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Odontobatrachidae wurden erst 2014 als eigenständige Familie beschrieben, im 21. Jahrhundert ein sehr seltener Vorgang. Zuvor wurden die Frösche einer zentralafrikanischen Familie zugeordnet. (c) Marvin Schäfer

© Marvin Schäfer

Entdeckung Berliner Amphibienforscher: Der Säbelzahnfrosch balzt anders

Der Säbelzahnfrosch hat Zähne und Drüsen im Maul: Lange rätselte man um die Funktion seines ungewöhnlichen Unterkiefers. Jetzt hat ein Team um Forschende vom Naturkundemuseum entschlüsselt, dass die Drüsen kein Gift, sondern Duft ausströmen.

Der Säbelzahnfrosch sieht recht putzig aus, doch öffnet er sein Maul zum Quaken, kommen große Reißzähne im Unterkiefer zum Vorschein. Wissenschaftler vom Berliner Museum vom Naturkunde (MfN) schauten sich eine westafrikanischen Froschfamilie mit dem lateinischen Namen Odontobatrachidae vor einigen Jahren genauer an – und entdeckten zudem Drüsen nahe der Zähne. Wozu die ungewöhnliche Unterkiefer-Architektur des Froschs dient, haben Forschende vom MfN und von der Universität Würzburg jetzt in einem gemeinsamen Paper enthüllt.

Das Drüsengewebe reiche „auffallend nahe an die Reißzähne heran“, wird Mark-Oliver Rödel, Experte für Reptilien und Amphibien und Leiter des Berliner Teams in einer Mitteilung des MfN zitiert. Daher hatten die Forschende zunächst vermutet, die Drüsen hätten eine Funktion vergleichbar mit dem Giftapparat von Schlangen, würden also für Bisse eingesetzt, die eine Beute oder den Angreifer lähmen. Ihre Studie der Tiere, die jetzt in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society“ veröffentlicht wurde, ergab aber etwas anderes.

Ein Stoff, der nicht lähmt, sondern lockt

Bei genauer Betrachtung der Drüsenanatomie fand das Team heraus, dass die Kanäle nicht mit den Zähnen verbunden sind und sich zudem unter besonders dünnen Hautpartien befinden. Sowohl Männchen als auch Weibchen hätten diese Drüsenstränge, sie seien aber bei „fortpflanzungsaktiven Individuen“ besonders stark ausgeprägt.

Eine völlig neue Dimension zum Verständnis der Froschkommunikation.

Mark-Oliver Rödel, Experte für Reptilien und Amphibien vom Naturkundemuseum

Eine weitere Erkenntnis: Die Drüsen versprühen keinen Stoff, der sich in ihrer Umwelt als Gift eignen würde. Die chemische Analyse habe das Drüsensekret als Fettsäurederivat offenbart, berichten die Forschenden. „Solche Stoffe finden sich typischerweise bei Insekten, wo sie als Lockstoffe für Artgenossen dienen“, so der Tropenbiologe Thomas Schmitt von der Uni Würzburg. Es habe das Team überrascht, einen solchen Lockstoff bei einem Frosch zu finden. Denn bisher war nur das Quaken, also die akustische Kommunikation, als Balzverhalten von Fröschen bekannt. Mit dem Lockstoff als zusätzliches Signal könne man davon ausgehen, dass er wichtig für das Fortpflanzungsverhalten dieser Familie ist.

Der gewaltige Kiefer des kleinen Fröschleins.
Der gewaltige Kiefer des kleinen Fröschleins.

© Museum für Naturkunde Berlin

Das Team verglich schließlich alle fünf Arten der Säbelzahnfrösche und fand heraus, dass sich die chemischen Profile bei beiden Geschlechtern jeder Spezies unterscheiden. Laut den Forschenden ließen die Duftmarken auch darauf schließen, ob sich ein Individuum gerade in der Paarungsphase befand oder nicht.

Die besondere Drüsenfunktion lasse weiter in das komplexen Sozial- und Fortpflanzungsverhalten von Fröschen einblicken, sagte MfN-Forscher Rödel. Die Studie eröffne eine „völlig neue Dimension im Verständnis des Froschkommunikation“.

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