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Wirtschaftswachstum: Firmen ignorieren Hiobsbotschaften

Die Stimmung der Wirtschaft hellt sich erneut auf – trotz Bankenkrise und Rekorden bei Ölpreis und Euro. Firmen wollen weiterhin neue Mitarbeiter einstellen.

Berlin - Die Finanzkrise, das teure Öl und der hohe Euro-Wechselkurs haben der Stimmung der deutschen Unternehmen im März bislang nichts anhaben können. Der Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts kletterte am Mittwoch überraschend um 0,7 auf 104,8 Punkte. Dies ist bereits der dritte Anstieg in Folge. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Konjunktur in Deutschland mit Jahresbeginn an Schubkraft gewonnen hat“, kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Die meisten Fachleute hatten angesichts der ungünstigen Vorzeichen mit deutlich mehr Pessimismus gerechnet. Die Börse reagierte daher mit Kursaufschlägen, drehte später aber aufgrund der mäßigen Prognose der Deutschen Bank ins Minus. Der Euro gewann im Verhältnis zum Dollar etwa einen Cent. In der Ifo-Erhebung hatten die 7000 befragten Firmen ihre aktuelle Lage deutlich besser als im Februar eingeschätzt, bei den Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate gab es eine leichte Verbesserung. Der Index gilt als verlässlichster Frühindikator für die Konjunktur.

In der Studie äußerten sich fast alle Branchen zuversichtlicher. So schätzte die Industrie ihre Exportaussichten besser ein, obwohl der starke Euro ihre Produkte in Übersee teurer macht. Außerdem wollen die Firmen weiterhin neue Mitarbeiter einstellen. Auch in der Bauwirtschaft und im Großhandel hellte sich das Klima auf. Nur im Einzelhandel trübte sich die Stimmung nach dem kräftigen Anstieg im Februar wieder etwas ein.

Ökonomen werteten die Stimmungsdaten als Beleg für die gute Konstitution der Unternehmen. „Deutsche Firmen sind wegen der Umstrukturierungen der letzten Jahre besser aufgestellt als ihre Konkurrenten in der Eurozone“, sagte Sebastian Wanke, Deutschland-Experte der Deka-Bank, dieser Zeitung. Zudem gebe es für viele der hochspeziellen Produkte keine Alternativen von der Konkurrenz. „Deshalb sind sie weniger auf eine Fremdfinanzierung durch Banken angewiesen und spüren von der Finanzkrise erst wenig.“ Das könne sich ändern, wenn die Lage auf Dauer so schlecht bleibe. Wanke: „Das ist eine Zeitbombe.“

Das vermutet auch Andreas Rees, Deutschland-Chefökonom bei Unicredit. „Der starke Euro und die abstürzende US-Wirtschaft werden in der zweiten Jahreshälfte ihre Spuren bei der deutschen Wirtschaft hinterlassen.“ Momentan hätten die deutschen Firmen noch ein gutes Auftragspolster, vor allem aus den aufstrebenden Industrieländern. Die Bundesregierung will daher bei ihrer Wachstumsvorhersage von 1,7 Prozent bleiben. Es gebe derzeit „keinen Grund, von unseren bisherigen Prognosen abzurücken“, sagte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) dem „Handelsblatt“.

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