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Gefördert. Auch die Firma Loopline, die ein Tool zum einfacheren Personalmanagement entwickelt hat, bekam IBB-Geld.

© Thilo Rückeis

Wagnis-Kapital für Start-ups: Gründerstadt Berlin baut Vorsprung aus

IBB Beteiligungsgesellschaft: Start-ups werben fast 2,2 Milliarden Euro ein, doppelt so viel wie im Vorjahr und mehr als London.

Berlin bleibt für Gründer und Investoren ein heißes Pflaster. Nach Rekordzahlen im vergangenen Jahr sei die Start-up-Branche auch 2016 sehr dynamisch gestartet, sagte Marco Zeller, Geschäftsführer der IBB Beteiligungsgesellschaft, am Donnerstag. Die IBB bet ist die Wagniskapital-Tochter der landeseigenen Berliner Investitionsbank. „Das Interesse ausländischer Investoren an jungen Berliner Gründerfirmen ist ungebrochen“, sagte Zeller.

Die IBB bet investiert über zwei Venture-Kapital-Fonds

Über die zwei Venture-Capital Fonds „Kreativwirtschaft“ und „Technologie“ investiert die IBB bet aktuell in 75 junge Start-ups, die 2015 mit zusammen 2485 Beschäftigten 327 Millionen Euro erwirtschafteten – ein Plus von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies belege, dass die Förderbank „auf die richtigen Pferde gesetzt hat“, zeigte sich Zeller überzeugt. Insgesamt war die IBB bet im vergangenen Jahr an 55 Transaktionen beteiligt und hat gemeinsam mit Finanzierungspartnern gut 127 Millionen Euro für Berliner Start-ups mobilisiert.

Die Unternehmen Babbel und Sofutator haben Geld von der Bank erhalten

Aus den Fördertöpfen des Landes kamen dabei nur gut 17 Millionen, die private Investitionen von 110 Millionen Euro nach sich zogen. Zu den Firmen zählen unter anderem die Online-Plattform zum Sprachenlernen Babbel, die Internet-Lernhilfe Sofutator sowie Loopline, ein Tool zum einfacheren Personalmanagement. Neu beteiligt hat sich die Bank 2015 auch an eMio. Das Unternehmen hat seit Juni 2015 mithilfe einer App 5000 Kunden fürs Elektroroller-Sharing in der Hauptstadt gewonnen.

Häufig begleitet die IBB bet die Unternehmen in der Frühphase

2016 seien bereits drei neue Beteiligungen dazugekommen, berichtete Zeller. Den beiden Fonds stehen in der zweiten Finanzierungsrunde bis 2020 insgesamt 100 Millionen Euro zur Verfügung, nach 82 Millionen für die erste zwischen 2008 und 2015. Generell konzentriere sich die IBB bet auf Investitionen in Frühphasen von Firmengründungen und begleite ein Unternehmen nur so lange, bis es auf soliden Beinen stehe, sagte Matthias von Bismarck-Osten, Aufsichtsratschef der IBB bet. Dies könne jedoch auch mal zehn Jahre dauern, etwa in forschungsintensiven Branchen wie der Biotechnologie. Wie erfolgreich die Fonds seien, wollte die IBB bet nicht konkretisieren. Generell schafften im Schnitt 20 Prozent der Gründer den Weg zum erfolgreichen Unternehmen gar nicht, bei einigen weiteren bleibe der Erfolg bescheiden. Die IBB-Fonds seien in den schwarzen Zahlen, so Zeller, arbeiteten aber nicht an einer Gewinnmaximierung. Generell könnten Ergebnisse erst nach dem Verkauf der Beteiligung bewertet werden.

Immer mehr Geld fließt in Berliner Start-ups

Insgesamt fütterten Investoren die Berliner Start-up-Branche im vergangenen Jahr mit 2,15 Milliarden Euro, berichtete Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU), die dem IBB-Verwaltungsrat vorsitzt. Dies sei in dreierlei Hinsicht ein Rekord: Zum einen zog Berlin damit 70 Prozent des gesamten deutschen Venture-Capital-Volumens an. Zweitens konnte die Gründerszene die eingeworbenen Gelder binnen eines Jahres mehr als verdoppeln (2014: 891 Millionen Euro). Und drittens hat Berlin seinen europäischen Start-up-Spitzenplatz damit nicht nur halten, sondern auch den Vorsprung gegenüber London sogar ausbauen können. Die britische Hauptstadt konnte 2015 knapp 1,8 Milliarden Euro einwerben, auf Platz drei folgt Stockholm mit 992 Millionen Euro. Yzer: „Berliner Gründer ziehen harte Währung an.“ Grund für den Boom sind laut Roger Bendisch, zweiter Geschäftsführer der IBB bet, nicht nur Wachstum und Spezialisierung Berlins als europäische Gründungsmetropole, sondern auch die niedrigen Zinsen. Dies spüle eine hohe Liquidität in die Branche und lenke Gelder etablierter Unternehmen in die Gründerszene. Eine Blase sehe er trotzdem nicht.

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