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Humboldt-Universität: Die HU diskutiert weiter über Fakultäten

An der Humboldt-Uni ist eine Entscheidung über die umstrittene Fakultätsreform zunächst vertagt. Diskutiert wird über Kosten und Nutzen des Vorhabens.

„Ich bin doch nicht die Instanz, die eine Gefahr für die Universität darstellt. Haben Sie Vertrauen, dass das Präsidium seine Pflicht für alle Mitglieder der Uni tut.“ Mit diesen Worten versuchte HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz am Ende einer mehr als dreistündigen Sitzung zweifelnde Mitglieder des Akademischen Senats (AS) davon zu überzeugen, endlich der umstrittenen Fakultätsreform zuzustimmen. Olbertz hatte nur teilweise Erfolg. Zwar fand der Plan jetzt auf der Sondersitzung des AS mit 15 Ja- gegen 10 Nein-Stimmen eine Mehrheit. Allerdings votierten mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern und den Studierenden zwei Statusgruppen geschlossen gegen die Reform. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter nutzten daraufhin ihr Recht, ein „Gruppenveto“ gegen die Entscheidung einzulegen. Über das Thema muss jetzt in der nächsten Sitzung am 5. Dezember erneut beraten und abgestimmt werden.

Die Fakultätsreform ist Teil des Exzellenzkonzeptes der Humboldt-Universität, seit Monaten diskutiert sie darüber. Mehrere der zehn Fakultäten sollen zusammengelegt werden, die Verwaltungs- und Leitungsstrukturen zentralisiert werden. 1,35 Millionen Euro sind für Umzüge und Personal in den Jahren 2014 und 2015 veranschlagt. An den Kosten stießen sich nun vor allem die wissenschaftlichen Mitarbeiter. Angesichts der knappen Haushaltslage befürchten sie, bei ihnen werde gekürzt, um die Mittel aufzubringen: „Unser Stellenpool ist flexibel und kann schnell benutzt werden. Die Reform ist nur sehr vage finanziert“, kritisierte Maren Huberty.

In den Augen der Studierenden bringt die Reform nichts für die Lehre, wie Studierendenvertreter Tobias Roßmann sagte. Thomas Morgenstern aus der Reihe der sonstigen Mitarbeiter hinterfragte Olbertz’ ständige Ankündigungen, mit der Reform für mehr Partizipation sorgen zu wollen. „Partizipation ist mehr als einmal angehört werden“, sagte Morgenstern. Schon die Informationen über das Vorhaben würden zu wünschen übrig lassen.

Die Professorenschaft, die zuvor teils sehr kritisch war, votierte jetzt geschlossen für die Reform. „Wir müssen zu Potte kommen, sonst setzen wir uns schachmatt“, sagte der Chemiker Stefan Hecht. Aus den drei Fakultäten, die zum April 2014 neu entstehen sollen, berichteten Professoren über Erfolge bei Beratungen über die künftige Zusammenarbeit. Änderungsvorschläge aus der Professorenschaft – wie ein größerer Spielraum der Fakultäten bei der Gestaltung ihrer Organisation – hatte sich Olbertz zu Beginn der Sitzung zu eigen gemacht. Olbertz bezeichnete die Reform in einer von der Professorenschaft mit langem zustimmenden Klopfen bedachten Rede als „beispielloses Gemeinschaftsprojekt der Universität“. Ohne das Vorhaben verabschiede sich die HU aus der Reihe der reformorientierten Unis. Das wäre in Wettbewerben um zusätzliche Mittel ein Nachteil: „Am teuersten wird es für uns, wenn wir schlecht aufgestellt sind.“

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