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Cash oder Karte. Soll im Sommerurlaub nicht das Geld ausgehen, sollte man beides dabeihaben.

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Vor den Sommerferien: Wie man die Reisekasse richtig füllt

Bargeld, Giro- oder Kreditkarte: Wer auf Auslandsreisen flüssig bleiben will, braucht den richtigen Mix - vor allem in Nicht-Euro-Ländern

Etwa 70 Millionen Mal machen sich Deutsche jedes Jahr auf eine Urlaubsreise. In einer Woche beginnen in Berlin die Sommerferien und damit die Hauptreisezeit. Damit die Erholung ungetrübt bleibt, muss auch die Reisekasse stimmen. Wie viel Bargeld sollte ich mitnehmen? Welche Karten benötige ich? Was kostet das Abheben im Ausland? Banken wie Verbraucherschützer raten: Auf den richtigen Mix kommt es an.

BARGELD

Beim Bargeld etwa gilt: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Entscheidend für die Ausstattung mit Cash ist das Urlaubsziel. Wer Orte mit guter Infrastruktur ansteuert, kann getrost darauf verzichten, bereits zu Hause Euro in die Fremdwährung zu tauschen. Um nicht rätselnd vor dem Bankautomaten zu stehen und sich zu fragen, ob 500, 5000 oder 50 000 Kronen die bessere Wahl sind, lohnt es sich, vor dem Urlaub eine Währungsrechner-App aufs Handy zu laden oder zumindest die aktuellen Kurse grob zu kennen. Wer lieber Euro in bar in die fremde Währung wechselt, muss besonders genau rechnen, denn die Konditionen von Wechselstuben sind oft wenig attraktiv. Auch der Hinweis, es werde „no commission“ verlangt, bedeutet nicht unbedingt ein Umtausch-Schnäppchen. Denn oft ist einfach der Umtauschkurs ungünstig.

Dennoch gilt grundsätzlich: Es ist günstiger, seine Euro erst vor Ort zu tauschen. Urlauber, die zur Sicherheit schon vor der Anreise ein paar Geldscheine in kleiner Stückelung fürs Taxi oder für den Gepäckträger im Portemonnaie haben wollen, sollten einkalkulieren, dass die meisten Filialbanken nicht einmal die gängigen Sorten aus Europa auf Lager haben. Alternativ bietet die Reisebank, eine Tochter der genossenschaftlichen DZ Bank, viele ausländische Sorten in ihren Filialen oder per Post gegen Versandkosten an. Nicht nur eine Grundausstattung, sondern größere Summen in bar mitnehmen müssen Reisende, die außerhalb Europas über den Landweg Grenzen queren oder Ziele abseits der Touristenströme anpeilen. Meist eignen sich hier US-Dollar in kleinen Stückelungen. Einige Länder haben ganz eigene Regeln im Umgang mit Geld. So darf man vietnamesische Dong oder marokkanische Dirham weder ein- noch ausführen. In Russland müssen Reisende den Geldwechsel dokumentieren können, sollten also Belege bis zur Ausreise aufheben.

GIROKARTE

Dass fast immer günstiger fährt, wer Bares erst im Urlaubsland mit der Girokarte abhebt, liegt vor allem an unterschiedlichen Kursen. Während beim Umtausch von physischen Scheinen der Sortenkurs gilt, berechnet die Bank beim Abheben am Automaten den Devisenkurs. Ein Beispiel: Die Commerzbank zahlte am Mittwoch Reisenden für 100 Euro 106,9 Dollar in bar, die Hypovereinsbank sogar nur 105,7. Beim Abheben vor Ort via Devisenkurs am Automaten bringen 100 Euro jedoch 110 Dollar. Wer Bares zurück nach Hause bringt, kommt noch schlechter weg, denn er erhält 100 Euro nur für 115,7 (Hypo) beziehungsweise 114,1 Dollar (Commerzbank). Münzen lassen sich gar nicht zurücktauschen.

Doch auch via Girocard kommt kaum ein Tourist komplett kostenlos an Bares. Häufig werden Gebühren fällig. Die Kosten variieren je nach Karte, Summe, Währung und Bank. Allerdings kooperieren deutsche Banken häufig mit anderen Kreditinstituten im Ausland, sodass Geld dort günstig abgehoben werden kann.

Dennoch tun sich beim Zahlen und Abheben per Girocard einige Fallstricke auf: In Deutschland sind zwei verschiedene Systeme im Einsatz: Maestro von Mastercard und das V-Pay- System von Visa. Während Maestro- Karten an vielen Stellen weltweit akzeptiert werden, können Automaten und Geschäfte außerhalb Europas Karten mit dem chipbasierten V-Pay nicht lesen. Kunden der Landesbank Berlin, der DKB, der Postbank und einiger anderer Kreditinstitute, Sparkassen und Volksbanken, die V-Pay nutzen, können ihre Girocard bei Reisen in Länder außerhalb Europas deshalb zu Hause lassen. Allerdings bieten Direktbanken wie die DKB dafür kostenlose Kreditkarten, mit denen man im Ausland gebührenfrei Geld abheben kann.

Ein weiterer Fallstrick: das im Ausland gern genutzte Modell „Dynamic Curreny Conversion“ (DCC). Dabei wird Kunden aus der Euro-Zone vorgeschlagen, beim Geldziehen oder Bezahlen in Geschäften und Restaurants den Betrag direkt in Euro zu begleichen. Bankenverbände und Verbraucherschützer warnen, dass dem Urlauber dann bei der Umrechnung der Betrages oft Fantasiekurse berechnet werden. Verbraucherschützer kritisieren vor allem die Automaten von Euronet, einem US-Zahlungsdienstleister, der weltweit knapp 20 000 Geldautomaten platziert hat, gerne in Gegenden, in denen rasch Geld benötigt wird, also an Bahnhöfen, in Innenstädten und an touristischen Hotspots. Hier muss der Kunde oft mehrfach bestätigen, dass er keine Abrechnung in Euro wünscht. Übersehe er dies, so die Verbraucherschützer, tappe er in die Gebührenfalle und zahle bis zu zehnprozentige Aufschläge. Die Stiftung Warentest empfiehlt, außerhalb der Euro-Zone grundsätzlich alles nur in der heimischen Währung abzurechnen. Denn dann bestimme nur die eigene Bank den Kurs.

KREDITKARTE

Wichtiger Bestandteil der Reisekasse ist auch eine Kreditkarte. Mit Kreditkarten lassen sich mit wenigen Ausnahmen praktisch weltweit Bargeld ziehen, Hotels bezahlen, Leihwagen buchen und Souvenirs kaufen. In den USA und in Kanada werden selbst kleinste Beträge via Kreditkarte beglichen. Wer keine hat, gilt sogar als finanziell nicht verlässlich.

Im Schnitt verlangen die Banken beim Abheben vom Barem via Kreditkarte im Ausland eine Gebühr von 1,2 bis drei Prozent der Summe, häufig mit einem Mindestsatz zwischen zwei und fünf Euro. Oft können Kunden auch hier bei Partnerinstituten kostenlos Geld tanken. Im Laden schlägt der Einsatz der Karte in anderen Währungsräumen meist mit 1,75 Prozent vom Umsatz zu Buche. Im Euro- Raum ist er kostenlos. Zusätzlich haben einige Banken spezielle Reise-Kreditkarten im Angebot, die zwar mit kostenlosem Abheben und Zahlen weltweit locken, dafür aber höhere Jahreskosten verlangen. Wichtig: Wer mit der Kreditkarte im Ausland Geld abheben möchte, benötigt eine Pin, mit der jedoch nicht alle Karten ausgestattet sind.

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