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Mithilfe digitaler Endgeräte können Kinder viel lernen, aber ihr Einsatz sollte dosiert werden.

© picture alliance/dpa/Michael Kappeler

Digitale Geräte als Beruhigung: Tablets sind schlechte Babysitter

Viele Kinder beschäftigen sich gerne mit Tablets und Smartphones und unterbrechen dafür sogar Wutanfälle. Doch die Beruhigungsstrategie kann nach hinten losgehen.

Manchmal ist es einfach hilfreich: Während des wichtigen Telefonats oder gerade als es an der Tür klingelt, hat das Kleinkind einen Wutanfall. Ihm das Smartphone oder Tablet zu reichen, sorgt bei vielen sofort für die benötigte Beruhigung. Doch diese Strategie könnte neuen Erkenntnissen zufolge später zu echten Verhaltensproblemen führen.

Ein Forschungsteam um die Ärztin Jenny Radesky von der University of Michigan hat das Verhalten von 422 Familien mit Kleinkindern zwischen drei und fünf Jahren untersucht. Der Untersuchungszeitraum von August 2018 bis Januar 2020 lag vor der Zeit, in der Maßnahmen gegen Covid-19 den Familienalltag veränderten.

In der Fachzeitschrift „Jama Pediatrics“ berichten die Mediziner:innen, dass emotionale Überreaktionen bei Kindern häufiger auftreten, die regelmäßig mit digitalen Geräten beruhigt werden. Dazu gehören etwa plötzliche Wechsel zwischen Freude und Traurigkeit, andere plötzliche Stimmungsschwankungen und gesteigerte Impulsivität.

Besonders bei Jungen und bei hyperaktiven, oder besonders impulsiven oder temperamentvollen Kindern, die stark auf Gefühle wie Ärger, Frustration oder Traurigkeit reagieren, zeigten sich deutliche emotionale Auswirkungen, berichtet das Team.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verwendung von Geräten zur Besänftigung vor allem für diejenigen problematisch sein kann, die bereits Probleme mit emotionalen Bewältigungsstrategien haben“, sagt Radesky. Je häufiger die Geräte benutzt würden, desto weniger Übung hätten Kinder und ihre Eltern in anderen Bewältigungsstrategien.

Kleine Kinder könnten auch mit anderen Sinneseindrücken beruhigt werden, indem man sie umarmt, sie schaukeln lässt, ihnen Knetmasse reicht oder Musik anmacht. Eltern könnten die Emotionen ihrer Kinder benennen und ihnen damit helfen, Sprache mit den Gefühlen in Verbindung zu bringen. Damit zeigten sie dem Kind auch, dass es verstanden wird. Wenn die Eltern selbst ruhig bleiben, vermitteln sie dem Kind, dass Gefühle benennbar und handhabbar sind.

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