Kinderlähmung gilt als ausgerottet: USA melden ersten Polio-Fall seit fast zehn Jahren

In den USA ist erstmals seit fast einem Jahrzehnt ein Poliofall nachgewiesen worden, der durch einen Geimpften ausgelöst wurde. Die örtliche Gesundheitsbehörde im Bezirk Rockaway des Bundesstaates New York teilte am Donnerstag mit, ein nicht geimpfter Bewohner des Staates sei erkrankt.

Eine erste Sequenzierung deute darauf hin, dass die Übertragung von einem Menschen ausgegangen sei, der mit einer Polio-Schluckimpfung geimpft worden war, der abgeschwächte Lebendviren enthält.

Da es in den USA seit dem Jahr 2000 keine Schluckimpfungen mehr gebe, scheine der Ursprung des Virus aus dem Ausland zu kommen, so die Gesundheitsbehörde. Sie rief die Ärzte in Rockland County auf, auf mögliche weitere Fälle zu achten. Zudem sollten sich alle bislang ungeimpften Bewohner in dem Bezirk dringend impfen lassen.

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Wann gab es den letzten Polio-Fall in den USA?

Poliomyelitis - auch bekannt als Kinderlähmung - war auf der ganzen Welt verbreitet, bis in den 50er Jahren ein Impfstoff gefunden wurde.

In den USA gilt Polio verschiedenen Medienberichten zufolge seit 1979 als ausgerottet. Der letzte bekannte Fall einer nachgewiesenen Impfpolio sei 2013 bei einem Baby aufgetreten, das ein sehr schwaches Immunsystem hatte.

Wie verbreitet sich das Virus?

Polio ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die Lähmungen auslösen und zum Tod führen kann. Vor allem bei Kindern unter fünf Jahren kann Polio dauerhafte Lähmungen hervorrufen.

Verbreitet wird das hochansteckende Virus oft über verunreinigtes Wasser. Eine Heilung für Polio gibt es bisher nicht, bezwungen wurde das Virus mit flächendeckenden Impfungen.

© ZUMA Wire/Imago

Welcher Impfstoff wird in Deutschland verwendet?

Bei Polio wird zwischen Wildtypen und von Impfstoffen abgeleiteten Viren unterschieden. Polio-Wildviren sind nach Angaben der „Globalen Initiative zur Ausrottung von Polio“ in diesem Jahr bislang nur in Pakistan, Afghanistan und Mosambik aufgetreten.

Poliofälle in mehreren Ländern können aber durch Viren aus Lebendimpfstoffen verursacht werden. In den USA und auch in Deutschland wird deshalb nur noch inaktiver Polioimpfstoff verwendet.

Im Februar wurde Polio-Wildvirus bereits in Afrika entdeckt

Bereits im Februar erregte ein Polio-Fall in Malawi das öffentliche Interesse: Dort war die erste Ansteckung mit einem Polio-Wildvirus in Afrika seit mehr als fünf Jahren entdeckt worden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte damals mit, dass bei einem Kleinkind in der Hauptstadt Lilongwe ein Fall des Polio-Wildvirus Typ 1 festgestellt wurde. Die WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Matshidiso Moeti, erklärte daraufhin „Solange Wild-Polio irgendwo auf der Welt existiert, besteht für jedes Land das Risiko eines Viren-Imports“. (dpa, AFP, Tsp)