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Wirtschaft: Weniger Wachstum und weniger Arbeitslose

Herbstgutachten: Konsum stützt die Konjunktur

Berlin - Der Aufschwung wird schwächer, bricht aber nicht ab. Das schreiben die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Gemeinschaftsdiagnose für das Bundeswirtschaftsministerium, die dem „Handelsblatt“ vorliegt. Das Wirtschaftswachstum wird danach in diesem Jahr 2,6 Prozent erreichen und sich im kommenden Jahr auf 2,2 Prozent verlangsamen. Die Institute wollen das Herbstgutachten am heutigen Donnerstag veröffentlichen.

Dämpfend auf die Konjunktur wirken sich in diesem Jahr laut Gutachten die Mehrwertsteuererhöhung um drei Prozent, der Ölpreisanstieg, der starke Euro und die Finanzmarktturbulenzen infolge der Immobilienkrise in den USA aus. Im kommenden Jahr werde sich die Weltkonjunktur abkühlen. In Deutschland aber soll dann der Konsum die Konjunktur stützen: Das verfügbare Einkommen werde dann dank der Lohnerhöhungen und sinkender Arbeitslosigkeit höher liegen als in den Vorjahren.

Ein Wissenschaftler, der an dem Gutachten mitgearbeitet hat, sagte dem Tagesspiegel, dass die Arbeitslosigkeit zwar weiter sinke, aber langsamer als in diesem Jahr. Für 2007 gehen die Institute von einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 3,78 Millionen aus. 2008 werden noch 3,45 Millionen Menschen ohne Job sein. Die Zahl der Erwerbstätigen soll von 39,8 Millionen auf 40,1 Millionen steigen. Auch Langzeitarbeitslose haben inzwischen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt: Ihre Zahl lag im September um immerhin 355 000 niedriger als noch zu Jahresbeginn.

Die Metallindustrie, mit 3,5 Millionen Beschäftigten der größte Industriebereich hierzulande, hat nach eigenen Angaben in diesem Jahr 76 000 neue Stellen geschaffen. Dieser Bereich, in dessen Mittelpunkt der Maschinenbau und die Fahrzeugindustrie stehen, beschäftigt inzwischen mehr Personal als vor zehn Jahren. Das liegt an der guten Konjunktur: In den ersten acht Monaten haben die Firmen neun Prozent mehr produziert als vor einem Jahr. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall rechnet dank hoher Auftragsbestände mit einer positiven Entwicklung. Doch „auf mittlere Sicht sind der hohe Ölpreis, der starke Euro, die unsichere US-Konjunktur und möglicherweise doch ein Durchschlagen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft ernst zu nehmende Risiken“, heißt es in einer Stellungnahme von Gesamtmetall.

Dagegen liegt nach Ansicht der Bundesbank im starken Euro keine Gefahr für den Aufschwung. „Die Aufwertung des Euro dürfte nur begrenzte Auswirkungen auf die Konjunktur in Deutschland haben“, sagte Bundesbank-Vorstand Hermann Remsperger in Frankfurt. Die Exporte seien weitaus stärker von der Konjunktur in wichtigen Ländern abhängig, als vom Wechselkurs. Für Konjunkturpessimismus in Deutschland sieht Remsperger keinen Anlass. HB/alf

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