei in Europa.

Die Bundesregierung will nun verstärkt Angebote für Frauen und Migranten schaffen, um dem Mangel an Fachkräften zu begegnen, der sich bis 2020 Studien zufolge auf zwei Millionen ausweiten könnte. 45 Prozent der Frauen arbeiteten in Teilzeit, deutlich mehr als im europäischen Schnitt. Zugleich sei das Arbeitszeitvolumen mit im Schnitt 18,6 Stunden pro Woche „relativ gering“. Die Ministerin appellierte an die Unternehmen, „glattere Übergänge von der Teilzeit zurück in die Vollzeit“ zu schaffen.“ Von der Leyen verwies zudem auf das große Potential der Zuwanderung. 2012 seien im Saldo 340 000 Menschen eingewandert. Die Zuwanderer seien im Schnitt jünger und besser ausgebildet als die Gesamtbevölkerung, sagte die Ministerin. Die Regierung will nun 139 Millionen Euro in die Hand nehmen, um Jugendlichen aus EU-Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit eine Ausbildung in Deutschland zu ermöglichen.

Die Opposition übte harsche Kritik. Die Bundesregierung habe den Fachkräftemangel und die zunehmende Spaltung des Arbeitsmarktes durch massive Kürzungen der Arbeitsmarktpolitik noch verschärft, kritisierte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Hubertus Heil. Von der Leyen habe nach dem Motto „warme Worte, kalte Taten“ viel versprochen und nichts gehalten. Um den Fachkräftebedarf zu sichern, schlägt Heil einen beim Bundeskanzleramt angesiedelten „Deutschen Rat für Fachkräftesicherung“ vor. Der zunehmende Fachkräftemangel in Deutschland sei Ausdruck schwarz-gelben Versagens, sagte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast. Arbeitsmarktexpertin Brigitte Polben Versagens, sagte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast. Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer kritisierte, dass die Erwerbspotenziale von Frauen nicht ausgeschöpft und stattdessen Minijobs ausgeweitet werden. Auch die Anerkennung authmer kritisierte, dass die Erwerbspotenziale von Frauen nicht ausgeschöpft und stattdessen Minijobs ausgeweitet werden. Auch die Anerkennung ausländischer Abschlüsse komme nicht „in die Gänge“. Die Fachkräfteinitiative der Bundesregierung sei „viel Show mit wenig Substanz“, sagte Sabine Zimmermann (Linke), Vorsitzende des Arbeitsausschusses. Der Bund würde Weiterbildungsmaßnahmen kürzen. Zudem seien Fachkräfte „nicht zum Nulltarif“ zu bekommen. Die Opposition fordert eine bessere Qualifizierung von Jugendlichen, mehr Beschäftigungschancen für Ältere Zuwanderer so wie eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen.

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