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Eine Frau sitzt mit zwei Kindern auf einem Sofa und schaut mit ihnen in ein Buch; ein Obstteller steht bereit.

© imago/JOKER

Lehren aus der Pisa-Studie: Vier Tipps, wie man Kinder zum Lesen bringt

Jugendlichen in Deutschland fehlt die Leselust, mit ein Grund für schlechtere Lesekompetenzen bei der Pisa-Studie. Wie kommt das Kind zum Buch?

Für immerhin ein Viertel der Kinder in Deutschland ist Lesen liebste Hobby, verrieten sie den Bildungsforschern für die aktuelle Pisa-Studie. Ganze 50 Prozent jedoch rühren freiwillig keine Bücher an, ein Drittel hält Lesen gar für Zeitverschwendung. Wie vermittelt man Kindern und Jugendlichen Freude am Lesen? Wir haben die Berliner Bildungsexpertin und Schulsenatorin a.D., Sybille Volkholz, um Rat gefragt.

1. Das Wichtigste sei, Inhalte zu finden, die Kinder und Jugendliche wirklich interessieren, sagt Volkholz. Sie müssten erleben, „dass sie durch Lesen etwas gewinnen“. Das könne auch bedeuten, von bildungsbürgerlichen Lesestoffen wenigstens zeitweise Abstand zu nehmen und Themen auszuwählen, die „einen lebensweltlichen Bezug herstellen“.

So lässt sich mit Comics und Sportzeitschriften die Lust am Lesen wecken. Wenn es dann erst einmal Spaß mache, seien Kinder meist auch offener für gehobeneren Lesestoff.

Ein Porträt der Berliner Bildungsexpertin Sybille Volkholz.
Sybille Volkholz, Berliner Schulsenatorin a.D. und Mitbegründerin der Berliner Lesepaten.

© Mike Wolff

2. Motivierend wirken auch Erwachsene, die zuhören und vorlesen. Wie aber ein Leseinteresse bei Kindern wecken, die in bildungsfernen Familien ohne Bücher aufwachen? Da die Schulen die Bildungsarmut allein nur selten auffangen können, seien zusätzliche Förderungen wichtig.

Sybille Volkholz, Mitgründerin der „Berliner Lesepaten“ erklärt, vor allem benachteiligte Schüler würden bei Frusterfahrungen schnell aufgeben. Hier müsse man sich die Zeit nehmen, ein oftmals angeschlagenes Selbstbewusstsein zu stärken. Bei den Lesepaten helfen deshalb etwa 2000 Erwachsene Kindern über Hürden und Probleme beim Lesen hinweg.

In gemütlicher Runde

3. Außerdem wirke es vorteilhaft, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. „Es ist wichtig, dass Lesen nicht mit Zwang und Hektik, sondern mit Freude und Muße einhergeht“, sagt Volkholz. Eltern sollten beispielsweise Knabberzeug bereitstellen und für ihre Kinder die Couch räumen. Was die Schule betrifft, könne man Förderunterricht in gemütlicher Runde abhalten. Hier sollten dann auch Stoffe behandelt werden, die die Kinder selber aussuchen.

4. Nicht zuletzt muss man die Chancen der Digitalisierung nutzen. So könne man zum Beispiel Kindern, die sonst eher Videos schauen, auf attraktiven Lesestoff im Netz hinweisen, die für sie interessant sein könnten. Wer Smartphone und Buch gegeneinander ausspielt, kämpft auf verlorenem Posten, sagt Volkholz: „Man muss die Kinder da abholen, wo sie stehen oder sitzen."

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