zum Hauptinhalt
Kontrolle. Bei der Mammografie können auffällige Veränderungen in der Brust frühzeitig erkannt werden.

© picture alliance / dpa

Brustkrebs: Sanfter und dennoch sicher

Eine umfassende Analyse zeigt: Brusterhaltende Operationen mit anschließender Bestrahlung können die Überlebenschancen der Patientinnen erhöhen.

Für Frauen, die unter Brustkrebs im frühen Stadium leiden, ist es Glück im Unglück, wenn die Ärzte ihnen eine Behandlung vorschlagen, bei der nur der Tumor mit einem Sicherheitssaum von gesundem Gewebe entfernt und die Brust anschließend bestrahlt wird. Doch bei einigen bleibt die Angst, mit dieser brusterhaltenden Therapie einen unsicheren Weg gewählt zu haben. Die Befürchtung zerstreut eine aktuelle Studie, die jetzt im Fachblatt „Cancer“ veröffentlicht wurde.

Dafür wurden Daten von mehr als 112 000 Patientinnen zwischen 39 und 80 Jahren aus dem kalifornischen Krebsregister ausgewertet. Alle hatten Brustkrebs im Stadium I oder II gehabt und einen der beiden Behandlungswege eingeschlagen: Entfernung der erkrankten Brust oder ein kleinerer Eingriff mit anschließender Bestrahlung. Wie sich zeigte, erhöhte das weniger radikale Vorgehen für einige von ihnen die Lebenserwartung.

Dass der kleinere Eingriff, kombiniert mit der Bestrahlung, für viele Patientinnen eine ebenbürtige Lösung ist, hatten bereits einige gezielt geplante klinische Studien ergeben. Das Besondere der jetzt veröffentlichten rückblickenden Untersuchung: Die Wissenschaftler um Shelley Hwang vom Duke Cancer Institute konnten die großen Datenmengen eines Registers nutzen, und sie verfolgten das Wohl der Frauen im Schnitt über zehn Jahre. In diesem Zeitraum starben 31 000 der betroffenen Frauen, knapp 40 Prozent von ihnen am Brustkrebs.

Etwas mehr als die Hälfte der Studienteilnehmerinnen hatte sich der kleineren Operation mit anschließender Bestrahlung unterzogen. Die Analyse der Krankenakten zeigte, dass vor allem diejenigen unter ihnen, die zum Zeitpunkt der Therapie über 50 Jahre alt waren und deren Tumorgewebe für das Hormon Östrogen empfänglich war, von der Kombinationsbehandlung mit Stahl und Strahl profitierten. Sie hatten ein um 13 Prozent geringeres Risiko, an ihrer Krebserkrankung zu sterben. Die umfassendere Gefahr, im Untersuchungszeitraum an gleich welcher Krankheit zu sterben, war bei ihnen sogar fast um ein Fünftel geringer als bei der Vergleichsgruppe. Da sich bereits in den ersten drei Jahren deutliche Unterschiede zwischen den Gruppen zeigten, ist allerdings nicht auszuschließen, dass die Frauen, die eine brusterhaltende Therapie bekamen, von vornherein etwas gesünder gewesen sein könnten.

Dennoch ist das Ergebnis ermutigend. Denn für auch jüngere Patientinnen und solche mit Tumoren, die keine „Antennen“ für Östrogen hatten, erwies sich die brusterhaltende Operation mit anschließender Bestrahlung als sicher. Auch sie könnten Vertrauen haben, dass die Behandlung gleichwertig, möglicherweise sogar besser sei, kommentiert Hwang. Eine mögliche Erklärung könnte darin liegen, dass die Bestrahlung, die sich auch auf das regionale Lymphabflussgebiet erstreckt, Metastasen (Absiedlungen) des Tumors vorbeugt. „Darauf deuten Studien, die kürzlich beim Kongress der amerikanischen Krebsgesellschaft vorgestellt wurden“, sagt Michael Untch vom Interdisziplinären Brustzentrum am Helios-Klinikum in Berlin-Buch. Er verweist darauf, dass in Deutschland ohnehin weit mehr Frauen in frühen Stadien der Krebserkrankung brusterhaltend behandelt werden als in den USA.

Die jetzt vorgestellte Studie ist nebenbei auch ein wichtiger Beleg dafür, wie wichtig klinische Krebsregister sind, wenn Wissenschaftler den langfristigen Erfolg verschiedener Therapien im „echten Leben“ vergleichen möchten. Darin sind andere Staaten Deutschland weit voraus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false