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Butler

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Millionärsmesse: Wer hat, der hat

Die Finanzkrise bestimmt die Politik. Das kümmert die Macher der ersten Messe "Millionaire Fair" in München wenig. Von Yachten, Schmuck, edlen Autos bis hin zum Butler oder Luxus-Toilettenwagen ist hier alles zu haben.

München - Krise, welche Krise? Es funkelt und protzt in Münchens Messehalle Nummer sechs. Die Ausstellungsstücke haben es in sich. Blattvergoldete Zigarillos zu 500 Euro das Stück, gewürzt mit einem Diamanten in jeder hundertsten Schachtel. Eine mit 550 Diamanten besetzte Seidendecke und der mündlichen Preisangabe „wahnsinnig hoch“. Da wirken die üblichen Jachten, Villen und Luxusautos schon fast gewöhnlich.

Es ist angerichtet zur ersten Millionäre Fair auf deutschem Boden, einem Spektakel für Superreiche, das an diesem Wochenende über die Bühne geht. Insgesamt ist es die 16. Auflage der vom Niederländer Yves Gijrath 2002 erfundenen Millionärsmesse. Drei Milliarden Euro sind auf den 15 Vorgängerveranstaltungen angeblich umgesetzt worden, Tendenz steigend. Am besten lief es zuletzt in Moskau, wo der dortige Geldadel für eine halbe Milliarde Euro eingekauft hat. 50.000 Besucher waren gekommen.

In München kalkuliert Gijrath mit 20.000 Messegästen. „In Deutschland kann es keinen besseren Ort für eine Millionärsmesse geben“ findet er. Hier scheut sich die betuchte Schickeria nicht, ihren Prunk zur Schau zu stellen, hat man ihm erzählt. Auch die finanzielle Basis stimmt. 453 amtlich gezählte Millionäre wohnen in München, weitere 284 Geldadelige sind es in Umlandgemeinden.

Wer ungesehen von Laufkundschaft einkaufen will, wird auf die gut 100 Stände wie den von Caviar House oder der International Butler Academy persönlich eingeladen. Über die Namen von Kunden und teils auch die Preise des Angebots spricht man nicht.

Gut 250 000 Euro per annum müsse man für einen guten Butler schon veranschlagen, ist zu erfahren. Betuchte Wirtschaftsbosse oder reiche Filmstars kämen teils persönlich, teils vertreten durch Geschmacksberater und ähnliche Abgesandte, heißt es.

Auch die global tobende Finanzkrise konnte die Messemacher nicht erschüttern. Weder bei Ausstellern noch bei angemeldeten Besuchern habe es Absagen gegeben, versichert der für die Münchner Schau verantwortliche Klaas Simon Obma. Die Zielgruppe Broker und Finanzdienstleister werde man diesmal allerdings nicht erreichen, räumt er ein. Ansonsten baut Obma auf das Angebot. „Unsere Messe ist das Gegenteil der Spekulationsblasen an den Finanzmärkten“, betont der Niederländer.

Hier gebe es Werte zum Anfassen.

Insgesamt soll die ausgestellte Ware knapp eine Milliarde Euro teuer sein. Einen mit edlen Swarovski-Steinen besetzten Mercedes, der noch bei der Millionärsmesse in Moskau glitzerte, sucht man in München allerdings vergeblich. „So was geht nur in Russland“, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Auch nach München sind allerdings rund 30 Privatjets aus Moskau eingeschwebt, um dem örtlichen Geldadel mit oligarchischer Kaufkraft zu unterstützen. Zur Unterhaltung wurde auch Magier Hans Klok aus Las Vegas eingeflogen.

Vor der Halle demonstriert indessen eine Schar weniger Betuchter unter dem Motto „Euer Reich-Tun kotzt uns an“ und inszeniert dabei einen Sklavenmarkt. Ein Demonstrant versucht dem Thema „Working Poor“ Aufmerksamkeit zu verschaffen, also dem um sich greifenden Phänomen, trotz Arbeit arm zu sein. In Halle sechs ist das kein Gesprächsstoff.

Nach Amsterdam, Shanghai, Moskau und München soll die Millionäre Fair demnächst auch nach Istanbul, Delhi und Dubai gehen.

Und Zeitschriftenverleger Gijrath, der sich mit dem Ausspruch zitieren lässt, „man sollte fünf Millionen Euro besitzen, um ein einigermaßen komfortables Leben zu führen“, denkt noch weiter. Einen TV-Sender für Millionäre gedenkt er zu gründen und den Namen „Billionaire Fair“ hat er sich schützen lassen. Letzteres sei aber nur Vorsorge und eine Milliardärsmesse derzeit nicht geplant, sagt ein Mitarbeiterin. Thomas Magenheim-Hörmann

Thomas Magenheim-Hörmann

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