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Wirtschaft: Von nun an geht’s bergab

Finanzkrise schlägt durch / Wachstumsprognose nach unten korrigiert.

Berlin - Die europäische Finanzkrise erreicht den deutschen Arbeitsmarkt. Zwar gab es auch in diesem Juni weniger Arbeitslose als vor einem Jahr. Der Rückgang war aber der schwächste in den vergangenen zehn Jahren, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mit. Ursächlich dafür ist die Konjunktur. Die bislang robuste deutsche Wirtschaft gerät in den Sog der Rezession im EuroRaum, wo für dieses Jahr ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent erwartet wird. Hierzulande wächst die Wirtschaft zwar noch um 0,6 Prozent – jedenfalls, wenn man dem gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) glaubt. Doch die Zukunft sieht auch für Deutschland nicht rosig aus. „Die Rezession im Euro-Raum schädigt die deutsche Wirtschaft schwer“, sagte IMK-Chef Gustav Horn in Berlin.

Diese Diagnose zeigt erste Symptome auf dem Arbeitsmarkt. Im Juni sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat nur um 46 000 auf 2,809 Millionen. BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise sagte, „die Arbeitskräftenachfrage hat ihren Höhepunkt überschritten“. Allerdings sieht er in diesem Jahr noch keine Wende zum Schlechteren. Vor allem wegen der guten Lage auf dem Bau und der insgesamt ordentlichen Inlandsnachfrage werde es wohl keinen Anstieg der Arbeitslosigkeit geben. Im kommenden Jahr kann das dann anders sein. Das IMK senkte seine Wachstumsprognose für 2013 um 0,4 Prozent auf nur noch 0,3 Prozent. Und die Arbeitslosigkeit wird demnach auf einen Jahresdurchschnittswert von 2,97 Millionen steigen nach 2,9 Millionen im laufenden Jahr.

Die Stimmung in der Euro-Zone ist derweil auf den niedrigsten Wert seit Jahren gefallen. Der Index für das Wirtschaftsklima fiel nach Angaben der EU-Kommission auf einen Stand, den es zuletzt im Herbst 2009 gab, als die Finanzkrise die Weltwirtschaft in eine Rezession gezogen hatte. Vor diesem Hintergrund erwarten immer mehr Ökonomen eine Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB). Der Leitzins für den Euro-Raum beträgt seit Dezember 1,0 Prozent. Zwei Drittel der von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Ökonomen rechnen mit einer Zinssenkung der EZB in der nächsten Woche. Mit billigem Geld soll die Wirtschaft unter Strom gesetzt werden. Ob das die Effekte der Sparprogramme in Südeuropa ausgleichen kann, ist offen. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sprach von „Risiken im Euro-Raum, die auf den deutschen Arbeitsmarkt drücken“. Dabei ist der Druck auf Berlin nicht so groß wie auf das restliche Bundesgebiet, weil es hier weniger Exportwirtschaft gibt. Von einem „leichten Nachlassen“ der Dynamik spricht die Arbeitsagentur. Und immerhin lag die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Berlin zuletzt mit 1,186 Millionen um 41 300 über dem Vorjahreswert.

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