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Wirtschaft: Welche Kunden wollen einen Opel fahren?

RÜSSELSHEIM .Die Zeit des Lernens ist für Robert Hendry vorbei.

RÜSSELSHEIM .Die Zeit des Lernens ist für Robert Hendry vorbei.100 Tage lang hat der neue Opel-Chef fast nur Fragen gestellt: An seine Vorstandskollegen, an Manager, an den Betriebsrat, an Mitarbeiter, an Kunden und Zulieferer."Jetzt", sagt der 54jährige Amerikaner, "habe ich ein klares Bild von den Herausforderungen, vor denen Opel und ich selbst stehen."

Kern der Strategie von Hendry ist die Marke Opel: Wenn dem Emblem mit dem Blitz neuer Glanz verliehen wird, dann geht es mit den Rüsselsheimern wieder aufwärts, glaubt der seit dem 1.November amtierende Vorstandschef.Seine Ideen hat er vor gut einer Woche dem Aufsichtsrat präsentiert, seitdem tourt er durch die Werke, spricht mit Managern und Mitarbeitern, bemüht sich, die rund 40 000 Opel-Mitarbeiter neu zu motivieren.Dieses Vertrauen und sein zurückhaltendes, freundliches Auftreten haben ihm schon in den ersten Wochen viele Sympathien eingebracht.Allein dies hat für einen kleinen Ruck gesorgt, nachdem die Rüsselsheimer vor allem 1998 angesichts der andauernden Querelen durch ein tiefes Tal schreiten mußten.

"Hendry ist ein Purist", sagt ein Vorstandskollege anerkennend.Der Amerikaner will Zahlen sehen, Grafiken und Analysen.Daraus zieht er seine Schlüsse.Kompetenz im Autobau, das große Modellprogramm, die 8500 Ingenieure in Rüsselsheim und die kontinuierliche Investitionsbereitschaft betrachtet Hendry als Stärken von Opel.Schwächen sieht er in der Qualität, im unzureichenden Vertrauen der Kunden, in der Organisation und vor allem in der nicht klaren Definition der Marke Opel.

"Das Neue ist die Konzentration auf das Wesentliche", sagt Vorstandsmitglied Wolfgang Strinz, seit dem 1.November zweiter Mann bei Opel.Die Kundenwünsche will Hendry analysieren, um die Modelle darauf abstimmen zu können.So wie er es mit großem Erfolg bei Saab praktiziert.Doch in Rüsselsheim muß das Kundenprofil für jedes Modell getrennt erstellt werden."Das ist eine Riesenaufgabe", weiß Strinz.Um die Marke wieder in ein wirklich positives Licht zu rücken, wird sich Hendry Beistand holen: Noch in den nächsten Wochen werden die Rüsselsheimer einen Marken-Manager engagieren, der Hendry direkt unterstellt ist.

Auf 14,3 Prozent ist der Marktanteil von Opel im vergangenen Jahr geschrumpft.17 Prozent sollen es wieder werden."In zwei bis drei Jahren", sagt Hendry und verweist dabei auch auf die Modelloffensive, die bei Opel mit der Einführung des neuen "Astra" seit Mitte 1998 in Gang gekommen ist.Der neue "Vectra" wurde gerade vorgestellt, der neue Mini-Van "Zafira" kommt im April, weitere Versionen des "Astra" im laufenden Jahr, der "Omega" wird geliftet, der Nachfolger des "Corsa" steht bereit, und ein Kleinstwagen ist beschlossene Sache.

Störfeuer aus der General Motors-Zentrale (GM) in Detroit braucht Hendry nicht zu befürchten.Dort genießt er hohes Ansehen, schließlich legt er sich seit 25 Jahren für GM ins Zeug, zuletzt als erfolgreicher Sanierer von Saab.Auch die GM-Europa-Zentrale in Zürich wird stillhalten.Dort hat man nach dem Zwist der vergangenen Jahre unter der Regie des neuen Chefs Michael Burns endlich erkannt, daß man nur mit und nicht gegen Opel Erfolg haben kann.Rüsselsheim bleibt weltweit für die Marke Opel verantwortlich.Fraglich ist nur, ob Hendry die Doppelbelastung als Opel- und Saab-Chef bewältigen kann.Auf Dauer kann das keine Lösung sein, weiß er selbst.Er wird sich schon im Frühjahr mehr nach Rüsselsheim orientieren.Opel fasziniert ihn ohnehin schon lange.Als er 1986 das erste Mal nach Europa kam und in Spanien war, brauchte er einen Mietwagen.Er wählte einen Opel "Corsa"."Ich war total erstaunt über dieses kleine Auto und was da alles drinsteckte", erzählt er noch heute.

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