zum Hauptinhalt
Kanzleramt

© phototek

Wirtschaftskriminalität: Korruption kostet Berlin Millionen

Fast jeder zweite Betrieb in der Region Berlin-Brandenburg ist von Wirtschaftskriminalität betroffen. Laut einer Studie sagen 42 Prozent der Unternehmen, sie seien durch Unterschlagung, Korruption, Produktpiraterie oder andere Vergehen geschädigt worden.

Fast jedes zweite Unternehmen in der Region Berlin-Brandenburg ist in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden. Nach einer Studie des Beratungsunternehmens Pricewaterhouse-Coopers (PwC), die dem Tagesspiegel vorliegt, berichten 42 Prozent der Unternehmen, zum Beispiel durch Unterschlagung, Korruption, Geldwäsche oder Produktpiraterie geschädigt worden zu sein. „Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen“, sagte PwC-Experte Steffen Salvenmoser dieser Zeitung. Den Gesamtschaden für die Wirtschaft in Berlin-Brandenburg beziffert der Experte mit 196 Millionen Euro pro Jahr. Er setzt sich aus den berichteten Verlusten (119 Millionen Euro) und Managementkosten zur Beseitigung der Schäden (77 Millionen Euro) zusammen.

Die Studie ist Teil des „Global Economic Crime Survey“, bei dem PwC weltweit gut 5400 Unternehmen befragt hat, darunter knapp 1200 in Deutschland, 63 davon in Berlin-Brandenburg. Die repräsentativen Ergebnisse sind genauer als die Kriminalitätsstatistik, die nur zur Anzeige gebrachte Delikte berücksichtigt.

Auffällig für die Firmen in Berlin-Brandenburg: die Kriminalitätsbelastung liegt unter dem Bundesdurchschnitt, aber zum Teil deutlich über dem Schnitt der neuen Bundesländer (siehe Grafik). Vergleichsweise gering fällt der durchschnittliche Schaden pro Unternehmen aus: 314 000 Euro. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen lag der Schaden laut PwC im Schnitt bei 1,8 Millionen Euro.

Ausreißer nach oben gab es in der Region beim Thema Schmiergeldzahlung. Fast jedes fünfte Unternehmen (17 Prozent) räumte ein, mindestens einmal in den vergangenen zwei Jahren zur Zahlung von Schmiergeld aufgefordert worden zu sein – und zwar im innerdeutschen Geschäftsverkehr. „Das ist signifikant mehr als im Bundesdurchschnitt, wo dies nur 13 Prozent der Firmen betrifft“, sagte Salvenmoser. Korruption ist für Berliner Firmen vor allem im Geschäft mit zentral- und osteuropäischen Partnern ein Thema: von zwei Dritteln der befragten Firmen wurde hier schon Schmiergeld verlangt. Bundesweit berichteten nur 31 Prozent der Unternehmen davon.

„Wirtschaftskriminalität ist nicht nur ein Thema für die Großen“, sagte PwC- Experte Salvenmoser mit Blick auf die eher mittelständische Wirtschaft in der Hauptstadtregion. Milliardenschwere Korruptionsfälle wie bei Siemens hätten kleinere Unternehmen sensibel für das Thema gemacht. „Viele treibt die Angst, persönlich haftbar gemacht zu werden“, sagte Salvenmoser. Bei der Vorsorge heben sich die Berliner Unternehmen denn auch positiv vom Bundestrend ab: 28 Prozent haben ein Antikorruptionsprogramm oder entsprechende Richtlinien. Bundesweit sind es nur 15 Prozent.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false