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Wirtschaft: Vorlage für Anleger

Banken und Sparkassen haben die Fußball-WM entdeckt. Die Produkte sind nur etwas für Spielernaturen

Berlin - Benedikt Port hat mit seinem WM-Portfolio der Dresdner Bank viereinhalb Millionen Euro verdient. Seine Aktien bezieht er aus einem Pool von 32 Blue-Chips. Deutschland gehört dazu, Brasilien, aber auch Togo und Ecuador. Ball-Street nennt sich die Börse, an der diese Papiere gehandelt werden. Virtuell. Für gute Renditen kann sich der Mitspieler zwar nichts kaufen – aber eine Freikarte für ein Spiel bei der Fußball-Weltmeisterschaft ist schon drin.

Während die Ball-Street etwas für Freizeitzocker ist, haben sich die Dresdner Bank und andere Institute auch für ernsthafte Anleger Produkte ausgedacht, die in einem Zusammenhang mit der WM stehen. Die Berliner Bank bietet zum Beispiel gleich mehrere Produkte an. Im Rahmen des „Weltmeisterkredites“ können bis zu 40.000 Euro zu einem Nominalzins von 7,95 Prozent pro Jahr ohne Bearbeitungsgebühr aufgenommen werden. Er ist noch bis zum 30. Juni erhältlich. Maximale Laufzeit sind sechs Jahre. Bislang bot die Berliner Bank einen Finanzierungskredit zu 8,66 Prozent an.

Einen größeren Bezug zum Sport hat das Anlageformat „Sprint Invest“ mit Weltmeisterschaftskomponente. Die Anlage von mindestens 5000 Euro wird jeweils zur Hälfte auf ein Festgeldkonto und einen von 30 Investmentfonds verteilt. Wie viel das Sparkonto abwirft, richtet sich nach dem ausgewählten Fonds; die Zinsen sind auf vier, fünf oder sechs Prozent gestaffelt. Die Laufzeit beträgt sechs Monate. Mit jeder Runde, die die deutsche Nationalmannschaft weiterkommt, steigt der Zins auf dem Konto um 0,3 Prozentpunkte – maximal auf 7,5 Prozent. Die Wertentwicklung des Fonds ist davon unabhängig.

Bei dem DZ-Bank -Zertifikat „11,0 Champion Maxi-Rend Tracker“ kann der Anleger beim Erwerb bis zum Ende der Zeichnungsfrist an diesem Donnerstag auf einen möglichen Weltmeister setzen. Dem Papier liegt ein internationaler Aktienkorb aus elf Werten zugrunde, die sich je nach Anlagerisiko und Wachstumschancen in „Abwehr“, „Mittelfeld“ und „Sturm“ unterteilen. Der Anleger wettet auf Brasilien, Argentinien oder Deutschland. Wird Brasilien Weltmeister, erhält der Anleger nach einem Jahr und vier Monaten einen einmaligen Bonus von einem Prozent auf die bisherige Wertentwicklung. Gewinnt Deutschland, werden drei Prozent aufgeschlagen. Das Zertifikat läuft bis zum 24. August 2010.

Die Dresdner Bank garantiert mit dem WM-Bonus bis zum 31. August allen Kunden, die neues Geld auf einem Geldkonto anlegen, drei Prozent Zinsen. Sollte Deutschland tatsächlich Weltmeister werden, schlägt die Bank 0,75 Prozentpunkte auf. Ab September gilt – je nach Einlagenhöhe – wieder die Verzinsung von 0,5 bis 1,1 Prozent pro Jahr. Der Bonus wird auf Anlagen von maximal 20 000 Euro gezahlt.

Auch bei der Postbank können Anleger ab dem 13. April auf den Erfolg der Nationalkicker setzen. Der „Postbank Bonus Volltreffer“ gilt für Spareinlagen in Höhe von mindestens 2500 Euro. Auf eine Basisverzinsung von 1,75 Prozent pro Jahr wird für jeden Sieg der deutschen Mannschaft ein Bonus in Höhe von 0,75 Prozentpunkten hinzugezählt. Wird ein deutscher Spieler Torschützenkönig des Turniers, werden noch einmal 0,75 Prozentpunkte aufgeschlagen. So ist maximal eine Rendite von 7,75 Prozent möglich. Allerdings haben die Verträge nur eine Laufzeit bis zum 17. Juli 2006.

Die Postbank bietet außerdem bis zum 28. April das Fifa WM 2006 Zertifikat an, das auf internationale Unternehmen setzt, die entweder die WM unterstützen oder von ihr profitieren. Das Zertifikat ist auf eine Laufzeit von sechs Jahren angelegt. Für das erste Jahr sind sechs Prozent Rendite garantiert; sogar sieben Prozent, falls Deutschland das Finale erreicht. Danach hängt der Ertrag von der Marktentwicklung ab. Im schlimmsten Fall sinkt er auf null. Das eingesetzte Kapital und die sechs Prozent für das erste Jahr sind allerdings garantiert.

Dass es durchaus rentabel sein kann, auf Unternehmen zu setzen, die von der WM profitieren dürften, zeigt das WM Select-Basket-Zertifikat der WestLB , das im Oktober 2000 aufgelegt worden ist. Sein Wert hat allein im vergangenen Jahr um fast 60 Prozent zugelegt. Die Laufzeit endet im Juli 2006.

Elf Freunde müsst ihr sein, hat sich auch die Berliner Sparkasse gedacht. Ab dem 29. Mai wird das Unternehmen das Produkt „Fansparen 11:3“ anbieten. Das Sparkonto garantiert bei einer Laufzeit von elf Monaten eine Festverzinsung von drei Prozent. Bis zum Start der WM am 9. Juni steht dieses Angebot zur Verfügung.

Die Fondsgesellschaft der Sparkassen Deka bietet mit dem Deka-Kick-Garant 2006 einen Fonds an, in dem drei Portfolios mit unterschiedlichen Spielphilosophien gegeneinander antreten. Das defensive bevorzugt Rentenwerte, das offensive investiert in Aktien und Rohstoffe. Das eingesetzte Kapital ist bis zum Laufzeitende am 28. Februar 2013 garantiert. Der Ausgabeaufschlag liegt bei vier Prozent. Zwar konnten Anteile nur bis zum 13. März erworben werden, allerdings ist ein Nachfolgeprodukt geplant, das auch noch vor dem Beginn der Weltmeisterschaft auf den Markt kommen wird.

Anlegerschützer raten Interessierten, sich die WM-Produkte der Banken und Sparkassen sehr genau anzusehen. „Die Produkte erfinden das Rad ja nicht neu“, sagt Volker Pietsch vom Deutschen Institut für Anlegerschutz. „Die Anleger sollten sich nicht durch einen ,Sahnekleks’ zu einem Produkt überreden lassen, das gar nicht zu ihnen passt.“

Auch Uwe Döhler von der Stiftung Warentest betont, dass man sich von den WM-Angeboten nicht überstürzt zu einer Anlage verleiten lassen sollte. „Wenn man richtig nachrechnet, entzaubern sich viele Renditen als Peanuts. Vor allem bei langen Laufzeiten ist große Aufmerksamkeit gefragt.“ Finanzielle Risiken sehe er allerdings bei den meisten Produkten nicht.

Wer ganz ohne Risiko auf den Sieg der deutschen Mannschaft setzen will, kann seine Aktien auch an der Ball-Street kaufen. Momentan steht das Papier bei etwa 128 Euro – nur knapp hinter den am höchsten bewerteten Brasilianern.

Henning Zander

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