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Wirtschaft: Zentrale verordnet Babcock in Berlin straffen Sparkurs

BERLIN .Gerhard Schröder spekuliert nicht.

BERLIN .Gerhard Schröder spekuliert nicht.Der Betriebsratsvorsitzende der Babcock Kraftwerkstechnik GmbH in Berlin ist mit Prognosen vorsichtig geworden, seit im Frühjahr Pläne aus der Oberhausener Babcock-Zentrale bekannt wurden, nachdem der Standort in der Storkower Straße mit über 400 Beschäftigten geschlossen werden soll.Der Kraftwerksbauer sehe sich angesichts der miserablen Marktsituation zu dem Schritt gezwungen, hieß es seinerzeit."Kahlschlagpolitik" konterten die Gewerkschaften.Das Unternehmen habe nach der Abwicklung großer Kraftwerkprojekte in Ostdeutschland schlicht kein Interesse mehr an dem Berliner Werk."Ob es in Berlin weitergehen kann, ist immer noch reine Spekulation", sagt Gerhard Schröder heute.Und auch in der Oberhausener Zentrale heißt es lapidar: Am Stand der Dinge hat sich seit April nichts geändert, "die Maßnahmen laufen".

Das heißt, von den derzeit 411 Beschäftigten sollen rund 60 noch in diesem Jahr entlassen werden, 1999 weitere 200.135 Mitarbeiter werden nach Eberswalde versetzt.Die IG Metall fürchtet, daß auch diese Stellen früher oder später wegfallen sollen.Da sich Geschäftsführung und Betriebsrat bislang noch auf keinen Sozialplan einigen konnten, wurde die Einigungsstelle eingeschaltet.Am 20.August kommen die Verhandlungspartner zusammen.Ob sich am Zeitplan der "Maßnahmen" wesentliches ändert, ist offen.Hoffnung war bei den Berliner Mitarbeitern zwischenzeitlich aufgekommen, als die Deutsche Babcock Anfang Juli den Wettbewerber Steinmüller übernahm.Vorbehaltlich der Zustimmung der ehemaligen Mehrheitsaktionäre der Philipp Holzmann AG könnte der Deal nach jahrelangen Verhandlungen am 24.August perfekt sein.

In Berlin verfolgt man die Integration von Steinmüller mit Spannung.Das Unternehmen hat Standorte in den neuen Bundesländern unter anderem in Peitz bei Cottbus, die künftig unter einem gemeinsamen Babcock-Dach gemanagt werden müssen.Denkbar wäre in Berlin den Kraftwerksstütz-punkt für Ostdeutschland zu konzentrieren.Bislang bleibt das Modell freilich ein Gedankenspiel, das betonen auch Betriebsrat und Geschäftsführung.In Oberhausen hält man sich mit Zukunftsentwürfen zurück.Die Kraftwerkstechnik werde nach der Steinmüller-Übernahme neu geordnet und strategisch positioniert, davon seien alle Standorte betroffen."Der Kern muß gesund bleiben", so ein Babcock-Sprecher.Ein neues Gerangel um Standorte und Arbeitsplätze im Kraftwerksgeschäft kann sich Babcock nicht leisten.Vorstandschef Klaus Lederer fährt einen eisernen Sanierungskurs, der das Unternehmen in einzelnen Kerngeschäftsfeldern stärken soll.

Ob die von Lederer mit dem Steinmüller-Kauf geschmiedete "größere Einheit" dem Standort Berlin neuen Auftrieb geben könnte? "Man muß von Synergien ausgehen", sagt Betriebsratschef Gerhard Schröder, "aber der Markt wird nicht größer." Alles weitere bleibe "reine Spekulation"!

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