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Gentechnik: Anbau transgener Baumwolle ermöglicht nützlichen Insekten das Überleben

Durch den Einsatz genetisch veränderter Pflanzen sind weniger Insektizide erforderlich - davon profitieren Nützlinge wie Marienkäfer und Spinnen.

Der Insektizid-Nebel über Chinas Baumwollfeldern hat sich in den letzten 16 Jahren gelichtet, so dass dort allmählich wieder Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen und Spinnen heimisch werden, berichten chinesische Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“. Dies sei durch genetisch veränderte (transgene) Baumwollpflanzen möglich geworden. In das Erbgut der Bt-Baumwolle werden einzelne Gene des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) eingeschleust. Die Pflanzen produzieren somit Eiweiße, die für Schädlinge giftig sind. Die Technik wird von Umweltaktivisten heftig kritisiert.

In China jedoch könnte die Bt-Baumwolle den Weg zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft ebnen, argumentieren Yanhui Lu von der Chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften und seine Kollegen. 1997 wurde die Baumwolle in China für kommerzielle Zwecke zugelassen, bis zum Jahr 2011 wurde 95 Prozent der Baumwolle in Nordchina mit den Bt-Pflanzen produziert.

Der radikale Umstieg wurde von der chinesischen Regierung befürwortet, weil die Baumwoll-Kapseleule – ein Nachtfalter, dessen Larven die Baumwolle massiv schädigen – gegen konventionelle Insektizide resistent geworden war. In den frühen 90er Jahren wurde es für Baumwollbauern praktisch unmöglich, die Plage und somit die wirtschaftlichen Einbußen einzugrenzen. Viele der zehn Millionen Kleinbauern in Nordchina versprühten in dieser Zeit Unmengen von Pflanzenschutzmitteln. Diese jedoch griffen vor allem die Nützlinge an.

Das änderte sich mit der Einführung der Bt-Baumwolle, so dass sich Populationen von Marienkäfern, Florfliegen und Spinnen langsam erholen konnten, schreiben die Forscher. Sie haben Daten aus den Jahren 1990 bis 2010 ausgewertet, die an 36 Orten in sechs Provinzen Nordchinas gesammelt wurden. Demnach hat die Bt-Baumwolle keinen direkten Effekt auf Nützlinge oder Läuse – den Insekten kommt lediglich zugute, dass nun weniger Pflanzenschutzmittel versprüht werden. Sie kommen in gleichem Maße auf Bt-Baumwollfeldern und traditionellen Feldern vor, auf denen keine Insektizide verwendet wurden. Die Nützlinge halten dort außerdem die Läuse in Schach. Gehen die heimischen Läusepopulationen zurück, weichen sie auf ein weiteres Beutetier aus: die Tabakmottenschildlaus, die nach China eingeschleppt wurde und seither dort viele Ernten gefährdet.

Zwischen 2001 und 2011 beobachteten Lu und seine Kollegen außerdem die Verbreitung von Nützlingen auf Nachbarfeldern, auf denen Mais, Erdnüsse oder Soja angebaut wurden. Auch diese Felder profitierten davon, dass in der Nachbarschaft weniger Gift versprüht wurde.

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