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Wissen: Erde erwärmt sich schneller als gedacht Deutscher Wetterdienst

warnt vor Klimawandel

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat in seiner Jahrespressekonferenz zum Klimawandel vor einer dramatischen Erwärmung der Luft- und Meerestemperatur gewarnt. „Die bestehenden Minderungszusagen und Maßnahmen reichen nicht aus, die Erderwärmung bis 2100 auf zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen“, sagte der Präsident des Deutschen Wetterdienstes, Gerhard Adrian, am Dienstag in Berlin. Hinzu komme, dass durch die verbesserte Luftqualität mit einem zusätzlichen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um ein Grad zu rechnen sei. Denn es gibt weniger Staub- und Rußteilchen sowie Sulfate in der Luft, die die Sonnenstrahlung abschwächen. Klimaschutz müsse daher jetzt massiv forciert werden. Die in Deutschland erwarteten trockeneren Sommer, nasseren Winter und mehr extremen Wetterereignisse würden jetzt auch konkrete Veränderungen etwa für die Bauwirtschaft nach sich ziehen, fügte DWD-Vizepräsident Paul Becker hinzu.

„Das Jahr 2010 war kein gutes Jahr für den weltweiten Klimaschutz“, sagte DWD-Präsident Adrian. „Im Jahr 2010 hat die Menschheit fast 31 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen“ und es gab keine verbindlichen Vereinbarungen, die weltweiten Emissionen des Treibhausgases zu senken. „Wenn wir das Ruder nicht schnell herumreißen – und zwar international verbindlich vereinbart – werden wir beim Klimaschutz auf Grund laufen.“

Der Anstieg der Lufttemperatur hat auch drastische Folgen für die Ozeane. Laut Felix Ries von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der für die Bundesregierung in Fidschis Hauptstadt Suva tätig ist, nehmen die Meere einen Großteil der Erwärmung auf. Bei einer Lufterwärmung um zwei Grad in den kommenden 90 Jahren sollen die Meerespegel nach Expertenstudien weltweit um einen Meter steigen – weil sich wärmeres Wasser ausdehnt, und weil Polkappen und Gletscher schmelzen. Erhitzt sich die Luft um sechs Grad, werden 1,60 Meter Anstieg erwartet. Selbst im kalten Nordatlantik stieg das Meer nach Messungen des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts in den vergangenen 15 Jahren um sechs Zentimeter. Im gesamten vergangenen Jahrhundert waren es laut Weltklimarat noch 17 Zentimeter.

Doch nicht nur die Küsten sind bedroht, auch das Landesinnere. In Metropolen wie Berlin wird es schon Mitte des Jahrhunderts häufiger Wärmestaus geben. Beton, Mörtel oder Anstriche können dann nur begrenzt verarbeitet werden, warnt der DWD die Bauindustrie. Kälte sowie Hitze führen zudem zu geringerer Produktivität. Die Behörde berät auch den Berliner Senat zum Stadtumbau.

Um sich auf solche Veränderungen einzustellen, wurde ein „Global Framework for Climate Services“ unter dem Dach der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), einer UN-Organisation, eingerichtet. Die WMO empfiehlt den nationalen Wetterdiensten, als zentrale Koordinierungsstelle zu wirken. In Deutschland macht das der DWD. Annette Kögel

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