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Wissen: Auf nach Brandenburg Der NC wird in einigen Fächern abgeschafft

Studienbewerber können darauf hoffen, in der Region Berlin-Brandenburg künftig leichter einen Studienplatz zu bekommen. In Brandenburg soll zum Wintersemester der Numerus clausus (NC) in einer Reihe von Studienfächern abgeschafft werden.

Studienbewerber können darauf hoffen, in der Region Berlin-Brandenburg künftig leichter einen Studienplatz zu bekommen. In Brandenburg soll zum Wintersemester der Numerus clausus (NC) in einer Reihe von Studienfächern abgeschafft werden. Abiturienten können sich in den NC-freien Fächern bis zum 30. September einschreiben, ohne sich wie bisher vorher zu bewerben – unabhängig von der Abiturnote.

So hebt die Uni Potsdam den NC in 21 Studiengängen auf. Darunter sind Massenfächer wie Jura oder Anglistik und gewöhnlich weniger nachgefragte wie Theologie und Physik. An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) können sich Bewerber frei für Jura und für Betriebs- und Volkswirtschaftslehre einschreiben. Landesweit sinkt die Quote der NC-Fächer von 51 auf 36 Prozent.

Ein Schritt, der überrascht – schließlich belegen bundesweit immer mehr Hochschulen Studiengänge mit einem NC. Berlin-Brandenburg galt dabei als Vorreiter. 2003 führten die Berliner Unis als Reaktion auf die damaligen Sparpläne des Senats eine flächendeckende Zulassungsbeschränkung ein. Potsdam zog mit einem NC für alle Fächer nach. Die Unis wollten so nicht nur den Andrang in den Massenfächern steuern, sondern auch weniger nachgefragte Studiengänge vor „Parkstudenten“ schützen. Vor Bewerbern also, die in Massenfächern abgewiesen werden und sich dann in Nischenstudiengängen einschreiben, bis sie doch in ihr Wunschfach kommen – ohne je das Studium im Nischenfach aufzunehmen.

Jetzt hat sich offenbar die Strategie bei den Fächern geändert, in denen man zu viele Parkstudenten befürchtete. Das Wissenschaftsministerium, das die NC-Fächer genehmigen muss, habe dieses Jahr noch genauer geprüft, wo Kapazitäten frei seien, sagt Sprecher Holger Drews. Brandenburg müsse verhindern, durch zu harte Zulassungsbeschränkungen potenzielle Studierende abzuschrecken. Grund dafür seien die Verpflichtungen des Hochschulpakts. Die ostdeutschen Länder erhalten das Geld aus dem Pakt unter der Maßgabe, dass sie trotz des Bevölkerungsschwunds im Osten die Zahl der Studienanfänger konstant halten. Brandenburg müsse die aktuelle Zahl von 7500 Studienanfängern pro Jahr also „unbedingt halten“, sagt Drews.

Tatsächlich hätten in den neuen offenen Studiengängen auch bisher schon alle Bewerber trotz NC einen Platz bekommen, sagt Sabine Kunst, Präsidentin der Uni Potsdam. Dazu gehörten eben auch Fächer wie Jura und Anglistik, die andernorts überrannt werden. Zudem seien bei vielen neuen NC-freien Studiengängen als Ausstattung allein Räume und Lehrpersonal nötig. Dort könne man zur Not „auch zwei Studierende zu viel zulassen“. Gleichwohl würde die bessere Betreuung von Bachelorstudenten „nicht aufgegeben“. Janine Nuyken, Vizepräsidentin der Viadrina, sagt, dass sie zwar lieber den NC behalten hätte. „Wir können die Argumente der Politik aber verstehen.“

Könnte der Schritt ein Vorbild für Berlin sein? Der Senat hält sich bedeckt. Die Vereinbarungen zum Hochschulpakt seien so abgefasst, dass die Unis ein „finanzielles Eigeninteresse“ hätten, alle Plätze zu vergeben, sagt eine Sprecherin. Die Unis beharren auf dem flächendeckenden NC. Die Plätze der TU seien zu 105 Prozent belegt, er müsse sich eher darum kümmern, die Überlast in der Lehre abzubauen, sagt Vizepräsident Jörg Steinbach.

Dass Brandenburg nun von Bewerbern überrollt wird, die in Berlin scheitern, befürchtet Sabine Kunst gleichwohl nicht. Die „Dynamik“ bei den Bewerbern im Raum Berlin-Brandenburg sei zwar schwer einzuschätzen. Sie sei aber zuversichtlich, dass ihre Uni den Andrang bewältigen könne. Tilmann Warnecke

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