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Braucht Erfolge. US-Präsident Barack Obama telefonierte mit Berlin und Paris.

© dpa

Währungskrise: Supermächte fürchten Euro-Virus

In den USA und China richten sich die Augen der Ökonomen auf Europa. Die beiden wirtschaftlichen Schwergewichte begrüßen die Pläne zur Euro-Stabilisierung - zweifeln aber an deren Umsetzung.

Peking/Washington - Die Regierungen der beiden Wirtschaftssupermächte USA und China beobachten derzeit intensiv, was in Europa passiert. Führende Repräsentanten hielten sich indes mit Äußerungen zurück. In Peking begrüßten Experten den Coup der EU-Finanzminister, äußerten jedoch Zweifel an seiner praktischen Durchsetzbarkeit. Grundsätzlich befürwortet das Reich der Mitte großzügige Regierungseingriffe, schließlich ist die eigene Wirtschaft immer noch staatlich kontrolliert. Man stellt sich aber die Frage, ob die Europäer wirklich stark genug sind für den Befreiungsschlag.

„Das angekündigte Paket ist zwar riesengroß, aber bisher nur ein Konzept“, sagte Ökonom Liu Mingli vom regierungsnahen Institut für Internationale Beziehungen der Gegenwart im Staatsradio CNR. „Es bleiben daher Zweifel, ob die Mitgliedstaaten willens und in der Lage sind, es umzusetzen.“ Insgesamt bewertet Liu den Plan jedoch positiv. Die Kreditbürgschaften könnten überschuldete EU-Volkswirtschaften zum Teil vor den Angriffen von Spekulanten schützen. Damit verbindet sich für China die Hoffnung, dass Europa sich aufrappelt und die Nachfrage nach Waren steigert.

Diese Hoffnung heizt ihrerseits die Mutmaßungen über eine Aufwertung der Landeswährung Yuan an. Beim Handel mit Optionen auf zukünftige Wechselkurse erwarteten die Investoren am Montag einen steigenden Wert des Yuans. Die Kalkulation geht so: Wenn in Europa endlich Ruhe einkehrt, könnte China seine Konjunkturprogramme zurückfahren und seine Währung teilweise freigeben. Die Regierung hatte den Yuan im Sommer 2008 auf einen fixen Kurs zum Dollar festgelegt, um die Exporte zu stützen.

Ausgesprochen dürr las sich, was das Weiße Haus am Sonntag über die Telefonate Barack Obamas mit Angela Merkel und Nicolas Sarkozy verbreiten ließ. Es sei darum gegangen, „entschlossene Schritte“ zu unternehmen, „um an den Märkten Vertrauen zu schaffen“, hieß es in dem Statement von Sprecher Bill Burton. Zweimal kurz hintereinander wurde der gleiche Wortlaut verbreitet. Der einzige Unterschied: Einmal wurde der Name der Deutschen und einmal der des Franzosen in die Mitteilung eingesetzt. Was das Statement verschwieg, war die große Sorge, die in beiden Gesprächen zum Ausdruck gekommen sein soll.

Denn nach dem Absturz der US-Börse am Donnerstag wuchs die Gefahr, dass das griechische Virus den zarten Aufschwung in den USA zunichtemachen könnte. Eindringlich soll Obama deshalb auf Merkel und Sarkozy eingeredet haben, jetzt nicht kleinmütig zu sein, sondern den großen Wurf zu wagen. Eine „starke Antwort der betroffenen Staaten“ sei gefordert, hatte er schon am Freitag der Kanzlerin auf den Weg nach Brüssel gegeben. Und: Die USA würden dies nach Kräften unterstützen.

Da hatte Obama gerade zum US-Arbeitsmarktbericht Stellung genommen. Der zeigte trotz einer Arbeitslosenquote von 9,9 Prozent, dass im April 290 000 Jobs hinzugekommen sind. Obama braucht Erfolge, um seinen Demokraten bei den Kongresswahlen im Herbst Rückenwind zu geben. Was er gar nicht gebrauchen kann, ist eine ansteckende Krankheit wie die Euro-Krise.

F. Mayer-Kuckuk/M. Ziener (HB)

F. Mayer-Kuckuk, M. Ziener

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