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Wikipedia gehört zu den populärsten Webseiten der Welt mit mehr als 32 Millionen Klicks am Tag.

© Jens Büttner/dpa

Internationaler Frauentag: Wikipedia soll weiblicher werden

Zum Frauentag startet ein Diversithon in Berlin: Wissenschaftlerinnen und andere Interessierte erarbeiten neue Beiträge zu Frauen und People of Colour.

Wikipedia gehört zu den populärsten Webseiten der Welt mit mehr als 32 Millionen Klicks am Tag. Verantwortlich für das Erstellen und Editieren der Inhalte ist eine Community von freiwilligen Wikipedianern. Doch wie genau setzt sich diese Gruppe zusammen und welche Auswirkung hat die Zusammensetzung auf die Inhalte? Studien zeigen, dass 84 bis 91 Prozent der Editoren männlich sind. Und nur 17,7 Prozent der englischen und 15,6 Prozent der deutschen Biografien drehen sich um Frauen.

Um dieses Problem im Bereich der Lebenswissenschaften anzugehen, haben sich anlässlich des Frauentags vier Berliner Forschungsinstitute mit Wikimedia, der Betreiberorganisation von Wikipedia, zusammengetan und einen „Diversithon“ organisiert. Bei dem Editier-Marathon können Wissenschaftlerinnen, Menschen aus der Wikipedia-Community aber auch interessierte Laien zusammenkommen, um sich gemeinsam für mehr Sichtbarkeit von Frauen und People of Colour auf Wikipedia einzusetzen. „Wir treffen uns, um Wikipedia-Einträge zu verändern, zu ergänzen und neu zu erstellen“, erklärt Karin Höhne, die Referentin für Chancengleichheit am Berliner Institut für Gesundheitsforschung (Berlin Institute of Health; BIH). Mitbringen müsse man nur den Laptop und Interesse an dem Thema, alles andere werde einem vor Ort erklärt.

Die US-amerikanische Hirnforscherin Marian Diamond.
Für die US-amerikanische Hirnforscherin Marian Diamond (1926-2017) soll beim Diversithon ein erster Wikipedia-Eintrag auf Deutsch entstehen.

© Elena Zhukova/Wikipedia

"Viel diverser als die mittelalte Herrenriege"

„Wikipedia spiegelt noch nicht die Vielfalt der Gesellschaft wider“, sagt Höhne. Es sei es wichtig, dass mehr Frauen und People of Colour bei Wikipedia mitschreiben, damit auch ihre Lebensrealitäten dort repräsentiert sind. Die mangelnde Sichtbarkeit von Frauen zeige sich auch im realen Wissenschaftssystem, wenn stets Männer als Experten befragt oder auf Panels eingeladen werden. „Die Wissenschaftscommunity ist viel diverser als die mittelalte Herrenriege, die uns auf vielen Tagungen entgegenblickt“, sagt Höhne.

Bei dem Diversithon am Donnerstag hält die britische Physikerin Jess Wade einen Vortrag. Sie setzt sich seit Jahren gegen Sexismus in den Naturwissenschaften und für eine höhere Sichtbarkeit von Frauen und Minderheiten auf Wikipedia ein. Alice White ist an der Wellcome Bibliothek in London für Wikipedia zuständig und erklärt den Teilnehmenden anschließend das Praktische. Der Diversithon soll Frauen dazu anregen, künftig regelmäßig Inhalte auf Wikipedia zu bearbeiten, sagt Höhne. Dazu gebe es viel Unterstützung durch Gruppen wie „Women Edit“, die regelmäßig Stammtische veranstalten. „Jede kann loslegen, es gibt unglaublich viele Erklärungen und Hilfestellungen“, sagt Höhne. Besondere technische Fähigkeiten brauche man dafür, entgegen der Wahrnehmung vieler, nicht.

Ein Eintrag für die Kinderärztin Käthe Beutler

Die Liste für Verbesserungsvorschläge ist lang. Die chinesische Nobelpreisträgerin für Medizin Tu Youyou etwa habe nur einen sehr wenig aussagekräftigen deutschen Wikipedia-Eintrag, so Höhne. Für die Neurowissenschaftlerin Marian Diamond, die wichtige Forschung zur Plastizität des Gehirns gemacht hat, lasse sich gar kein deutscher Eintrag finden. Ein besonderes Anliegen für das Institut für Gesundheitsforschung ist die 1935 aus Berlin vertriebene Kinderärztin Käthe Beutler. Nach ihr ist ein Gebäude des Instituts benannt, doch einen Wikipedia-Eintrag hat sie bisher nicht. Das soll sich auf dem Diversithon ändern.

Diversithon, 7. März, 14 bis 18 Uhr, Berlin Institute of Health (BIH), Anna-Louisa-Karsch-Straße 2, 10178 Berlin, Anmeldung unter events@bihealth.de

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