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Bildungsstreik: Humboldt-Uni wieder besetzt

Nach einem Polizeieinsatz blockierten HU-Studierende das Audimax am Donnerstag im zweiten Anlauf. An der FU ist der Hörsaal 1a der "Rostlaube" weiter besetzt. Und auch an der TU wollten Studierende im Audimax übernachten.

Zwei Universitäten, zwei Welten: Während die Unileitung an der Freien Universität eine mindestens einwöchige Besetzung des größten Hörsaals toleriert, verhinderte die Humboldt-Universität die Blockade des Audimax zunächst mit einem massiven Polizeiaufgebot. Die Proteste richten sich – wie schon beim „Bildungsstreik“ im Sommer – gegen die Studienbedingungen im Bachelor, vor allem gegen eine zu hohe Arbeits- und Prüfungsbelastung. Die Studierenden fordern unter anderem auch einen freien Zugang zum Masterstudium und mehr Mitbestimmung in Hochschulgremien.

Knapp 100 Studierende hätten im Hörsaal 1 a der Freien Universität mit Schlafsäcken und Isomatten übernachtet, sagt Benjamin Stotz, Sprecher des dortigen Bildungsstreikbündnisses. Den Raum in der „Rostlaube“, dem zentralen Gebäude der Geisteswissenschaften in Dahlem, wolle man bis zur nächsten Vollversammlung am kommenden Mittwoch nutzen, „um die Forderungen zu konkretisieren“. Die Leitung der FU gibt sich weiter dialogbereit: Nachdem der Präsident am Mittwoch Verständnis für die Kritik an den Studienbedingungen geäußert hatte, will sich der Kanzler am Freitag zu einem Gespräch mit den Besetzern treffen, um mit ihnen über die Überarbeitung der Bachelorprogramme zu diskutieren.

An der Humboldt-Universität beschloss eine Versammlung von 600 Studierenden am Donnerstagnachmittag, das Audimax erneut zu besetzen und dort bis auf Weiteres keine Lehrveranstaltungen zuzulassen, sagte ein Sprecher der Studierenden. Nach Auskunft des Asta der TU hat auch dort eine Vollversammlung am Nachmittag beschlossen, das Audimax zu besetzen.

Am Mittwochabend hatte die Leitung der Humboldt-Uni den hauseigenen Wachschutz mobilisiert und die Polizei zur Hilfe gerufen, um die Studierenden daran zu hindern, sich im Audimax häuslich einzurichten. Wer Schlafsäcke und Nahrungsmittel dabei hatte, durfte das Gebäude nicht mehr betreten. Polizisten kontrollierten den Zugang zum Unigelände in Mitte bis nach Mitternacht. Einzelne Studierende seien vom Hintereingang an der Dorotheenstraße weggezerrt worden, berichteten Studierende. „Wir fühlten uns provoziert, wollten aber auf keinen Fall eine Konfrontation“, sagt Felix Hermann, ein Sprecher der Besetzer.

Gegen Mitternacht hatte die Leiterin des Präsidialbereichs, Sandra Westerburg, mit einer Gruppe von Studierenden im Audimax einen Kompromiss ausgehandelt: Sie konnten die Nacht im Hörsaal verbringen, würden ihn aber am Morgen für Lehrveranstaltungen freigeben. Am Donnerstagabend sagte HU-Sprecher Thomas Richter, die erneute Besetzung werde von der Unileitung geduldet. Man wolle den Studierenden Raum geben, Ziele zu formulieren. Das Präsidium sei weiter gesprächsbereit.

An der Universität Potsdam wollen die Studierenden die Besetzung des Audimax auch nach über einer Woche weiter aufrechterhalten. Für Freitag ist ein Gespräch zwischen dem Staatssekretär für Bildung, der Unileitung und den Studenten geplant. Der Bologna-Prozess müsse dringend überarbeitet werden, sagt Katja Klebig, eine der Besetzerinnen. So könnten sich Studenten beispielsweise nicht alle Kurse anrechnen lassen, wenn sie die Hochschule wechselten.

Bundesweit sind Hörsäle an 20 Hochschulen besetzt. Neben der FU Berlin, Potsdam, Heidelberg, Marburg, Mainz und Dresden sind am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag auch die Uni Hamburg, die LMU München und die Universität Duisburg-Essen dazugekommen. In Tübingen wurde am frühen Donnerstagmorgen ein Hörsaal geräumt.Amory Burchard (mit ddp)

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