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Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 hat viele Orte im Ahrtal zerstört, darunter die Ortsgemeinde Mayschoß.

© imago images/Reichwein/Christoph Reichwein (crei) via www.imago-images.de

Update

Nach Tagesspiegel-Bericht: Bundesregierung korrigiert Aussagen zu Extremwetterschäden

Folgekosten durch Extremwetter beliefen sich in Deutschland auf 145 Milliarden Euro. Die Bundesregierung gibt nun eine „missverständliche“ Kommunikation zu.

| Update:

Die Bundesregierung hat ihre Aussagen zu Extremwetterschäden korrigiert. Das bestätigte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums am Donnerstag auf Anfrage von Tagesspiegel Background. Zuvor gab eine gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Forschungsergebnisse zu Schäden durch Wetterextreme in Deutschland falsch wieder.

Den Fehler hatte Lukas Eiserbeck vom Beratungsunternehmen Prognos auf Anfrage zuvor bestätigt. Er ist Co-Autor des Berichts „Übersicht vergangener Extremwetterschäden in Deutschland“, erstellt im Auftrag des BMWK unter Robert Habeck (Grüne).

So behaupteten das BMWK und das Bundesumweltministerium zuvor in einer mittlerweile korrigierten Pressemitteilung vom Montag: „Von 2000 bis 2021 sind mindestens 145 Milliarden Euro Schäden durch die Folgen der Klimakrise entstanden.“ Viele überregionale Medien wie die „Tagesschau“ haben die Falschinformation aufgegriffen, ebenso die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang.

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Am Donnerstag erklärte ein Sprecher, die „verkürzte Formulierung“ vermittele den Eindruck, dass die Schadenssumme von 145 Milliarden Euro auf die Folgen der Klimakrise zurückgeht. „Ein wesentlicher Teil davon – aber eben nicht alle – der erfassten Schäden resultieren laut Studie aus Extremwetterereignissen, die durch die Klimakrise häufiger und intensiver werden“, hieß es weiter.

Vor diesem Hintergrund habe die Bundesregierung die Mitteilung folgendermaßen präzisiert: „Von 2000 bis 2021 sind fast 145 Milliarden Euro an erfassten extremwetterbedingten Schäden entstanden, alleine 80 Milliarden davon seit 2018. Viele Extremwetterereignisse werden durch den Klimawandel voraussichtlich wahrscheinlicher und intensiver.“

Die korrigierte Aussage deckt sich nun mit den Ergebnissen der Studie, nach der „zwischen den Jahren 2000 und 2021 in Deutschland fast 145 Milliarden Euro an erfassten extremwetterbedingten Schäden angefallen sind.“

Klimakrise befeuert Wetterextreme

Mit Blick auf die ermittelten Schäden erklärte Eiserbeck: „Das bedeutet nicht, dass jeder Euro angefallener Schäden auch auf den fortschreitenden Klimawandel attribuierbar ist.“ Nur die sogenannte Attributionsforschung kann klären, wie groß der Anteil der Klimakrise an ganz bestimmten zurückliegenden Hitzewellen, Überschwemmungen oder anderen Extremwetterereignissen ist.

910
Milliarden Euro könnten die Klimaschäden bis zum Jahr 2050 laut einer aktuelle Studie Deutschland kosten.

So haben Forschende der „World Weather Attribution Initiative“ zum Beispiel Folgendes herausgefunden: Die globale Erwärmung hat den Starkregen im Vorfeld der Flutkatastrophe 2021 in Westeuropa bis zu neun Mal wahrscheinlicher gemacht. Eine solche Forschungsleistung hat die Studie im Auftrag des BMWK jedoch nicht erbracht.

Wissenschaftlicher Konsens ist, dass sich Wetterextreme wie Hitzewellen, Starkregen und Dürren im Zuge der Klimakrise grundsätzlich häufen werden – und damit auch Folgeschäden wie Ernteeinbußen, belastete Krankenhäuser oder zerstörte Gebäude und Infrastruktur. Bis zum Jahr 2050 könnten die Folgen des Klimawandels Deutschland auf diese Weise bis zu 910 Milliarden Euro kosten. Das zeigte eine weitere Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums, verfasst vom Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), der Gesellschaft für Wirtschaftlichen Strukturforschung (GWS) und dem Beratungsunternehmen Prognos.

Die Untersuchung basiert auf der Berechnung unterschiedlicher Klima- und Bevölkerungsszenarien. Allerdings ließen sich die erwarteten Folgeschäden durch Investitionen in Anpassungsmaßnahmen wie höhere Deiche stark begrenzen. Ebenso ist wissenschaftlicher Konsens, dass Investitionen in den Klimaschutz kostengünstiger sind als ein weiteres Eskalieren der Klimakrise.

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