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Das Portal des historischen Hauptgebäudes der Universität Viadrina.

© picture alliance / Patrick Pleul

Leitung der Universität Frankfurt (Oder): Julia von Blumenthal soll Viadrina-Präsidentin werden

Die Europa-Universität Viadrina wählt am 9. Mai eine neue Präsidentin. Einzige Kandidatin ist Julia von Blumenthal, Politikwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität.

Die Berliner Politikwissenschaftlerin Julia von Blumenthal soll neue Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) werden. Bei der für den 9. Mai geplanten Wahl ist von Blumenthal die einzige Kandidatin. Im Senat der Viadrina hat sie sich am Mittwoch vorgestellt, die Mitglieder sprachen sich für sie als künftige Präsidentin aus, wie die Universität am Freitag bestätigte.

Auch Julia von Blumenthal, derzeit noch Dekanin an der Humboldt-Universität, bestätigt ihre Kandidatur. Die Leitung der Viadrina sei für sie „eine sehr spannende und reizvolle Aufgabe“, sagte die 47-Jährige auf Anfrage.

"Gerade in diesen für Europa und die deutsch-polnischen Beziehungen so herausfordernden Zeiten ist die Europa-Universität als Ort des gemeinsamen Lernens und Nachdenkens über Europa wichtiger denn je", teilte von Blumenthal zudem per Pressemitteilung der Viadrina mit.

Julia von Blumenthal, Politikwissenschaftlerin und Kandidatin für das Amt der Viadrina-Präsidentin.
Julia von Blumenthal, Politikwissenschaftlerin und Kandidatin für das Amt der Viadrina-Präsidentin.

© HU/R. Bergel

Der vorherige Präsident der Europa-Universität, der Slavist Alexander Wöll, war im Oktober 2017 vorzeitig zurückgetreten. Er wolle in die Wissenschaft zurückkehren, hatte Wöll seinen Schritt begründet. Wöll, der zuvor in Greifswald gelehrt hatte, ging als Professor für Kultur und Literatur Mittel- und Osteuropas an die Universität Potsdam.

Gut über die Situation der Viadrina orientiert

Julia von Blumenthal ist Professorin für die Innenpolitik der Bundesrepublik Deutschland an der Humboldt-Universität. Im April 2014 wurde sie Dekanin der HU-Fakultät für Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaften. Vor zwei Jahren hatte sie bei der Neuwahl des Präsidiums der HU als Vizepräsidentin für Lehre und Studium kandidiert. Weil sich die Studierendenvertreter dort aber weigerten, ihr die zur Wahl notwendige eine Stimme aus ihren Reihen zu geben, zog von Blumenthal ihre Kandidatur zurück.

Im Senat der Viadrina hat von Blumenthal dem Vernehmen nach damit gepunktet, sehr gut über die Situation der Universität und ihre Perspektiven orientiert zu sein. Als Programm habe sie unter anderem verkündet, an der Universität und in ihren Außenbeziehungen das „Weimarer Dreieck“ mit Deutschland, Polen und Frankreich stärken zu wollen.

Blumenthal will proeuropäisches Denken stärken

Das Konzept des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron, EU-weit „europäische Universitäten“ zu gründen, wolle sie „im Geist eines ,Europas der Regionen‘“ aufgreifen, erläutert von Blumenthal dazu. „Wir müssen auch die kleineren Orte einbeziehen, an denen proeuropäisches Denken nicht so selbstverständlich ist.“

Die Viadrina, direkt am Grenzfluss zu Polen gelegen, wurde 1991 bereits mit einem starken Polenbezug gegründet und baute auch Beziehungen zu Frankreich auf. 2012 hatte eine brandenburgische Hochschulstrukturkommission allerdings kritisiert, die Viadrina habe nicht hinreichend auf die EU-Osterweiterung reagiert. Sie müsse auch mehr tun, um polnische Studierende zu halten, für die die Viadrina nicht mehr die erste Wahl unter den Universitäten im europäischen Ausland sei.

Sie hat auch Slavistik studiert, lernt bereits Polnisch

Von ihrem wissenschaftlichen Profil passt Blumenthal zur Viadrina: Neben Politik- und Rechtswissenschaft studierte sie in Heidelberg und Hamburg auch Slavistik. Polen habe sie in den vergangenen Jahren oft bereist, sagt von Blumenthal. Sie sei stark an polnischer Geschichte und Politik interessiert – und lerne seit einiger Zeit auch Polnisch.

Unter dem Slavisten Alexander Wöll, der von der Universität Greifswald nach Frankfurt (Oder) kam, wurde die Gründung einer gemeinsamen Fakultät mit der Universität in Poznan vorbereitet. Wölls Idee, die Zusammenarbeit auf das Thema der Digital Studies auszurichten, wird allerdings im Wissenschaftsministerium in Potsdam kritisch gesehen. Julia von Blumenthal sagt nun, das „zentrale Projekt“ sei die internationale Fakultät mit Poznan. Die Digitalisierung sei dabei „ein Zukunftsthema, das alle europäischen Gesellschaften und Ökonomien verändern wird“.

Wenn von Blumenthal erwartungsgemäß am 9. Mai vom Frankfurter Uni-Senat gewählt wird, soll sie ihr Amt zum 1. Oktober dieses Jahres antreten. Bis dahin wird die Viadrina weiterhin von dem kommissarischen Präsidenten Stephan Kudert geleitet.

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