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George Turner

© Mike Wolff

Turners Thesen: Den Universitäten droht der Abbau

Es gibt deutliche Anzeichen einer Kehrtwende in der Hochschulpolitik: Statt Ausbau steht Abbau ins Haus, meint unser Kolumnist George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

Die Schere zwischen dem Mehr an Studierenden und dem Weniger an Finanzmitteln an den Hochschulen wird immer größer. Die 2,6 Millionen Studierenden sind zu etwa zwei Dritteln an Universitäten, zu einem Drittel an Fachhochschulen eingeschrieben. Ein umgekehrtes Verhältnis wäre besser. So sind es zu viele Studierende in den teuren universitären Studiengängen.

Einige Bundesländer befinden sich in einem akuten Notstand, was die Finanzierung ihres Hochschulbereichs angeht. Das wirkt sich aus bei den fehlenden Mitteln für den Betrieb der Einrichtungen, für Neubauten und den Ersatzbedarf. Vorschläge aus der Landespolitik über die Schließung von Teilen von Universitäten, wie sie in Sachsen-Anhalt Aufregung ausgelöst haben, und Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Abwicklung von Fakultäten im Saarland sind deutliche Anzeichen einer Kehrtwende in der Hochschulpolitik: statt Ausbau steht Abbau ins Haus.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Universitäten „sortiert“ werden müssen – in eine kleine Zahl von Einrichtungen, die Forschung und Lehre gleichgewichtet betreiben, und andere, die vor allem Ausbildungsfunktionen wahrnehmen. Ein „Downgraden“ eines Teils der Universitäten dürfte zu viele rechtliche Probleme mit sich bringen. Die Hochschullehrer sind als Universitätsprofessoren berufen worden und wollen sich nicht als Mitglieder einer Art Gesamthochschule wiederfinden. Was liegt da näher, als die Fachhochschulen irgendwie „upzugraden“, indem man sie einer Universität unterjubelt, wie das in der Lausitz mit der TU Cottbus und der FH Senftenberg geschehen ist. Die neue Einrichtung unter altem Namen (Universität) wird nur so ausgestattet, wie es für Fachhochschulen erforderlich ist. Das erfolgt schleichend.

Dort, wo man nicht einen Weg à la Lausitz gehen will, wird die Finanzierung des Gros der Universitäten durch die Länder auf zu niedrigem Niveau im Verhältnis zu den wachsenden Aufgaben bleiben. Institutionen, die „Spitze“ sind oder zu Exzellenz-Einrichtungen hochgejubelt wurden, werden durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, sofern verfassungsrechtlich zulässig auch durch den Bund, eine besondere Förderung erfahren. So kommt man zu einem Zwei-Klassen-System von Universitäten.

Im Grunde wäre ein entsprechendes Ergebnis mit etwa 25 Universitäten, die diesen Namen vertragen, sachgerecht. Das hätte man erreichen können, wenn im Zuge der Expansion des Bildungswesens nicht die Universitäten, sondern die Fachhochschulen ausgebaut worden wären. Die jetzt anstehende Korrektur kostet Zeit und Geld. Politische Auseinandersetzungen, die Lähmung ganzer Institutionen sowie Rechtsstreitigkeiten sind garantiert.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: george.turner@t-online.de

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