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Steife Brise. Passatwinde bestimmen das Wetter im tropischen Pazifik. Sie sind in den vergangenen Jahren stärker geworden und haben offenbar dazu geführt, dass der Ozean mehr Wärme aufnimmt.

© Imago

Die Erderwärmung macht Pause: Passatwinde treiben Wärme in den Pazifik

Die globalen Durchschnittstemperaturen stagnieren. Vermutlich nehmen die Ozeane mehr Wärme auf. Offenbar spielen stärkere Passatwinde über dem Pazifik eine wichtige Rolle.

Seit 13 Jahren macht die Erderwärmung Pause, obwohl der Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre weiter zunimmt. Über die Ursachen für diesen scheinbaren Widerspruch wird heftig gestritten. Viele Klimaforscher vermuten, dass die Ozeane derzeit mehr Wärme aus der Atmosphäre aufnehmen als in früheren Jahren. Dadurch blieben die Lufttemperaturen im globalen Durchschnitt auf gleichem Niveau. Ein amerikanisch-australisches Forscherteam stützt diese These.

Wie ein Team um Matthew England von der Universität New South Wales im Fachmagazin „Nature Climate Change“ berichtet, spielen dabei die pazifischen Passatwinde eine maßgebliche Rolle. Seit den 1990er Jahren seien diese äquatornahen Luftströmungen deutlich stärker geworden als zuvor, zeigen sie anhand von Wetterdaten. Durch die starken Winde seien auch die Wasserströmungen im Pazifik intensiver geworden. So könne der Ozean mehr von der Wärme aufnehmen, die sich vor allem im Westpazifik sammelt. Den Berechnungen zufolge haben die stärkeren Strömungen in Luft und Wasser allein im Jahr 2012 eine globale Temperaturerhöhung zwischen 0,1 und 0,2 Grad Celsius „verhindert“. Der Mechanismus trage daher maßgeblich zu der beobachteten Erwärmungspause bei, schreiben England und Kollegen.

Warum die Winde seit zwei Jahrzehnten stärker wehen, wissen die Forscher nicht genau. Sie vermuten, dass das mit der Erwärmung des Indischen Ozeans zu tun hat sowie mit einer langfristigen und wenig verstandenen Klimavariation im Pazifikraum, der Interdekadischen Pazifischen Oszillation. Da bisherige Klimamodelle die stärkeren Passatwinde nicht berücksichtigt haben, zeigten sie auch nicht die stagnierende Erwärmung an, schreiben England und Kollegen. Als sie jedoch die stärkeren Winde hinzufügten, kam die berechnete globale Durchschnittstemperatur der Realität verblüffend nahe.

„Diese Studie ist ein weiterer Beleg dafür, dass die stagnierende Erwärmung auf das Wechselspiel zwischen Ozean und Atmosphäre zurückzuführen ist“, kommentiert Piers Forster von der Universität Leeds, der nicht an der Arbeit beteiligt war, in einer Mitteilung des britischen Science Media Centres. Doch der Effekt sei vorübergehend, warnt der Forscher. So sieht es auch Matthew England: „Wenn die Passatwinde schwächer werden – was unweigerlich geschehen wird – dann verbleibt wieder mehr Wärme in der Luft und die Temperaturen werden erneut deutlich steigen.“

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