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Youtube nutzt nun die technische Möglichkeit, Inhalte automatisch zu sperren.

© Reuters

Wegen des Coronavirus: Youtube setzt Uploadfilter ein

Im vergangenen Jahr wurde noch massiv gegen die Löschfunktion protestiert. Nun rollt die Plattform die Technik aus - als Maßnahme gegen das Coronavirus.

Youtube stellt auf Uploadfilter um: Die technische Möglichkeit, Inhalte vor dem Upload auf einer Plattform automatisiert zu sperren, hat vor rund einem Jahr tausende politische Gegner in Europa zu Protesten gegen die EU-Urheberrechtsreform verleitet. Nun rollt Googles Video-Netzwerk die Technik großflächig aus – als Maßnahme gegen das Coronavirus. 

Menschliche Content-Moderatoren bei Youtube und anderen Drittfirmen, die im Auftrag des Unternehmens Moderationsaufgaben auf der Plattform übernehmen, sollen angesichts der Ansteckungsgefahr an ihrem Arbeitsplatz weniger Videos und Kommentare überprüfen müssen. Stattdessen will Youtube „zeitweise“ automatische Lösch-Tools einsetzen, um „bei den Aufgaben zu helfen, die normalerweise von Reviewern erledigt werden“, gab das Unternehmen gestern bekannt.

Das könne dazu führen, dass mehr Videos gelöscht werden – auch solche, die gegen keine Regeln verstoßen, macht Youtube in seiner Mitteilung transparent. Und, dass sich auch die Wiederherstellungsmaßnahmen verzögern können, sollten Nutzer Beschwerde gegen fälschlicherweise gelöschte Posts einreichen. Genau dies war die Befürchtung der Uploadfilter-Gegner, die eine Gefahr für die Meinungsfreiheit sehen, wenn Netzwerke nutzergenerierte Inhalte automatisiert löschen, ohne gleichzeitig ein Wiederherstellungsrecht einzuführen. Allerdings soll es auch weniger Sanktionen geben im Falle von Verstößen, die in dieser Zeit von den Algorithmen festgestellt werden.

Esken drängt darauf, dass Maßnahmen nur übergangsweise angewandt werden

SPD-Chefin Saskia Esken nennt die bisherigen Experimente der Plattform, mit Machine Learning und Filtern „ungewollte“ Inhalte zu entfernen, „sehr unzuverlässig, so dass auf eine menschliche Letztentscheidung bislang nicht verzichtet wurde“. „Und das sollte auch so bleiben!“, ergänzt die ehemalige Digitalpolitikerin im Bundestag, die die Umsetzung der europäischen Urheberrechts-Richtlinie mithilfe automatisierter Upload-Filter ablehnt. Eingriffe in die Freiheit der Meinungsäußerung dürften nicht automatisiert werden.

Allerdings verdeutliche die Maßnahme, wie „verzweifelt“ die Lage für das das Unternehmen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angesichts des Virus sein muss, meint Esken gegenüber Tagesspiegel Background. „Gemeinsam mit den Nutzerinnen und Nutzern, die ja als allererstes zu spüren bekommen, wie fatal so ein automatischer Filter potentiell wirkt, werden wir mit allem Einfluss darauf dringen, dass diese Maßnahme bei Youtube nur übergangsweise angewandt wird“, kündigt Esken an. „Und dass sie nach der Überwindung der Probleme umgehend wieder zurückgenommen wird.“

Neue Stufe auf der Skala gegen Coronavirus

Youtubes Ankündigung verdeutlicht auch, dass eine neue Stufe auf der Skala der Maßnahmen der sozialen Netzwerke gegen das Coronavirus erreicht ist. Bisher hatten diese sich in ihrer Antwort auf die weltweite Ausbreitung vor allem auf den Kampf gegen Fake News und die bessere Auffindbarkeit von gesicherten Informationen fokussiert. 

Doch die Mitarbeiter der großen Digitalkonzerne arbeiten inzwischen größtenteils im Homeoffice Auch Facebook gab am Montag bekannt, deshalb verstärkt auf externe Anbieter bei der Überwachung der Beiträge auf Facebook, Instagram und Whatsapp zurückzugreifen. Die eigenen Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt, allerdings fehle es dem Konzern an einer sicheren Technologie, damit sie aus dem Homeoffice ihrer Arbeit nachgehen können. Dadurch könne es zu mehr Fehlern kommen, teilte Facebook mit. Auch Twitter kündigte an, von nun an stärker auf Künstliche Intelligenz zu setzen. (mit Reuters)

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