zum Hauptinhalt
Der-Erbonkel_online.png

© Lisa Rock für den Tagesspiegel

„Der Erbonkel“: Das Lächeln des Vaters

Welche Miene auch immer wir zu welchem Spiel auch immer machen – die Art, wie unser Gesicht Gefühle ausdrückt, ist mehr vererbt und weniger erlernt, als wir ahnen.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Die einen werden grimmig, die anderen missmutig dreinschauen: Der erste Arbeitstag nach dem (immer viel zu kurzen) Urlaub ist selten ein Grund zur Freude. Aber spätestens in der ersten Mittagspause, wenn man vom einzigartigen Ausblick von hohen Bergen, einsamen Buchten, schneeweißen Sandstränden oder Schnorchel- und Surferlebnissen schwärmt, wird sich das eine oder andere (sehnsüchtige) Lächeln einstellen.

Spätestens beim Betrachten alter Urlaubsfotos oder Familienalben dürfte jedem auffallen, dass Mutter und Tochter ganz ähnlich lachen, der wütende Opa genauso dreinschaut wie der zornige Enkel und die typisch hochgezogene Augenbraue ein Kennzeichen der gesamten Nachbarsfamilie ist. Aber haben sich die Familienmitglieder diese Mimiken nun abgeschaut, also im Laufe der Zeit voneinander gelernt, oder können die Gesichtsmuskeln gar nicht anders, weil die jeweiligen Fratzen im Großen und Ganzen geerbt werden? Und wie lässt sich diese Frage – geerbt oder gelernt – beantworten?

Die Mimik der Blinden

Eviatar Nevo von der Uni Haifa hatte eine clevere Idee: Er untersuchte Familien mit von Geburt an blinden Angehörigen. Obwohl sie keine Möglichkeit hatten, sich den strengen Blick der Mutter oder das verschmitzte Grinsen des scherzenden Vaters abzuschauen, zeigten sie zwei unterschiedlichen Testverfahren zufolge ganz ähnliche Gesichtsausdrücke wie ihre Eltern. Nevos Team testete die Mimiken bei „konzentriertem Denken“, Traurigkeit, Ärger, Ekel, Freude und Überraschung.

Nevo interpretiert das als Hinweis darauf, dass es nicht nur Gene geben muss, die unsere Anatomie von den Augen bis zu Mund und Nase steuern, sondern auch solche, die unsere Gesichtsmuskulatur und somit unsere Mimik kontrollieren. Nicht weiter verwunderlich, senden unsere Gesichter doch ständig für das soziale Zusammenleben wichtige Botschaften an unsere Mitmenschen. Etwa an unseren jeweiligen Arbeitgeber: Ich brauche mehr Urlaub!!

Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false