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Wirtschaft: Winzer protestieren: Weintrinker sollen Pfand zahlen

Schnaps- und Schampustrinker dürfen sich freuen: Sie sollen nicht von den Plänen des Bundesumweltministeriums für ein Pfand auf Einwegverpackungen betroffen sein. Während künftig für alle Getränkedosen ein Pfand von 50 Pfennig fällig wird, sollen bei Einwegflaschen zahlreiche Ausnahmen zugelassen werden.

Schnaps- und Schampustrinker dürfen sich freuen: Sie sollen nicht von den Plänen des Bundesumweltministeriums für ein Pfand auf Einwegverpackungen betroffen sein. Während künftig für alle Getränkedosen ein Pfand von 50 Pfennig fällig wird, sollen bei Einwegflaschen zahlreiche Ausnahmen zugelassen werden. Einen entsprechenden Bericht des Maganzins "Der Spiegel" bestätigte das Umweltministerium am Sonntag in Berlin. Käufer von Flaschenweinen sollen danach ein Pfand entrichten. Ausgenommen seien "Perl-, Schaum-, Wermut- und Dessertweine". Neben Schnaps und Schampus sollen nach dem Papier auch Kondensmilch und Kaffeesahne nicht mit einem Pfand belegt werden. Der Grund: Pfand werde nur dort erhoben, wo es eine umweltfreundliche Alternative gebe - also etwa Mehrwegflaschen. Dies sei aber bei Sekt- oder Schnapsflaschen nicht der Fall. Die Verbraucher hätten keine Alternative, erklärte ein Ministeriumssprecher.

Wegen der vorgesehenen Pfandpflicht für Weinflaschen protestieren nach Angaben der "Bild"-Zeitung nun auch die deutschen Winzer. Sie befürchten erhebliche Mehrkosten für sich und die Verbraucher. "Bei einem Pflichtpfand müsste ein Rücknahmesystem für Weinflaschen aufgebaut werden", sagte der Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, Norbert Weber, der Zeitung. "Die Kosten dafür würden Winzer und Verbraucher tragen." Kritik übte auch der Weinbau-Minister von Rheinland-Pfalz, Hans-Artur Bauckhage (FDP): "Eine Pfandpflicht für Weinflaschen wäre ein Stück aus dem Tollhaus."

Hintergrund der umstrittenen Pfandpläne von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) ist die noch von der früheren Bundesregierung verabschiedete Verpackungsverordnung. Diese schreibt für Verpackungen einen Mindestanteil der Mehrwegsysteme von 72 Prozent vor. Die Umweltminister von Bund und Ländern - außer Rheinland-Pfalz - hatten sich Ende Oktober auf die Erhebung von Pfand für alle Getränkeverpackungen geeinigt. Dabei soll die Pfandhöhe nach "ökologisch vorteilhaften" und "ökologisch nachteiligen" Verpackungen differenziert werden. Die Novellierung der Verpackungsverordnung soll frühestens zum 1.1.2002 in Kraft treten. Trittin bezifferte die Kosten für die Aufstellung von Rücknahmeautomaten für Dosen und Einwegflaschen auf 600 bis 900 Millionen Mark.

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