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Studierende stehen mit Transparenten auf einem Platz und protestieren.

© Peter Endig/picture alliance/dpa

Geplatzte Rektorenwahl an der Uni Leipzig: "Kann nicht zur Heilung der Krise beitragen"

In Leipzig ist die Rektorenwahl geplatzt. Der zuletzt abgesprungene Kandidat sieht die Schuld dafür auch bei Rektorin Beate Schücking. Die will ihre Chance auf eine neue Amtszeit wahren.

An der Universität Leipzig ist die Rektorenwahl nach monatelangen Querelen endgültig geplatzt. Die Unileitung muss neu ausgeschrieben werden, nachdem beide vom Hochschulrat nominierten Kandidaten abgesprungen sind. „Damit wird die Neuausschreibung zwingend notwendig“, sagte Unisprecher Carsten Heckmann am Montag dem Tagesspiegel. Im Dezember hatte bereits Eduard Mühle, Osteuropahistoriker an der Uni Münster und bis 2013 Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Warschau, seine Kandidatur zurückgezogen.

Amtsinhaberin Schücking wurde nicht wieder nominiert

Ende vergangener Woche verzichtete auch Tassilo Schmitt, Althistoriker an der Uni Bremen und Dekan des Fachbereichs für Sozialwissenschaften. Mühle hatte seinen Rückzug mit einer „tiefen Zerrüttung bei der inneruniversitären Kommunikationskultur“ begründet. Schmitt sagte dieser Zeitung: „Ich glaube nicht mehr, dass ich zu einer Heilung der Krise in Leipzig beitragen kann.“

Zerrüttet ist insbesondere das Verhältnis zwischen dem Hochschulrat, dem Akademischen Senat und damit auch mit dem Erweiteren Senat der Uni als Wahlgremium. Obwohl sich Amtsinhaberin Beate Schücking – sie leitet die Uni seit fünf Jahren – im Frühjahr 2015 wieder beworben hatte, wurde sie wie berichtet vom Hochschulrat nicht nominiert. Anders als ein zweiter interner Bewerber, Physik-Dekan Jürgen Haase, der ebenfalls beim Hochschulrat durchfiel, erhält Schücking ihre Bewerbung bis heute aufrecht.

Der Erweitere Senat verlangte eine Dreierliste mit Schücking

Die Mehrheit des Erweiterten Senats (EAS) schloss sich Schückings Auffassung an, es stehe ihr zu, sich als Amtsinhaberin einem demokratischen Wahlverfahren zu stellen. Die Satzung der Uni erlaubt eine Liste mit drei Kandidaten, darunter muss mindestens ein externer sein. Ein Veto konnte der EAS gegen die alleinige Nominierung Mühles und Schmitts gegen den mächtigen Hochschulrat nicht einlegen, wohl aber ein Votum, in dem er eine Dreierliste mit Schücking verlangte. Der Hochschulrat lehnte dies ab. Sein Vorsitzender Reinhold Grimm betonte, das Gremium habe sich einhellig gegen Schückings Nominierung ausgesprochen, ihr Vortrag bei einer Anhörung habe ebenso wenig überzeugt wie der Haases. Die beiden externen Kandidaten hätten sich eindeutig durchgesetzt. Diesem Eindruck trat Schücking im Juli entgegen. Der „Zeit“ sagte sie, man habe ihr signalisiert, der Vortrag sei sehr gut gelaufen – nun fühle sie sich ausgebootet.

Rücktritt des Hochschulrats gefordert

Dass es der Hochschulrat ablehnte, Schücking zu nominieren, und Grimms Weigerung, sich einer Diskussion im EAS zu stellen, habe zum unauflösbaren Eklat geführt, sagt der Gleichstellungsbeauftragte Georg Teichert, der dem Erweiterten Senat angehört. Der EAS drohte mit einer Verbandsklage. Mühle und jetzt auch Schmitt zogen sich zurück. Mittlerweile seien auch viele im 90-köpfigen EAS, die nicht einmal auf der Nachnominierung beharrt hätten, „verärgert über die Nicht-Kommunikation“ und wollten – wie schon der Studierendenrat – den Rücktritt des Leitungstrios um Grimm fordern.

Abgesprungener Kandidat: Schücking nahm erheblichen Einfluss

Ex-Kandidat Schmitt sieht indes auch „eine große Rolle der Hochschulleitung“. Die Rektorin habe „einen erheblichen, nicht sachdienlichen Einfluss auf das Verfahren genommen“. Beate Schücking, deren Amtszeit Ende Februar offiziell ausläuft, wird die Universität bis zu einer Neuwahl weiter leiten. Sie will sich wieder bewerben.

Beate Schücking leitet die Universität Leipzig seit 2011.

© picture alliance / dpa

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