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Mit drei bis vier Jahren beginnen Delfinkälber, sich eine Clique zu suchen.

© redcharlie / unsplash.com / CC0

Nebeneinander Schwimmen und Flossenreiben: Warum Delfine treue Freunde sind

Delfine suchen sich bereits in ihrer Kindheit Freunde fürs Leben. Und sie profitieren davon.

Strategisches Networking als Schlüssel zum Erfolg, das gilt nicht nur für den Menschen. Eine neue Studie über Delfine zeigt, dass die Säugetiere in ihren ersten Lebensjahren mehr Zeit darauf verwenden, Verbindungen aufzubauen, die ihnen später einen Vorteil verschaffen.

So suchen sich Delfine unter zehn Jahren bewusst Gleichaltrige und Aktivitäten aus, die ihnen helfen, Fähigkeiten zu entwickeln, die sie im Erwachsenenalter benötigen. Dies fanden Forscher der beiden US-amerikanischen Universitäten Georgetown und Duke heraus. Für die Studie, die in der Fachzeitschrift „Behavioral Ecology“ veröffentlicht wurde, analysierte das Team Aufzeichnungen aus der Shark Bay in Westaustralien.

Dort fahren Forscher seit Jahrzehnten mit Booten in die abgelegene Bucht, die fast 739 Kilometer nördlich von Perth liegt, und notieren Dinge wie Geschlecht, Alter und Verhalten der dort lebenden Delfine. Über einen Zeitraum von fast 30 Jahren wurden mehr als 1700 Delfine beobachtet.

Die Forscher untersuchten, mit wem die jungen Delfine zusammen waren und wie sie ihre Zeit verbrachten, wenn kein Erwachsener in der Nähe war. Dabei stellten sie fest, dass die Säugetiere den Schutz ihrer Mütter mit drei oder vier Jahren verlassen. Ab diesem Zeitpunkt werden sie deutlich selbstständiger und halten sich in Gruppen auf, die sich ständig verändern.

Die Analysen ergaben, dass die Delfine, obwohl sie den ganzen Tag über alle zehn Minuten von Gruppe zu Gruppe huschten, mehr Zeit mit ein paar engen Freunden verbringen. „Diese Beziehungen spiegeln wahre Vorlieben wider“, sagte Allison Galezo, eine Doktorandin an der Duke-Universität. Männchen würden es bevorzugen, mit anderen Männchen Zeit zu verbringen, Weibchen dagegen würden lieber Zeit mit anderen weiblichen Delfinen verbringen, erklärte die Biologin.

Gesellige Männchen, fleißige Weibchen

Die Forscher beobachteten auch, dass männliche und weibliche Delfine auf unterschiedliche Art und Weise interagierten. Männliche Delfine verbringen ihre Zeit eher zusammen als weibliche. Sie suchen Gesellschaft, wenn sie sich ausruhen, und pflegen gerne freundschaftlichen Körperkontakt wie Flossenreiben, eng beieinander schwimmen oder die Bewegungen des anderen widerspiegeln. Weibliche Delfine knüpfen in ihren Jugendjahren dagegen seltener Kontakte und verbringen stattdessen doppelt so viel Zeit wie ihre männlichen Kollegen damit, nach Fischen zu suchen.

Diese Unterschiede deuten darauf hin, dass das soziale Leben junger Delfine von den bevorstehenden Anforderungen im Erwachsenenalter geprägt sein könnte, sagte Galezo.

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Für erwachsene Männchen ist es wichtig, andere Männchen auf ihrer Seite zu haben. In der Shark Bay beispielsweise schließen sich häufig Gruppen von zwei bis drei männlichen Delfinen zusammen, um fruchtbare Frauen allein zu erwischen und zur Paarung zu zwingen. Im Erwachsenenalter müssen die Männchen über genügend soziales Gespür verfügen, um starke Allianzen aufzubauen und aufrechtzuerhalten, oder sie verpassen ihre Chance, sich zu paaren. Ein erfolgreiches erwachsenes Delfinweibchen muss sich dagegen um seine Kälber kümmern und braucht als stillende Mutter mehr Kalorien. Daher verbringen junge weibliche Delfine möglicherweise mehr Zeit damit, Fähigkeiten zu entwickeln, die sie später benötigen.

Die Sprache der Delfine

Eine weitere aktuelle Studie über australische Delfine bestätigt ebenfalls die engen Freundschaften, die vor allem die Männchen entwickeln. So berichtete Kate Robb von der Marine Mammal Foundation dem australischen Sender ABC über zwei männliche Delfine in den Gippsland-Seen im australischen Bundesstaat Victoria, die seit über einem Jahrzehnt beste Freunde sind. „Sie haben eine sehr starke Bindung und formen das, was wir als Allianz bezeichnen würden“, sagte sie. Die beiden würden immer zusammen gesehen.

Die Zoologin hat die Freundschaft im Rahmen ihrer Forschung über die Sprache der Delfine beobachtet. Dafür hatten die Wissenschaftler eine akustische Schallüberwachung in den Seen eingerichtet. „Delfine haben ein Repertoire: Blasen, Quietschen, Kreischen, Pfeifen und Grunzen“, sagte sie.

Jedes dieser Geräusche gehöre zu einem Verhalten, einige der Laute konnte die Forscherin bereits „übersetzen“. So stellte sie fest, dass die Delfine ein summendes Geräusch machen, um Nahrung zu finden. Außerdem fand sie heraus, dass die Delfine eine Art Pfeifen haben, mit dem sie sich selbst kennzeichnen – also so etwas wie der Name des Tiers.

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