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In flüssigkeitsgefüllten Glasbehältern sind präparierte Reptilien zu sehen.

© HU Berlin/Heike Zappe

Bundesweit 900 universitäre Sammlungen: Neues Leben für alte Präparate

Ein neues Online-Portal gibt erstmals einen Überblick über die knapp 900 Sammlungen in den Archiven der Universitäten in Deutschland. So sollen die alten Präparate auch neuen Nutzungen zugänglich gemacht werden.

Das Lautarchiv und das Phonoarchiv der Humboldt-Universität (HU) stehen vor dem großen Sprung in die Öffentlichkeit. Aus ihren historischen Räumen sollen sie ins Humboldt-Forum am Schlossplatz umziehen, dort ab 2019 gemeinsam mit Gastwissenschaftlern neu erschlossen werden – teilweise vor den Augen und Ohren der Museumsbesucher. Doch auch viele andere Unisammlungen werden in jüngster Zeit aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, wie in Hamburg, wo aus den Restbeständen des 1943 zerstörten Naturkundemuseums ein neues Haus entstehen soll. Eine bundesweite Bestandsaufnahme der verborgenen Schätze liefert die an der HU angesiedelte Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen, die jetzt ihr Online-Portal freigeschaltet hat.

Tübingen hat mit 49 Sammlungen die größten Bestände

Medizinische Wachsmodelle, antike Abgüsse, geografische Karten oder alte Münzen: Knapp 900 Sammlungen an 85 Standorten listet das vom Bund geförderte Projekt unter Leitung von Cornelia Weber auf. Das Portal informiert erstmals gebündelt über ihre Ausrichtung und ihre Betreuer – und darüber, ob es sich um aktive Bestände handelt, die in Lehre und Forschung eingesetzt werden. Ziel sei es, eine systematische Qualitätsentwicklung der Sammlungen anzustoßen und Unileitungen sowie Drittmittelgeber darauf aufmerksam zu machen, dass dies nur mit ihrer Hilfe geschehen kann, sagt Weber. Die Koordinierungsstelle berät Unis, will das Personal professionalisieren und den Aufbau eines Netzwerks unterstützen.

Als einzelne Universität hat Tübingen mit 49 Sammlungen die größten Bestände. Die HU, die besonders unter Kriegsverlusten zu leiden hatte, verwahrt 30 Sammlungen, an der Charité sind es 14, an der FU 15 und an der TU 12. „Die Sammlungen sind für den Gebrauch durch Forscher und Studierende entstanden, aber zwischenzeitlich aus dem Gebrauch gekommen“, sagt Jochen Hennig, Sammlungsbeauftragter der HU. Heute würden sie etwa von der Wissenschafts- und der Kunstgeschichte neu entdeckt.

Tonaufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg erst jetzt bearbeitet

Doch längst nicht alle Bestände sind vollständig aufgearbeitet. So haben HU-Experten gerade erst gemeinsam mit Kollegen aus Seoul Tonaufnahmen koreanischer Kriegsgefangener aus der Zeit des Ersten Weltkriegs – sie waren als Nachfahren koreanischer Migranten in die russische Armee gekommen – transkribiert, übersetzt und veröffentlicht. Auch Künstler, die gerne mit den historischen Sammlungen arbeiten, bräuchten Kataloge, Online-Datenbanken – und vor allem kundige Personen, die sich damit auskennen, sagt Hennig.

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