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Kaum weniger Jobsuchende: Für die Arbeitsämter bleibt künftig genug zu tun. Foto: dpa

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Wirtschaft: Wenig Hoffnung für Arbeitslose

Der Arbeitsmarkt stagniert – Volkswirte überrascht das nicht, Gewerkschafter sind besorgt.

Berlin - Der Zenit ist offenbar erreicht. „Es gibt keine Anzeichen dafür, dass es im kommenden Jahr wesentlich besser wird, aber auch keine, dass es wesentlich schlechter wird“, warf BA-Chef Frank-Jürgen Weise am Donnerstag einen Blick auf 2013. Gleichzeitig präsentierte er in Nürnberg mit den Arbeitslosenzahlen für September die schwächste Herbstbelebung seit vier Jahren. Demnach ging die Zahl der Erwerbslosen im September zum Vormonat nur noch um 117 000 auf 2,788 Millionen zurück. Seit 2008 war die Zahl am Ende des Sommers deutlich stärker gefallen. Verglichen mit September 2011 waren jetzt lediglich 7000 Menschen weniger ohne Arbeit. Die Quote sank im Bundesdurchschnitt um 0,3 Prozentpunkte auf 6,5 Prozent.

Die Euro-Krise und die damit verbundene Zurückhaltung der Unternehmen ist allerdings schon länger sichtbar. Saisonbereinigt steigt die Zahl der Erwerbslosen bereits seit einem halben Jahr, im September um 9000. Tatsächlich sieht auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) schwindende Chancen für diejenigen, die ohne einen Job sind. Gleichzeitig sei die Gefahr, die Arbeit zu verlieren, weiterhin sehr gering. Derzeit treffe ein Jobverlust lediglich neun von 1000 Beschäftigten – genauso viele wie im Vorjahr.

In Berlin entwickelte sich der Arbeitsmarkt besser als im Durchschnitt. Im abgelaufenen Monat waren in der Bundeshauptstadt nach Angaben der regionalen Arbeitsagentur 207 914 Menschen ohne einen Job, knapp 7000 weniger als im August und gut 12 500 weniger als vor einem Jahr. Trotz eines Rückgangs um 0,4 Punkte ist die Quote mit 11,8 Prozent weiterhin die höchste aller Bundesländer. An der Spitze steht Bayern mit 3,5 Prozent Arbeitslosen.

Volkswirte stützen die positive Einschätzung von BA-Chef Weise. Auch wenn die Herbstbelebung schwächer ausfalle: „Es gibt keinen Grund zur Panik“, sagte Ferdinand Fichtner, Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, dem Tagesspiegel. „Angesichts der Krise in Europa und der schwächelnden Weltkonjunktur ist die Lage am deutschen Arbeitsmarkt super.“ Zwar gebe es keinen Zuwachs bei der Beschäftigung, während die Arbeitslosigkeit steige. Dies könne auch die Wintermonate anhalten. „Dennoch glauben wir, dass es sich um eine temporäre Schwächephase handelt“, erläuterte Fichtner. Unternehmen würden nicht in großer Zahl Menschen entlassen, sondern – wie in der Krise 2008/09 – auf Überstundenabbau und Kurzarbeit setzen.

In der Wirtschaft überwiegt dann auch trotz eines sich verlangsamenden Wachstums eher die Sorge, nicht ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Die Arbeitgebervereinigung BDA nutzte die aktuellen Zahlen, um ihren Unmut über das geplante Betreuungsgeld der schwarz-gelben Bundesregierung zu unterstreichen. Wegen des demografischen Wandels sei es unverzichtbar, bislang brachliegende Potenziale zu heben: etwa Frauen, die unfreiwillig nur teilweise oder gar nicht erwerbstätig seien. Die Kinderbetreuung müsse deshalb schnell ausgebaut werden, das Betreuungsgeld sei bestenfalls überflüssig, argumentiert die BDA.

Besorgt zeigten sich ebenso die Gewerkschaften, wenn auch in eine ganz andere Richtung. In der konjunkturellen Schwächephase seien vor allem Leiharbeiter von Entlassung bedroht, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach in Berlin. Zudem erhielten gegenwärtig 13 Prozent weniger Arbeitslose als im Vorjahr eine Förderung für berufliche Weiterbildung. „So produzieren wir den Fachkräftemangel von morgen“.

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