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Geowissenschaften: Der Erdkern ist heißer als gedacht

Die Eisen-Nickel-Kugel im Zentrum des Planeten ist rund 1000 Grad heißer als bisherige Experimente nahelegten. Das zeigen neue Versuche französischer Forscher.

Im Zentrum der Erde befindet sich ein Kern aus festem Metall, der vor allem aus Eisen und etwas Nickel besteht. Diese zweieinhalbtausend Kilometer große Kugel ist mit rund 6000 Grad Celsius etwa 1000 Grad heißer, als bisherige Experimente nahelegten. Das berichten Simone Anzellini von der französischen Forschungsorganisation CEA und Kollegen im Fachblatt „Science“.

Den Forschern ist es gelungen, die Schmelztemperatur von Eisen unter den gigantischen Drücken, die im Erdinneren herrschen, relativ genau zu bestimmen. Dazu belasteten sie winzige Proben in speziellen Diamantstempelzellen bis zum 2,2-millionenfachen Atmosphärendruck und heizten sie per Laserstrahl auf bis zu 4800 Grad auf. Mithilfe von Röntgenstrahlen stellten sie fest, ob das Eisen fest oder flüssig war. Die Messdaten extrapolierten sie dann bis zum 3,3-millionenfachen Atmosphärendruck, wie er an der Grenze vom flüssigen zum festen Erdkern in 5100 Kilometern Tiefe herrscht. Ergebnis: Der feste Kern hat gut 6000 Grad und ist mindestens 1500 Grad heißer als die umgebende flüssige Schicht, die ebenfalls vorrangig aus Eisen besteht. Die statistische Unsicherheit ihres Resultats beziffern die Wissenschaftler mit rund 500 Grad.

Die nun ermittelte Temperatur des Erdkerns ist größer als jene, die Experimente deutscher Forscher vor 20 Jahren ergeben hatten. Vermutlich wurde damals eine Rekristallisation des Eisens fälschlicherweise als Schmelzen interpretiert, schreiben Anzellini und ihr Team. Für die neuen Daten spricht ebenfalls, dass sie geophysikalische Modellrechnungen bestätigen, die wiederum erklären, warum im Erdinneren ein Magnetfeld erzeugt wird.

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