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Perspektiven. Georgette, Nour, Jamileh (von links) von der Schmidt-Schule in Jerusalem lernen Deutsch und freuen sich auf Deutschland.

© Schmidt-Schule

Schmidt-Schule Jerusalem: Insel des Friedens

Im Zentrum des Nahost-Konflikts schafft eine Mädchenschule Verständigung.

Der Osten Jerusalems ist ein Konfliktherd. Dort, wo die drei Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam aufeinandertreffen, wurde schon viel gestritten, gekämpft und Blut vergossen. Mitten in diesem Zentrum des Nahost-Konflikts liegt die Schmidt-Schule (PASCH-Partner).

„Interreligiöser Dialog“ werde an seiner Schule gelebt, sagt Direktor Rüdiger Hocke. Von den 500 palästinensischen Schülerinnen sind 85 Prozent Muslimas, der Rest ist christlichen Glaubens. Trägerin der Schule ist der katholische Orden „Congregatio Jesu“. Das Besondere an seiner Schule sei „die Diversität, das Bunte“: Dadurch profitierten alle Beteiligten unheimlich voneinander – „über Grenzen hinweg“.

Eine besondere „Grenze“, die schon überwunden wurde: die verhärteten Fronten zwischen Israelis und Palästinensern. Im Rahmen des Projekts „English Book Club“ zum Beispiel haben Mädchen von der Schmidt-Schule schon mehrfach kritisch über Literatur diskutiert – mit israelischen Schülerinnen. Jamileh, 16 Jahre alt, war dabei. Ihr Resüme: „Es war schön und interessant zu sehen, dass die Israelis auch nur Jugendliche sind, wie wir – nur mit einer anderen Religion und Nationalität.“ Ein einziges Mal nur habe es einen kleinen Streit gegeben: als es in einem Buch um die Besatzung Jerusalems ging.

Auch ihre Mitschülerin Georgette, 16 Jahre alt, hat sich schon an verschiedenen „Pasch“-Projekten beteiligt, unter anderem „Model United Nations“ . Dabei, erklärt sie, habe jede Schülerin ein Land repräsentiert: „Dann haben wir diskutiert und unsere Positionen zu bestimmten Themen ausgetauscht.“

An der Schmidt-Schule können sich die Mädchen entweder für das deutsche Abitur oder den palästinensischen „Tawjihi“-Abschluss entscheiden. Deutsch lernen sie alle – und drei Mädchen bekommen Mitte April die Gelegenheit, ihre Sprachkenntnisse auch anzuwenden. Gemeinsam mit Rüdiger Hocke und Schwester Ecaterina Ciobanu aus dem Schulvorstand werden sie für sechs Tage nach Berlin reisen. Dort sind unter anderem Treffen mit anderen „Pasch“-Schülern und verschiedene Workshops geplant. „Ich bin gespannt darauf, andere Jugendliche mit ganz verschiedenen Hintergründen kennenzulernen“, sagt Jamileh, die auch mitreisen wird. Mitschülerin Nour, 16 Jahre alt, pflichtet ihr bei. Besonders auf den Austausch mit anderen „Pasch“-Schülern sei sie gespannt. Und: „Wir lernen seit sieben Jahren Deutsch – es ist schön, dass wir die Sprache in Berlin wirklich mal benutzen können.“

Davon, dass sie in Zukunft von ihrer Ausbildung an der Schmidt-Schule profitieren werden, sind alle drei Mädchen überzeugt. Man könne dort schon früh viele wertvolle Kontakte knüpfen, sagt Nour: „Ich denke, dass wir dadurch auch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben werden.“ Alle drei Mädchen haben ambitionierte Träume von einem Studium in Deutschland. Jamileh zieht es in die Musikwissenschaft, Georgette möchte Medizinerin werden. Und Nour hat ganz konkrete Pläne: „Ich möchte in Deutschland Internationale Beziehungen und Internationales Recht studieren.“

Weitere Artikel zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik finden Sie auf unserer Themenseite.

Julia Beil

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