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Klimatreiber. Auch Bäume stoßen Kohlendioxid aus. Die Menge ist umso größer, je wärmer es wird. Die Zunahme des CO2-Ausstoßes mit steigender Temperatur fällt allerdings geringer aus als bislang gedacht, berichten Forstwissenschaftler.

© dpa/Uwe Zucchi

Klimawandel: Bäume treiben Erderwärmung weniger stark an als gedacht

Auch Pflanzen stoßen Kohlendioxid aus - gerade wenn es wärmer wird. Dieser Effekt ist jedoch schwächer als bisher erwartet, zeigen Versuche in Minnesota.

Die Erderwärmung wird nicht nur durch den Kohlendioxidausstoß der Menschheit angetrieben. Auch Pflanzen erzeugen bei ihrem Stoffwechsel CO2. Zwar ist die ausgestoßene Menge unterm Strich geringer als die, die bei der Photosynthese aus der Luft aufgenommen wird. Dennoch haben Forscher immer wieder befürchtet, dass der CO2-Ausstoß bei der „Atmung“ der Pflanzen infolge der Erderwärmung deutlich zunimmt und damit den Klimawandel weiter antreiben könnte. Diese Annahme stützt sich unter anderem auf Laborexperimente, die bei höheren Temperaturen einen erhöhten Kohlendioxidausstoß gemessen hatten.

Dem widerspricht nun Peter Reich von der Universität von Minnesota in St. Paul, zumindest ein bisschen. Er und seine Kollegen haben an zwei Forschungsstationen in den Wäldern Minnesotas die Reaktion auf steigende Temperaturen unter realen Bedingungen studiert, teilweise über fünf Jahre lang. An mehr als 1200 Jungbäumen von zehn typischen Arten nordamerikanischer Wälder wie Weiß-Fichte, Weymouth-Kiefer oder Papier-Birke haben die Wissenschaftler die Blattatmung untersucht – unter Normalbedingungen sowie in einer um 3,4 Grad Celsius erwärmten Umgebung.

Die Bäume passen sich an höhere Temperaturen an

Wie sie im Fachjournal „Nature“ berichten, haben sich die Pflanzen an die höhere Temperatur angepasst. Die Atmung habe nur um fünf Prozent zugenommen statt um 23 Prozent, wie theoretisch zu erwarten gewesen wäre. Dass der zweite Wert mit der Realität nichts zu tun hat, wussten Biologen schon länger.

Freiluftexperiment. Mit solchen Anordnungen ermittelten die Forscher, wie junge Bäume auf steigende Temperaturen reagieren.
Freiluftexperiment. Mit solchen Anordnungen ermittelten die Forscher, wie junge Bäume auf steigende Temperaturen reagieren.

© William Eddy/Nature

Laborversuche über kürzere Zeitspannen hatten gezeigt, dass es eine Anpassung an höhere Temperaturen gibt. In welchem Umfang diese erfolgt, sei aber sehr unsicher gewesen, erläutern Reich und Kollegen. Ihre Langzeitexperimente unter natürlichen Bedingungen lieferten nun entsprechende Daten. Demnach ist die Anpassung noch stärker ausgeprägt, als es die früheren Versuche nahelegten.

Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte der von ihnen beobachtete Effekt durchaus globale Wirkung haben. Wälder in hohen Breiten bilden etwa ein Drittel der gesamten Forstfläche der Erde und spielen eine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf. Um diesen CO2-Effekt der Pflanzen noch besser in Klimamodellen abbilden zu können, seien weitere Feldstudien nötig. So sei beispielsweise weiter unklar, wie Stämme und Wurzeln auf höhere Temperaturen reagieren.

Anmerkung: In einer früheren Fassung des Beitrags waren allein die Änderungen bei der Atmung (Respiration) der Pflanzen dargestellt, die CO2-Aufnahme blieb unerwähnt. Dadurch konnte der irreführende Eindruck entstehen, Bäume seien unterm Strich CO2-Quellen. Das trifft nicht zu und wurde entsprechend geändert.

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