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Arzneimittelreport: "Zu viele und zu teure Medikamente"

Das Gesundheitsministerium beklagt Verschwendung in Milliardenhöhe bei der Verordnung von Medikamenten. Drei Milliarden Euro seien für Arzneien ausgegeben worden, die den Patienten nicht mehr nutzten als preisgünstigere Präparate, hieß es.

Berlin - Bei jedem vierten Medikament, das durch ein billigeres Nachahmer-Medikament, so genannte Generika, ersetzt werden könnte, werde diese Sparmöglichkeit versäumt, sagte die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk (SPD), bei der Vorstellung des Arzneimittelreports 2006 am Montag in Berlin. In Deutschland seien Generika in Deutschland zudem trotz eines von der Bundesregierung durchgesetzten Abschlags von zehn Prozent für die gesetzlichen Krankenkassen immer noch zu teuer. So lägen die Generika-Preise hierzulande "nur leicht unter dem Preis der Originalpräparate", sagte Caspers-Merk weiter. Der Bericht war von der Gmünder Ersatzkasse (GEK) in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen erstellt worden.

Mit 25 Milliarden Euro im Jahr werde für Medikamente deutlich mehr ausgegeben als für die gesamte ärztliche Leistung, sagte Caspers-Merk weiter. Die Patienten müssten besser über wirtschaftlichere Arzneimittel informiert werden. Insbesondere alte Menschen bekämen oft zu viele Medikamente verschrieben. Ärzte dürften aber nicht vorgehen "nach dem Motto: Viel hilft viel", sagte die SPD-Politikerin. Sie wies zudem auf ein Länder-Gefälle bei den Ausgaben für Arzneimittel hin. In Ostdeutschland, Berlin und Hessen werde "deutlich zu viel verordnet", die Ärzte in Schleswig-Holstein, Bayern und Baden-Württemberg verordneten hingegen sehr sparsam. Das neue Gesetz zur Wirtschaftlichkeit bei den Arzneimittelverordnungen hat nach Einschätzung des Gesundheitsministeriums jedoch schon zu einem wirtschaftlicheren Umgang bei der Verschreibung von Medikamenten geführt.

"Wir sind nicht gesünder geworden, aber wir haben mehr Geld ausgegeben", sagte GEK-Vorstand Dieter Hebel. Im Mai dieses Jahres seien die Gesamtausgaben für Arzneitmittel rund zehn Prozent höher gewesen als im Vorjahresmonat. Die Auswirkung des ausgehandelten Generika-Rabatts seien hier jedoch noch nicht eingerechnet. Im Juli werde hoffentlich eine große Liste zuzahlungsfreier Medikamente veröffentlicht, die Patienten zum Drängen auf billigere Alternativmedikamente motivieren solle, sagte Hebel weiter. Einsparungen im Arzneimittelbereich seien auch durch den vermehrten Einkauf bei billigeren Versandapotheken möglich. (tso/dpa)

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