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Wirtschaft: "Wir haben keine Kratzer abbekommen"

Deutsche Banken dementieren Verluste im Südostasien-Geschäft / Kritik am WährungsfondsVON ROLF OBERTREIS HONGKONG.Deutsche Top-Banker sehen sich in den Gesprächen rund um die Jahresversammlung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Hongkong vor allem mit zwei Themen konfrontiert: Wieviel Geld haben deutsche Banken in der Finanzkrise in Südostasien verloren?

Deutsche Banken dementieren Verluste im Südostasien-Geschäft / Kritik am WährungsfondsVON ROLF OBERTREIS

HONGKONG.Deutsche Top-Banker sehen sich in den Gesprächen rund um die Jahresversammlung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Hongkong vor allem mit zwei Themen konfrontiert: Wieviel Geld haben deutsche Banken in der Finanzkrise in Südostasien verloren? Und welche Auswirkungen hat der Euro auf die internationalen Finanzmärkte? In beiden Fällen zeigen die Spitzen von Deutscher, Dresdner und Commerzbank Gelassenheit.Die Krise hat sie angeblich keine müde Mark gekostet, weil sie vorsichtig genug agiert hätten.Und der Euro werde die Märkte stabilisieren, er werde nicht zu einer Festung Europa führen, was offenbar einige asiatische Staaten befürchten. "Unsere Engagements in der Region sind in trockenen Tüchern", sagt Martin Kohlhaussen, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Banken und im Hauptberuf Vorstandssprecher der Commerzbank."Wir haben keine Kratzer abgekriegt." Ursache dafür sei das vorsichtige Vorgehen der deutschen Banken, die sich in der Kreditvergabe etwa auf dem thailändischen Immobilienmarkt angeblich stark zurückgehalten haben.Gerüchte, die deutschen Großbanken hätten in Südostasien 500 Mill.Dollar ausgeliehen, kommentiert er in Hongkong nicht.Am stärksten betroffen sind zweifellos japanische Banken, die angeblich auf Krediten von 13 Mrd.Dollar sitzen und jetzt kräftig abschreiben müssen.Das einzige Geldhaus, das sich in Hongkong etwas tiefer in die Karten schauen läßt, ist die Deutsche Bank."Wir haben im Kreditbereich Abschreibungen, aber die sind nicht substantiell", sagt Vorstandssprecher Rolf Breuer.Aber durch andere Geschäfte habe man dies mehr als ausgeglichen."Im Gegenteil, wir haben sogar den einen oder anderen guten Abschluß gemacht." Das Ergebnis der Deutschen Bank in der Region von Indien bis Australien sei im ersten Halbjahr um 46 Prozent gestiegen und trage zehn Prozent zum Gesamtergebnis des Konzerns bei. Die deutschen Geldhäuser stehen weiter zu Asien.Am langfristigen Engagement gebe es keinen Zweifel.Die Märkte in Ostasien würden sich bald wieder stabilisieren, sagt Kohlhaussen.Aber die deutschen Banker betonen auch, daß weiter Gefahren bestehen.Nach den jüngsten Reformen in China sind sie zwar auch für dieses Land zuversichtlich."Aber wir beachten nicht nur dort die hohen Risiken", sagt Breuer.Thailand, betont er auch, sei nicht das Ende des asiatischen Modells.Aber man könne sich nicht viele solcher Beispiele leisten. Die Banker aus Deutschland wünschen sich allerdings eine bessere Aufsicht durch den IWF.Der Fonds hat in ihren Augen nicht gerade versagt, aber Kohlhaussen etwa wundert sich, daß sich die IWFler in Hongkong so kräftig auf die eigene Schulter klopfen."Ich hätte erwartet, daß der Fonds früher eingreift." Deutsche Bank-Chef Breuer führt dies aber auch auf die Kompetenzen des Fonds zurück."Der IWF ist ein zahnloser Tiger, beißen kann er nicht." Es stelle sich die Frage, ob man diesem Tiger Zähne einsetzen müsse."Das Thema ist ungelöst." Kohlhaussen warnt allerdings davor, kritische IWF-Analysen über einzelne Länder zu früh zu veröffentlichen."Das führt in der Regel zum Tod des Patienten." Immerhin begrüßen die Banker die in Hongkong publizierten 25 Regeln für solide Finanzinstitutionen, die jetzt weltweit angewendet werden sollen. In Sachen Euro mußten sich die Banker in Hongkong zwar viele Fragen anhören, aber alle Bedenken hätten ausgeräumt werden können.Die asiatischen Finanzminister etwa hätten die Sorge geäußert, daß der Euro Symbol, ja sogar Waffe einer neuen Festung Europa sei.Dies habe man klar entkräften können, heißt es nicht nur bei den Banken, sondern auch aus der Delegation von Finanzminister Waigel."Der Euro gilt als echte Alternative und sehr stark akzeptierte Option."

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