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Wirtschaft: World of Medicine: Neue Technik in Giovane Elbers Knie

Giovane Elber hätte Peter P. Wiest keinen größeren Gefallen tun können: Nur zwölf Tage nach seiner Kniegelenksoperation schoss der Stürmer des FC Bayern München am 1.

Giovane Elber hätte Peter P. Wiest keinen größeren Gefallen tun können: Nur zwölf Tage nach seiner Kniegelenksoperation schoss der Stürmer des FC Bayern München am 1. Mai das entscheidende 1:0 im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid - und küsste sich anschließend dankbar aufs Knie. "Ausgerechnet mit links hat er geschossen", sagt Wiest. Ausgerechnet mit dem Bein, an dem kurz zuvor noch die Chirurgen herumgewerkelt hatten. Das Tor war auch für den Berliner Unternehmer ein Glücksfall: Es hat eine Technik in die Schlagzeilen gebracht, zu dessen Wegbereitern er sich zählt: die minimal-invasive Chirurgie.

Wiest ist Gründer und Chef des Berliner Medizintechnik-Unternehmens World of Medicine, kurz WOM. In wenigen Tagen, am 13. Juni, will er den Sprung an den Neuen Markt der Frankfurter Börse wagen. Die Zeichnungsfrist für die bis zu 2,5 Millionen Aktien beginnt am kommenden Mittwoch, Konsortialbanken sind die DG Bank, Concord Effekten und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank. In diesem Jahr ist WOM der neunte Börsenneuling am Neuen Markt. Händler erwarten eine Preisspanne von neun bis 13 Euro.

Der Unterstützung der Börsenblätter ist sich das Unternehmen bereits sicher: Die meisten haben die Aktie zum Zeichnen empfohlen. Auch darum macht sich der 54-jährige Wiest keine allzu große Sorge, dass der Schritt in das wacklige Wachstumssegment misslingen könnte. Im Vergleich zu den vielen jungen Firmen, die am Neuen Markt gescheitert sind, sieht er sich klar im Vorteil. "Wir machen schon lange Gewinne." Knapp 1,7 Millionen Mark vor Zinsen und Steuern waren es im letzten Jahr.

Mehr als 25 Jahre ist es her, dass der Ingenieur-Student Peter P. Wiest in einem Kreuzberger Hinterhof sein erstes medizinisches Gerät zur Gebärmutterspiegelung entwickelte. Die Banken taten sich schwer, ihm das Startkapital von 10 000 Mark zur Verfügung zu stellen. "Die ersten Jahre waren extrem hart", sagt der geborene Tuttlinger, der damals schon eine Frau und zwei kleine Kinder hatte. Aber es ging voran, langsam. 1982 stieg Wiest in das Geschäft mit der Gelenkspiegelung ein, von der Jahre später auch Bayern-Stürmer Giovane Elber profitierte. Mit der WOM-Technik können kleinste Körperhöhlen mit Flüssigkeit erweitert werden. So entsteht Raum für den Arzt, der mit Mini-Kameras und schmalem Gerät - das durch kleine Einstiche eingeführt wird - operiert. Weil das Skalpell im Schrank bleibt, kann der Patient schon wenige Tage später wieder gehen. Inzwischen beschäftigt Wiest 270 Mitarbeiter, die sich auf vier Standorte verteilen. Hauptsitz ist immer noch Berlin.

Doch spätestens, seit das Unternehmen vor dreieinhalb Jahren auch eine Dependance im amerikanischen Orlando/Florida aufgemacht hat, hat Wiest das Blut des Weltmarktes geleckt. "Die USA waren der Durchbruch", sagt er. Von dem im vergangenen Jahr gebuchten Umsatz von 23,6 Millionen Mark entfielen 60 Prozent auf das Ausland und davon 80 Prozent auf die USA, dem "wichtigsten Medizintechnik-Markt der Welt". Nach dem Erfolg in den USA will der drahtige Unternehmer voraussichtlich zum Jahresende auch den Schritt nach Asien wagen. Auch dafür braucht er das Geld aus dem Börsengang. "Wir könnten so weitermachen wie bisher und nur organisch wachsen", sagt Wiest. "Aber der Markt ist heiß. Jetzt geht es darum, sich den Speck zu sichern."

Weltweit wird mit einem starken Wachstum des Marktes für minimal-invasive Chirurgie gerechnet, der Anteil soll von derzeit 15 Prozent auf dann 70 Prozent der Eingriffe steigen. Eine gehörige Portion davon will sich Wiest sichern. Den Erlös aus dem Börsengang will er in den Ausbau des Vertriebs und die Erweiterung der Produktportpalette stecken.

Sorgen um die Zukunft macht er sich nicht. Schon in der Vergangenheit wuchs der Umsatz jährlich um 25 Prozent, und auch jetzt sind die Auftragsbücher gut gefüllt. Hoffnung setzt Wiest vor allem auf seinen neuen Laser U 100, der Gallen- und Nierensteine patientenschonend zertrümmert. Für das Gerät, das erst Ende 2000 eingeführt wurde, liegen bereits 30 Bestellungen vor.

Maren Peters

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