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Wirtschaft: Wir sind Deutschland!

Plötzlich sind alle meine arabischen Geschäftspartner Deutschland-Fans, und ich bin ihr Klinsmann. „Sieh zu, dass ihr Weltmeister werdet!

Plötzlich sind alle meine arabischen Geschäftspartner Deutschland-Fans, und ich bin ihr Klinsmann. „Sieh zu, dass ihr Weltmeister werdet!“, sagt Samir, Manager einer internationalen Nachrichtenagentur für den Mittleren Osten: „Meine Lieblingsmannschaft soll nicht ausscheiden – ich will die ganzen vier Wochen Spaß an der WM haben!“ Was bleibt dem Araber auch übrig, als für fremde Mannschaften zu sein? Diesmal können zum Beispiel nur Saudis und Tunesier für das eigene Team fiebern – keines der übrigen 20 arabischen Länder hat sich qualifiziert. Die Fans müssen sich daher jemanden anders suchen. Überwiegend fällt die Wahl auf Deutschland, und das ist schon Tradition. „In Beirut“, so erklärt mein Freund Nabil, der Libanese, „hängen jetzt überall wieder deutsche Fahnen an den Balkons und Autos. 70 Prozent sind für Klinsmanns Elf, 30 Prozent für Brasilien. Die Übrigen für Frankreich.“ Auf seinen Rechenfehler aufmerksam gemacht, wischt er mit der Hand wegwerfend durch die Luft: „Ach, du hast die libanesische Diplomatie immer noch nicht kapiert …“

Das Eröffnungsspiel gucken wir bei 42 Grad direkt am Meer in einer Hotelbar in Dubai. Es sind „Deutsche Wochen“, auf der Speisekarte stehen „Curry-Wurst“, „Frikadelle“ und „Brez’n“. Eine Hand voll deutscher Urlauber und Auswanderer im Trikot, ein Tisch mit Südafrikanern, viele Araber. Der junge Syrer, der das erste Bier bringt, lächelt über das ganze Gesicht und sagt voller Stolz: „Balllack!“ Dass der heute nicht spielt, spielt keine Rolle. Zwei Plätze weiter Rachid, 45 Jahre alt und Marketing-Manager aus dem Libanon. Die Curry-Wurst fand er nicht so lecker, aber das 4:2 von Frings aus dreißig Metern. Zum Abschied legt mir Rachid, der Libanese, den Arm um die Schulter, guckt mir in die Augen und sagt: „Unsere Abwehr muss besser werden – aber ansonsten kommen wir auf jeden Fall ins Finale!“

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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