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In der Coronakrise hat sich gezeigt, wie wichtig die Schulen als Lernort sind.

© Marcel Kusch/dpa

Neues Programm für Brennpunktschulen: „Schule macht stark“ fördert zehn Berliner Schulen mit 3,2 Millionen Euro

Das Bund-Länder-Programm fördert Berliner Schulen in benachteiligten Stadtgebieten. Dabei soll es um mehr gehen als die Lernrückstände der Schüler.

Um sprachliche und mathematische Basiskompetenzen von Schülern in sozial benachteiligten Stadtgebieten zu fördern, wurde am Mittwoch an der Miriam-Makeba-Grundschule in Moabit das Bund-Länder-Programm „Schule macht stark“ gestartet. Von der bundesweiten Initiative sollen in Berlin zehn Schulen in schwieriger Lage profitieren, die vielversprechende Ansätze verfolgen.

Zusammen mit einem Forschungsverbund aus 13 Institutionen werden sie über fünf Jahre mit 3,2 Millionen Euro gefördert, bundesweit stehen 125 Millionen Euro zur Verfügung. Neben dem Stärken der Basiskompetenzen für die Schüler stehen die Schulentwicklung und die Weiterbildung der Lehrkräfte im Mittelpunkt der Initiative. 

Die Initiative für das Programm ging von den Ländern Berlin und Hamburg aus. Bundesweit sind 200 Schulen und ein großer Forschungsverbund beteiligt, der das Programm wissenschaftlich begleiten und evaluieren soll.

Ziel sei es dabei auch, die unterschiedlichen Schüler entsprechend ihren spezifischen Kompetenzen gezielt zu fördern, sagte Karin Nithammer-Kachel, Schulleiterin der Miriam-Makeba-Grundschule. In Moabit kämen die Schüler aus sehr unterschiedlichen Herkunftsbereichen. „Das ist für uns eine Herausforderung, aber auch eine gute Chance bei ,Schule macht stark' mitzumachen“, sagte die Schulleiterin. Für diese Aufgabe wisse sie ein gutes Team mit sehr engagierten Kolleg:innen hinter sich.

Neben der Steigerung der sprachlich-mathematischen Basiskompetenzen für Schüler mit starkem Unterstützungsbedarf soll es auch um das  Thema Lernmotivation gehen, erklärte Berlins Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD). Gerade auch  vor dem Hintergrund von Distanzunterricht und Coronakrise.

Die Coronakrise hat die Wichtigkeit der Schulen betont

Im Mittelpunkt soll dabei die Entwicklung des Unterrichts in Deutsch und Mathematik, die Weiterbildung der Lehrkräfte, die Entwicklung der Schulen, aber auch das außerunterrichtliche Lernen stehen. Dabei gehe es um das Öffnen der Schulen in den Sozialraum, wie Scheeres sagte. 

Letztlich sei es auch ein Ziel, die Koppelung von sozioökonomischem Hintergrund und Bildungserfolg zu durchbrechen, etwa wenn Schülern es aus unterschiedlichen Gründen an Unterstützung fehle. Gerade in Berlin, wo jedes dritte Kind in Armut lebe, sei dies sehr wichtig. Erschwerend zu der schwierigen Situation in benachteiligten Stadtgebieten würden nun noch Lernrückstände aus der Coronakrise hinzukommen.

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Der Bildungsforscher Kai Maaz, der den neuen Forschungsverbund leitet, hob hervor, dass gerade durch die Coronakrise deutlich geworden sei, dass die Schulen ein wichtiger Lernort sind. In dem Fünf-Jahresprogramm sollen nun konkrete Handlungen an den beteiligten Schulen in enger Anbindung an die Bildungsforschung entwickelt werden. „Das soll gemeinsam und auf Augenhöhe an den Schulen gestaltet werden“, sagte Maaz.

In einer anschließenden weiteren Fünf-Jahresphase sollen diese Neuerung evaluiert und gegebenenfalls auch anderen Schulen zur Verfügung gestellt werden, so der geschäftsführende Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation.

Nach einer Bestandsaufnahme mit den Schulen sollen gemeinsam mit der Forschung konkrete Handlungsfelder erarbeitet werden. Bei dem Kernziel der Steigerung der sprachlichen und mathematischen Basiskompetenz soll nicht nur im kognitiven Bereich, sondern auch bei der Lernmotivation und bei den sozialen Kompetenzen angesetzt werden.

Gute eingebundene Schulen kommen in der Pandemie besser zurecht

„Wir haben in der aktuellen Situation gesehen, dass es wichtig ist, nicht nur auf Lernrückstände hin zu fokussieren, sondern auch den nichtkognitiven Bereich der Selbstlernkompetenzen, Selbstmotivation und Selbstregulation  in den Blick zu nehmen“, erklärte Maaz. „Durch ein großes Maß an Abstimmung zwischen allen Ebenen wollen wir möglichst zielgerichtet und nachhaltig zum Abbau sozialer Ungleichheiten beitragen.“ Dabei gehe es nicht nur um den Zugang zu Bildung, sondern um den tatsächlichen Erfolg der Schüler:innen.

Der Unterricht soll weiterentwickelt werden, das Lehrpersonal weiter qualifiziert werden, Schulleitungen unterstützt werden und auch der außerschulische Bereich – wie beispielsweise im Ganztagsunterricht – betrachtet werden. Dabei spielt auch das Umfeld eine wichtige Rolle. In der Coronakrise habe sich gezeigt, dass Schulen mit sehr guter Vernetzung mit dem Stadtteil und dem sozialen Umfeld es leichter hatten, mit den schwierigen Voraussetzungen zurechtzukommen, so Maaz.

Für das Vorhaben sei zudem die enge Vernetzung mit dem Forschungsverbund wichtig, in dem mehr als 60 Wissenschaftler:innen an 13 Standorten arbeiten. Dafür sollen bundesweit vier Regionalzentren entstehen, in denen 20 weitere Mitarbeiter das Vorhaben als Brückenköpfe koordinieren. Hinzu kommen jährliche Konferenzen.  „Wir sollten die Chance nutzen, das System Schule in den nächsten Jahren innovativ weiterzuentwickeln“, sagte Maaz.

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