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Wirtschaft: Zwei zu eins

Die Commerzbank zieht einen Schlussstrich – abgeschlossen ist die Integration der Dresdner aber nicht

Frankfurt am Main - Nach 999 Tagen zieht Martin Blessing einen Schlussstrich. Im 50. Stock der Frankfurter Commerzbank-Zentrale gibt sich der Bank- Chef am Freitag vor mehreren Dutzend Kunden entspannt. „Wir haben die Ziellinie in Rekordzeit erreicht“, sagt der Hobby-Marathonläufer. Was er meinte: Nach 999 Tagen sind Commerzbank und Dresdner Bank endgültig eins.

Die Kunden, die bei Häppchen und einem Glas Schampus mitfeiern dürfen, sind zufrieden. Nur manche klagen, dass das Online-Banking der neuen Bank schlechter sei als das der Dresdner Bank. Blessing aber lässt sich nicht irritieren. Im Mittelstandsgeschäft liege man schon vor der Deutschen Bank. „2012 wollen wir ein Betriebsergebnis von vier Milliarden Euro erreichen und danach wollen wir das Ergebnis weiter steigern.“

Das Oster-Wochenende galt für die Commerzbank als letzte große Hürde, um die Integration und letztlich die im September 2008 angekündigte Übernahme der Dresdner Bank endgültig abzuschließen. Über Ostern mussten eine Milliarde Datensätze von Ex-Kunden der Dresdner Bank auf das System der Commerzbank überspielt werden. Heute funktionierten Kontoauszugsdrucker, Geldautomaten, Online-Banking und alles andere ohne Probleme, erklärte Blessing.

Trotzdem ist das größte Integrations- Projekt in der deutschen Bankengeschichte noch nicht abgeschlossen. 400 gelbe und grüne Filialen müssen noch zusammengelegt, also 200 Ableger geschlossen werden. Bis Ende 2012 wird das noch dauern. Auch der Stellenabbau ist nicht abgeschlossen. 5300 der geplanten 9000 Posten sind weggefallen, für weitere 2100 sind die Vereinbarungen unterzeichnet. Die Konditionen für den Abbau der restlichen 1600 Stellen sind noch offen.

Blessing erinnert aber auch daran, dass all das ohne den Steuerzahler nicht denkbar gewesen wäre. Ohne das Geld aus Berlin hätte die Commerzbank nicht nur die Übernahme der Dresdner vergessen können, sondern wäre wohl Anfang 2009 ganz am Ende gewesen. Man sei dafür dankbar, sagt Blessing, und umso erfreuter, dass man früher als geplant den Großteil zurückzahlen könne. 5,3 Milliarden der stillen Einlage des Bundes von 16,2 Milliarden sind bereits überwiesen, der Rest stammt aus der noch bis 6. Juni laufenden zweiten Kapitalerhöhung, so dass die Einlage auf 1,9 Milliarden Euro schmilzt.

Auch dann bleibt die Commerzbank noch zu einem Viertel Staatsbank. Wann Berlin verkauft, ist völlig offen. Geht es nach den Gästen der Feier am Freitag, sollte das so schnell wie möglich passieren. Rolf Obertreis

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