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Bild vom Campus der University of Washington in Seattle.

© IMAGO

Forschungsfinanzierung in den USA: US-Unis müssen sparen

In den USA zahlt der Staat weniger für Forschung an Hochschulen, das Budget ist erstmals seit 1974 gesunken. Vom Pentagon kommt aber mehr Geld.

Die Universitäten in den USA geben zum ersten Mal seit Jahrzehnten weniger Geld für Forschung aus. 2012 standen den amerikanischen Hochschulen 65,8 Milliarden Dollar (rund 48 Milliarden Euro) für Forschung und Entwicklung zur Verfügung. Inflationsbereinigt bedeute das einen Rückgang um 1,1 Prozent, berichtet das Magazin „Chronicle of Higher Education“ und beruft sich dabei auf einen Bericht der National Science Foundation, der größten zivilen Forschungsförderorganisation der USA. Letztmals seien die Ausgaben 1974 gesunken, heißt es. Die Hochschulen leiden demnach vor allem darunter, dass der Staat seine Mittel gekürzt hat. Das gilt für die Bundesebene genauso wie für die einzelnen US-Staaten. Von 2009 bis 2011 waren die Forschungsausgaben der Hochschulen dagegen noch um durchschnittlich fünf Prozent pro Jahr gestiegen.

Der Rückgang der Staatsausgaben liegt größtenteils daran, dass im von US-Präsident Barack Obama schon 2009 auf den Weg gebrachten Konjunkturprogramm gegen die Finanzkrise weniger Geld für Forschung vorgesehen war als in den Jahren zuvor. Die Mittel halbierten sich 2012 fast auf 2,4 Milliarden Dollar. Zudem strich das Gesundheitsministerium medizinische Programme um fast eine Milliarde auf jetzt 21,9 Milliarden Dollar zusammen. Ebenso kürzte die Weltraumagentur NASA Mittel.

Aus einigen Ministerien kam dagegen mehr Geld – darunter auch aus dem Pentagon. In der Aufstellung der National Science Foundation zeigt sich, dass die US-Unis fast die Hälfte aller Mittel erhalten, die das Verteidigungsministerium im Jahr für die Grundlagenforschung ausgibt, nämlich knapp fünf Milliarden Dollar. Die große Rolle des Pentagons bei der Wissenschaftsfinanzierung in den USA, das für Forschung in eigenen Laboren und in Firmen noch einmal ein Vielfaches ausgibt, wurde auch in Deutschland unlängst diskutiert. Wie berichtet arbeiten auch einige deutsche Unis mit Geld vom US-Militär.

Washington ist noch immer die wichtigste Geldquelle der Unis

Verrechnet man die Minder- und Mehrausgaben der staatlichen Stellen, bleiben von dieser Seite unter dem Strich 2012 fast 700 Millionen Dollar weniger für die Forschung an den US-Unis. Dennoch ist Washington mit insgesamt 40,1 Milliarden Dollar (29 Milliarden Euro) immer noch mit Abstand die wichtigste Quelle für die Hochschulen, wenn sie Forschungsvorhaben finanzieren wollen. Zum Vergleich: Der gesamte Etat des deutschen Bundesforschungsministeriums betrug 2012 rund 12,9 Milliarden Euro. Den zweitgrößten Anteil in den USA haben Eigenmittel der Hochschulen mit insgesamt 13,7 Milliarden Dollar, ein Plus von mehr als einer Milliarde Dollar. Dazu zählen zum Beispiel Erträge aus Stiftungsvermögen oder Einkünfte durch private Sponsoren. In etwa gleich viel wie im Jahr zuvor kommt von der Wirtschaft (3,3 Milliarden Dollar) und von Non-Profit-Organisationen (vier Milliarden Dollar).

Die privaten Elite-Unis sind im Geld-Ranking nicht auf den ersten Plätzen

Die Uni, die 2012 am meisten in Forschung und Entwicklung investieren konnte, war die private Johns Hopkins Universität in Baltimore. Mit 2,1 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) lag sie deutlich vor der zweitplatzierten staatlichen University of Michigan in Ann Arbour (1,3 Milliarden Dollar). Es folgen weitere staatliche Unis wie Wisconsin-Madison, die University of Washington in Seattle sowie San Diego und San Francisco, die beide zur University of California gehören. Alle haben Forschungsausgaben von knapp über einer Milliarde Dollar – und sind meistens deutlich größer als private Elite-Unis wie Harvard oder Stanford. Stanford liegt auf Platz neun (903 Millionen Dollar). Harvard wird mit 799 Millionen Dollar erst auf Platz 17 geführt, ist mit dem MIT aber die einzige Einrichtung, die trotz der wirtschaftlich angespannten Lage in den USA deutlich mehr Geld für die Forschung aufwenden konnte (plus 23 Prozent).

Der finanzielle Abstand der US-Unis, die hunderte oder sogar mehr als eine Milliarde Dollar allein für die Forschung ausgeben können, zu deutschen Unis ist enorm. Schließlich kommen bei den US-Unis oft noch ähnliche Beträge für die Lehre dazu. Die Berliner Humboldt-Universität dagegen hat zum Beispiel für 2013 nur gut 338 Millionen Euro zur Verfügung, wenn man Staatszuschüsse und Drittmittel zusammenrechnet – wovon alles, auch die Lehre, bezahlt werden muss.

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