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Warenkorb

© Steinert

Teuerungsrate: Wenn der Warenkorb zu viel kostet

Die Preise sind im August im Schnitt nur um 1,9 Prozent gestiegen. Viele Verbraucher erleben das anders - die "gefühlte Inflation" liegt deutlich höher.

Berlin - Die Preise für Butter, Milch und Strom sind im vergangenen Monat kräftig gestiegen – in der Teuerungsrate für August hat sich das aber kaum niedergeschlagen. Mit einem Plus von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat bleibe die Preisentwicklung „auf einem stabilen Niveau“, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit. Derweil kündigt der Energieversorger Eon weitere Preiserhöhungen an.

Viele Verbraucher dürften angesichts der aktuellen Teuerungsrate nur verwundert den Kopf schütteln. Die „gefühlte Inflation“ liegt nach bereits vollzogenen oder angekündigten Preisanhebungen in den Supermärkten deutlich höher.

Die Zahlen der Statistiker bestätigen diesen Eindruck nur zum Teil. So verteuerte sich zwar Butter im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp 37 Prozent (siehe Tabelle), kostete Vollmilch 11,5 Prozent mehr, mussten Verbraucher für Kraftstoffe 7,6 Prozent drauflegen und auch für Strom sieben Prozent mehr bezahlen. Andere Güter wie Heizöl, Gemüse oder Südfrüchte waren dagegen zum Teil deutlich billiger. „Die fast unveränderte Jahresteuerungsrate resultiert aus gegensätzlichen Preisentwicklungen“, erklären die Statistiker. Anders formuliert: „Es gibt Güter, die das Ganze nach unten drücken“, wie Behördenexperte Heinz-Peter Hannappel sagt.

Das liegt daran, dass Butter bei der Inflationsberechnung weniger stark ins Gewicht fällt als die Ausgaben für Brennstoffe oder Verkehr. Für die monatliche Preiserhebung werden jeweils 60 000 Haushalte befragt. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke machen rund zehn Prozent des Warenkorbes aus, der dem Index zugrundeliegt, Wohnung, Wasser, Gas und Brennstoffe fließen dagegen zu einem Drittel ein (siehe Grafik). Die Gewichtung soll die unterschiedliche Bedeutung widerspiegeln, die einzelne Waren und Dienstleistungen im Budget privater Haushalte haben. Alle fünf Jahre wird dieser Warenkorb überarbeitet, der nächste kommt 2008.

Dass Verbraucher zweifeln mögen, ob die Statistik ihr reales Leben wahrheitsgemäß abbildet, finden Ökonomen nicht überraschend. „Jede Person hat ihre individuelle Inflation“, sagt Alexander Koch von der Hypo-Vereinsbank (HVB). „Wenn ich kein Auto habe, habe ich auch eine andere Inflation.“ Außerdem, sagt er, würden gestiegene Rohstoffpreise für Getreide sich nicht unbedingt in einem höheren Preis für Brot niederschlagen, weil sie nur einen Teil der Gesamtkosten ausmachten. Auch Gustav Horn, Chef des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), sagt, die unterschiedliche Wahrnehmung sei „kein Problem des Warenkorbs, sondern Ausdruck der Tatsache, dass bislang die immer noch moderate Lohnentwicklung die Preisimpulse ausgleicht“.

Auch für das Gesamtjahr rechnen die Ökonomen trotz weiter steigender Preise nur mit einer mäßigen Teuerung. Von 1,9 Prozent geht IMK-Chef Horn aus, zwei Prozent erwartet HVB-Experte Koch. Die Hauptursachen sehen sie in der Erhöhung der Mehrwertsteuer und dem zu erwartenden weiteren Preisanstieg für Nahrungsmittel.

Auch bei den Strompreisen sind weitere Erhöhungen absehbar. „Für das, was Strom an Lebensqualität bietet, ist Strom eigentlich zu billig, wenn wir ehrlich sind“, hatte Eon-Chef Wulf Bernotat der „Bild“–Zeitung gesagt. Die Zeiten billiger Energie seien vorbei. Der hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel kündigte Gegenmaßnahmen der Länder an. Hohe Energiekosten, schimpft der CDU-Politiker, schmälerten das private Konsumpotenzial und benachteiligten den Produktionsstandort Deutschland.

Maren Peters

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