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Flugreisen: Wie billig ist billig?

Wer verreisen will, sollte die Angebote aller Airlines vergleichen. Denn manchmal sind die Billigflieger ganz schön teurer.

Das Angebot klingt unschlagbar. Für null Euro im Juli von Berlin nach Stockholm und zurück. Zwar beläuft sich die endgültige Summe nach mehreren Buchungsschritten auf knapp 50 Euro. Aber damit kostet das Ryanair-Angebot immer noch weniger als ein Sechstel des vergleichbaren Lufthansa-Fluges. Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn die Reise schon am kommenden Samstag stattfinden soll: Dann verlangt Deutschlands größte Fluggesellschaft etwa das Zehnfache dessen, was die Iren berechnen. Doch diese spektakulären Sonderangebote sind selbst bei Ryanair, Europas größtem Billigflieger, eine Ausnahme. Auch hier werden die Flugtickets teurer.

Die Kosten steigen

Immer stärker belasten die höheren Kosten die Unternehmen – vor allem der stetig steigende Kerosinpreis. Darunter leiden die Billigflieger genauso wie die Linienflieger. Doch Ersteren geht schneller das Geld aus, nicht nur europaweit sind weitere Übernahmen und Fusionen daher mehr als wahrscheinlich. Das könnte den Preisanstieg beschleunigen und den Verbrauchern eine neue Erfahrung bescheren. Denn bislang ist das Fliegen immer billiger geworden. Das liegt vor allem an der starken Konkurrenz. Bei einem aktuellen Vergleich lässt sich feststellen, dass auf besonders wettbewerbsintensiven Strecken wie nach London oder Rom die Preise purzeln. Wer im Sommer von Berlin in die ewige Stadt fliegen möchte, zahlt für Hin- und Rückflug keine 200 Euro – egal ob Linien- oder Billigflieger (siehe Grafik). Ein Flug nach Lissabon dagegen, eine Verbindung, die Ryanair zum Beispiel gar nicht anbietet, kann richtig teuer werden. Auf dieser Strecke zeigt sich auch, wie stark die klassischen Fluggesellschaften in den Wettbewerb mit ihrer Billigkonkurrenz eingestiegen sind: Ein Air-Berlin-Flug kostet für Mitte Juli derzeit 569 Euro, der deutsche Marktführer Lufthansa berechnet gut 200 Euro weniger.

Nicht alles ist billig

Air Berlin ist ein gutes Beispiel für die Veränderung der Branche. Durch mehrere Zukäufe hat sich der einstige Billigflieger zu einem Zwitter entwickelt: Auf manchen Strecken kämpft die Fluggesellschaft weiterhin im Billigsegment. Auf anderen dagegen, zum Beispiel seit der Übernahme der LTU bei New-York-Flügen, ist die Fluglinie ähnlich teuer wie die Lufthansa. Denn diese bietet inzwischen, in Anlehnung an das Billigmodell, ebenfalls günstige „Basic“-Tarife an. Allerdings mit dem Nachteil, dass die Gebühren im Falle einer Umbuchung hoch sind. Und auf innereuropäischen Strecken werden Flüge nicht erstattet. Bei Transatlantikflügen ist das immerhin gegen eine Gebühr von 150 Euro möglich.

Früh buchen

Im Allgemeinen gilt: Außerhalb der Hauptverkehrszeiten ist es günstiger. Wer es sich also leisten kann, sollte nicht am Wochenende und nicht in den Hauptferienzeiten verreisen. Und: Je näher ein Abflugtermin rückt, desto teurer wird das Ticket. Doch gibt es auch hier Ausnahmen von der Regel, etwa wenn Billigflieger ihre Maschinen nicht voll bekommen. Dann können Preise kurzfristig noch gesenkt werden. Darauf spekulieren sollte man jedoch nicht.

Auf das Kleingedruckte achten

Wer wirklich das jeweils günstigste Angebot ergattern möchte, muss genau recherchieren. Lockangebote von sieben oder elf Euro sind am Ende doch oft wesentlich teurer. Denn viele Fluggesellschaften tricksen immer noch gewaltig – obwohl die EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva schon Konsequenzen angedroht hat, falls die Unternehmen ihr Geschäftsgebaren nicht ändern. So kostet bei fast allen Anbietern eine Online-Buchung per Kreditkarte mehrere Euro Aufschlag. Darauf hingewiesen wird aber oft nur in einer kleinen Fußnote. Daher rät Sabine Fischer, Reiserechtsexpertin der Verbraucherzentrale Brandenburg, am besten immer in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Unternehmen zu schauen. „Da sind alle Kosten aufgeführt, die zusätzlich anfallen – auch für den Fall einer Umbuchung oder Stornierung“, sagt die Verbraucherschützerin.

Vergleichen lohnt sich

Einen Anhaltspunkt auf der Suche nach dem günstigsten Angebot liefern Suchmaschinen im Internet, die die Preise mehrerer Anbieter vergleichen. Opodo, Expedia, Airliner Direct oder Billigflieger.de – das Angebot an Suchmaschinen wächst ständig. Sie listen übersichtlich den günstigsten Preis zuerst auf. Allerdings sind auf den ersten Blick oft noch nicht alle Kosten enthalten. Steuern und Gebühren, Abfertigungs-, Service- oder Gepäckgebühren – die Kreativität der Fluggesellschaften kennt in diesem Punkt keine Grenzen. Zudem lohnt sich auch hier ein Blick in die AGB der Suchmaschinenanbieter. Denn fast immer wird für die Vermittlung einer Reise eine Servicepauschale erhoben, die zudem im Falle einer Stornierung nicht erstattet wird. So lohnt es meist, sich über die günstigsten Angebote zu informieren, dann aber im Anschluss den Originalpreis auf der jeweiligen Homepage nachzuschauen. Dafür sollte die Internetseite der betreffenden Fluglinie in einem neuen Fenster aufgerufen werden. Denn wer über den Link auf die Homepage der Fluglinie gelangt, zahlt im Anschluss oft ebenfalls eine Gebühr.

Entfernung vom Flughafen zum Zielort

Nicht unterschätzt werden sollte zudem die Entfernung des jeweiligen Flughafens vom eigentlichen Zielort. Gerade Billigflieger sind dafür bekannt, weit abseits gelegene Regionalflughäfen anzufliegen – aber dennoch mit einem bekannten Städtenamen dafür zu werben: Frankfurt-Hahn, das näher an Koblenz als an Frankfurt am Main liegt, oder London-Stansted sind nur zwei Beispiele für eine gängige Praxis. Denn das Geschäftsmodell der Billigflieger beruht darauf, abseits der übervollen Großflughäfen, wo Wachstum kaum noch möglich ist, Nischen zu bedienen. So machen sich die Billigflieger untereinander derzeit auch nur geringe Konkurrenz: Gerade einmal auf 27 der von den 20 in Deutschland aktiven Billigflieger insgesamt beflogenen Strecken konkurrieren zwei von ihnen miteinander, heißt es im aktuellen „Low Cost Monitor“, der regelmäßig vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und dem Flughafenverband ADV herausgebracht wird. Wenn aber der Transport von Stansted in die Londoner Innenstadt dann mit mindestens jeweils gut 20 Euro zusätzlich zu Buche schlägt, ist der vermeintliche Schnäppchenflug ganz schnell keiner mehr.

Kerosinzuschläge

Es läuft immer ähnlich ab: Prescht die eine Fluglinie mit einer Erhöhung ihrer Treibstoffzuschläge voraus, ziehen die Wettbewerber kurze Zeit später nach. Offiziell fallen vielleicht die Ticketpreise, aber diese Zuschläge sind häufig höher als der eigentliche Flugpreis. Auf diese Weise ist es möglich, durch höhere Zuschläge günstigere Nettopreise anzubieten. Wer von Berlin nach New York fliegt, zahlt da bereits zwischen 150 und 160 Euro. Innerhalb Europas beträgt die Abgabe meist knapp 20 Euro. Easyjet und Ryanair verzichten zwar ganz auf diese Gebühr. Sie berechnen dafür aber Gepäckgebühren. Und trotzdem bietet Ryanair weiterhin im Schnitt die günstigsten Flüge – allerdings von Berlin bisher erst auf sieben Strecken.

Juliane Schäuble

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