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Am Hauptstandort Augsburg arbeiten mehr als 2000 Menschen für Weltbild.

© dpa

Katholische Kirche: Weltbild-Insolvenzverwalter macht den Mitarbeitern Mut

Mehr als 6000 Beschäftigte des katholischen Weltbild-Verlags bangen, wie es mit ihrem Unternehmen weitergeht. Insolvenzverwalter Geiwitz verspricht Hilfe - seine Macht ist aber begrenzt.

Drei Tage nach der Insolvenzanmeldung des katholischen Weltbild-Verlages hat sich der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Montag den Beschäftigten vorgestellt. Es gebe zur Lage des Unternehmens nichts zu beschönigen, aber auch die Guthabenseite sei nicht leer, sagte Geiwitz bei einer Mitarbeiterversammlung im Augsburger Verlagsgebäude. Weltbild sei eine gute Marke und habe treue Kunden. Er könne den Beschäftigten die Unsicherheit nicht nehmen, aber als Insolvenzverwalter werde er mit seinen Kollegen alles tun, damit das Unternehmen weitermachen könne, sagte Geiwitz gemäß Angaben aus Teilnehmerkreisen. Eine Firmenauflösung sei ein Albtraum.

Der Weltbild-Verlag hatte am vergangenen Freitag Insolvenz beantragt, weil die kirchlichen Eigentümer keine Finanzierungsmöglichkeit für eine Sanierung mehr sahen. Die Verlagsgruppe mit rund 6300 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von zuletzt fast 1,6 Milliarden Euro gehört zwölf Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der katholischen Soldatenseelsorge in Berlin. Allein die sieben bayerischen Bistümer verfügen über 51,1 Prozent der Gesellschafteranteile und gelten deshalb als Schwergewicht im Eigentümerkreis.

Die rund 400 Filialen sowie die Töchter in Österreich und in der Schweiz sind nach Unternehmensangaben nicht von der Insolvenz betroffen. In der Augsburger Zentrale, wo unter anderem das Onlinegeschäft, die Verwaltung und die Logistik sitzen, arbeiten gut 2000 Menschen für Weltbild. Geiwitz sprach für rund 20 Minuten vor der Belegschaft. Er wirke als sogenannter schwacher Insolvenzverwalter, erklärte er. Dies bedeute, dass die bisherige Geschäftsführung operativ im Amt bleibe. Geiwitz sei bereits mit zehn Mitarbeitern in Augsburg tätig, weitere zehn kämen noch nach. Seine Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner hatte auch die Schlecker-Pleite verwaltet.

Die Gewerkschaft Verdi wirft den Kirchen Verantwortungslosigkeit gegenüber den Mitarbeitern, „Kapitalismus in Reinkultur“ und Verstoß gegen die katholische Soziallehre vor. Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, betonte hingegen, die Kirche sei vom gestiegenen Kapitalbedarf überrascht worden. „Wir konnten es als Gesellschafter nicht verantworten, auf absehbare Zeit dreistellige Millionensummen aus Kirchensteuermitteln zu investieren“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“.

Weltbild hatte den digitalen Wandel der Buchbranche verschlafen. Obwohl das Unternehmen einer der größten Onlinebuchhändler hierzulande ist, kann es offenbar nicht gegen Konkurrenten wie Amazon bestehen. Für einen Umbau hatten die Bistümer bereits mehr als 60 Millionen Euro zugesagt. Als sie am Donnerstag erfuhren, dass der Bedarf sich mindestens eher im unteren dreistelligen Millionenbereich bewegt, winkten sie ab. Konservative Kreise wären den Verlag schon vor Jahren gerne losgeworden: Weltbild vertreibt auch erotische und esoterische Literatur. Ein Käufer für das Unternehmen fand sich aber nicht. dpa/sf

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