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Wirtschaft: Warten nicht erwünscht

Superreiche wollen ihre neue Yacht lieber heute als morgen – mit Schiffen lässt sich daher gut spekulieren

Die Immobilienpreise in den USA fallen, und so setzen Spekulanten zunehmend nicht mehr auf Villen in den besten Lagen, sondern auf Megayachten. Die schwimmenden Paläste sind 100 Meter und mehr lang und verfügen über allen erdenklichen Luxus – Hubschrauberlandeplätze und kleine U-Boote, Heimkinos, Whirlpools, Klaviere und opulent bestückte Weinkeller – und über aufwendige Marmorböden und Täfelungen aus seltenen Edelhölzern natürlich sowieso.

War es früher vor allem altes oder gestohlenes Geld, das diese Statussymbole finanzierte, so sind die Eigner heute Hightech-Tycoone und die Nouveau Riche, die an der Wall Street ihre Millionen verdient. Und da diese Klasse mehr Geld als Zeit besitzt und oft eine sofortige Befriedigung ihrer Wünsche wünscht, werden Yachten zum perfekten Spekulationsobjekt. Denn die Zahl ist weltweit limitiert, und die Nachfrage steigt stetig. Wer nicht lange Jahre auf die neue Villa auf See warten will, legt gerne ein paar Millionen mehr auf den Tisch, wenn das neue Schiff noch rechtzeitig für die Sommersaison im Mittelmeer geliefert wird.

Eine Rechnung, die Terry Taylor aus Florida hervorragend zupasskam. Der Autohändler begann Anfang 2001, Yachten weiterzuverkaufen oder zu „flippen“, wie es im Händlerjargon heißt. Taylor gab eine Bestellung für ein maßgeschneidertes Boot auf, machte eine Anzahlung, und noch bevor die Yacht ihre Jungfernfahrt antrat, hatte er sie schon weiterverkauft – mit einem fetten Aufpreis, versteht sich. Bei einer 35-Millionen-Dollar-Yacht, kalkulieren Fachleute, lassen sich so gut und gern zehn bis 15 Prozent Gewinn herausschlagen.

„Leute mit Geld hassen nichts mehr als zu warten“, weiß Felix Sabates, Partner von Trinity Yachts in Gulfport im US-Bundesstaat Mississippi. Er spricht aus eigener Erfahrung. Bevor er selbst zum Bootsbauer wurde, „flippte“ er 18 Privatschiffe mit einem Gewinn von insgesamt zehn Millionen Dollar. Er selbst leistet sich inzwischen eine stattliche 41-Meter-Yacht.

Das ist eine Länge, die inzwischen zum bevorzugten Mittelmaß der Superreichen gehört. Denn war eine 20 Meter lange Yacht mit einer stilvollen Innenausstattung vor wenigen Jahren noch das Nonplusultra, so würden sich die Superreichen von heute darin wie in einem Ruderboot fühlen. Die Unterhaltskosten sind dementsprechend: Zehn Prozent des Verkaufswerts gehen im Schnitt dafür jährlich drauf. Allein wer den 40 000-Liter-Tank eines 50-Meter-Bootes mit Diesel füllt, muss dafür in der Miami Beach Marina derzeit über 30 000 Dollar hinlegen. Auch geht es nicht ohne Personal – Koch, Kapitän und Stewards sind das Mindeste an Besatzung, oft muss wegen der komplizierten Technik auch noch ein Ingenieur mit an Bord.

Die Zahlen belegen den Trend: Weltweit, berichtet das Magazin „Showboat International“ sind derzeit 777 Yachten von mehr als 25 Meter Länge im Bau – das ist ein Anstieg von mehr als 60 Prozent in den vergangenen vier Jahren. Vor allem amerikanische Bootsbauer können sich kaum vor Aufträgen retten, da der niedrige Dollarkurs europäische Kunden in die Vereinigten Staaten lockt.

Die drei längsten Yachten der Welt – die „Al Sahanah“ des saudischen Prinzen Abdul Aziz mit 140 Metern Länge, die „Rising Sun“ von Oracle-Gründers Larry Ellison (138 Meter) und die „Octopus“ von Microsoft-Mitbegründer Paul Allen (125 Meter) wurden noch allesamt von der auf Luxusschiffe spezialisierten Reederei Lürssen in Bremen gefertigt. Heute machen Firmen wie Trinity Yachts, das für eine 35 Millionen Dollar teure 50-Meter-Yacht seine Kunden drei Jahre warten lässt, oder der kanadische Schiffsbauer Christensen den Deutschen kräftig Konkurrenz.

Natürlich funktioniert das „Yacht-Flippen“ nur so lange, wie die Nachfrage stimmt. Eine Erfahrung, die unzählige Immobilienspekulanten machen mussten, die wegen der Krise nun auf ihren Wohnungen sitzen bleiben. Doch für Roy Sea, einen Yachtbroker aus Fort Lauderdale in Florida, ist kein Ende des Yachtbooms in Sicht. „Bei all dem Reichtum weltweit mache ich mir keine Sorgen.“

Denn wenn es eng wird, können die Spekulanten immer noch selbst in See stechen – oder ihre Geldanlagen vermieten. So wie die „Savarona“, mit 124 Metern Länge die viertgrößte Yacht der Welt, die sogar einen Hamam – ein türkisches Bad – zu bieten hat. Für 385 000 Dollar (rund 287 000 Euro) pro Woche kann man darauf luxuriöse Mittelmeerferien verbringen.

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