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Wissen: Fantasielose Studiengebühren

Eine Studie kritisiert, wie Hochschulen das Geld der Studenten ausgeben

Die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen verwenden Studiengebühren „zweckgemäß, aber fantasielos“ – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Stifterverbands für die deutschen Wissenschaft und des Studentenwerks. Die Organisationen befragten im Auftrag des Wissenschaftsministeriums 29 staatliche Hochschulen in NRW, wofür sie die zwischen Sommer 2008 und Sommer 2009 erhobenen Studiengebühren ausgaben. Als Hauptkritikpunkt nennt die Studie, dass die Hochschulen praktisch überhaupt keine neuen Professoren mithilfe der Gebühren finanzierten. Auch würden die Hochschulen zu viel Geld – nämlich über zehn Prozent der Gebühren – zurücklegen, anstatt es sofort zu investieren. Die Autoren mahnen zudem mehr Transparenz bei der Vergabe an: Die Studierenden würden sich noch immer nicht „als wirkmächtige Partner“ empfinden, „die auf die Gestaltung der Lehrsituation an der eigenen Hochschule entscheidenden Einfluss nehmen“, heißt es.

In Nordrhein-Westfalen können die Hochschulen seit dem Wintersemester 2006/2007 Gebühren in Höhe von bis zu 500 Euro nehmen. Im Berichtszeitraum der Studie (2008/09) nahmen die 29 Hochschulen rund 309 Millionen Euro von ihren Studierenden ein. Das Geld sei zwar „zweckgemäß für eine bessere Lehre“ verwendet worden, heißt es in dem Bericht: Überwiegend für Tutoren- und Mentorenprogramme, die Verbesserung der technischen Ausstattung, längere Öffnungszeiten von Bibliotheken, Baumaßnahmen sowie für neue Serviceangebote an den Fachbereichen. Damit würden die Hochschulen vor allem die vom Ministerium im Gebührengesetz beispielhaft genannten Vorschläge „abarbeiten, ohne darüber hinaus mögliche eigene Akzente zu setzen“, bemängelt die Studie. Die Hoffnung, die Hochschulen würden dank der zusätzlichen Mittel ihr Profil in der Lehre schärfen können und so stärker miteinander konkurrieren, habe sich daher nicht erfüllt. „Einen stärkeren Wettbewerb unter den Hochschulen haben die Studienbeiträge bisher nicht ausgelöst“, heißt es.

Die Autoren kritisieren vor allem, dass die Hochschulen kaum neue Professoren finanzierten. Landesweit hätten die Universitäten nur 0,3 Prozent der Mittel, die Fachhochschulen nur 3,3 Prozent der Mittel für neue Professuren verwendet. Die Hochschulen begründeten das mit der Sorge, nach der Wahl 2010 könnte eine neue SPD-geführte Landesregierung die Gebühren wieder abschaffen; die Unis würden dann auf den zusätzlichen Kosten für das langfristig engagierte Personal sitzen bleiben. Die Studie hält diese Sorge für „unbegründet“: Alle Länder, die Gebühren wieder abgeschafft hätten – wie Hessen oder im internationalen Vergleich Österreich –, hätten die Unibudgets in gleicher Höhe aufgestockt.

Die Studierenden wüssten zudem oft nicht, wofür die Gebühren ausgegeben werden. Das gelte vor allem für Maßnahmen, über die Unileitungen zentral entscheiden. Studenten hätten oft kein Mitspracherecht. Unis müssten genauer angeben, wie viel Geld die Maßnahmen kosten würden. Tilmann Warnecke

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