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Unermüdlich. Nobelpreisträger Reinhard Genzel

© REUTERS/Andreas Gebert

Physiknobelpreis geht nach Deutschland: Bisher überzeugendster Beweis für ein supermassives Schwarzes Loch

Der deutsche Astrophysiker Reinhard Genzel ist einer der drei Nobelpreisträger. Der Max-Planck-Direktor konnte ein Schwarzes Loch im Zentrum unserer Galaxie nachweisen.

Reinhard Genzel hatte sich in den 1980er Jahren etwas schwer getan, aus den USA nach Deutschland zurückzukehren. Aber das Angebot, am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching (MPE) wissenschaftlicher Direktor zu werden, war doch zu verlockend. 

Mit Frau und zwei Kindern lebte Genzel damals in Kalifornien und hatte mit Anfang 30 schon eine Professur an der Uni in Berkeley. Seit dem gestrigen Dienstag ist klar, warum es richtig war nach Deutschland zurückzukehren. Denn von hier aus gelang die Arbeit, die ihm nun den Nobelpreis für Physik eingebracht hat.

Der 68-jährige Genzel wurde für den bisher überzeugendsten Beweis für ein supermassives Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße ausgezeichnet. Mit seinem Team entdeckte er das extrem schwere Objekt, das bisher nur als Schwarzes Loch erklärt werden kann. Unabhängig von Genzel war dies auch der US-Forscherin Andrea Ghez gelungen, die nun zusammen mit Roger Penrose den Physiknobelpreis erhält. 

Genzel war maßgeblich an der Entwicklung der Infrarot- und Submillimeter-Astronomie beteiligt. Mit dieser Technologie gelang zunächst am La-Silla-Observatorium und dann am Very Large Telescope der Nachweis des Schwarzen Lochs von etwa 4,3 Millionen Sonnenmassen.

Im Zentrum der Galaxie befindet sich wohl ein supermassereiches Schwarzes Loch.
Im Zentrum der Galaxie befindet sich wohl ein supermassereiches Schwarzes Loch.

© Nasa/JPL-Caltech/R. Hurt

Den Anruf von der Akademie in Stockholm erhielt Genzel während einer virtuellen Konferenz. „Das ist unglaublich, das ist toll, das ist eine Anerkennung für 30 Jahre harte Arbeit einer ganzen großen Gruppe,“ sagte er am Dienstag im Deutschlandfunk.

Paradiesische Möglichkeiten bei Max Planck

In München gilt Genzel als jemand, der etwas in der Forschung bewegt. Heute weiß der Astrophysiker, der wissenschaftlicher Direktor für Infrarot- und Submillimeter-Astronomie am MPE ist, seine Rückkehr aus den USA zu schätzen. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung sprach er 2013 von „paradiesische Möglichkeiten“ im Großraum München – was er ganz gut beurteilen kann, da er sich für seine Teilzeitprofessur in Berkeley immer wieder in den USA aufhält.

[Aus Stephen Hawkings Schatten: Lesen Sie hier ein Portrait über Roger Penrose.]

Bei Max Planck könne man über Zeiträume von 20 Jahren planen, „das ist unerreicht“, sagte Genzel. Die Kumulation an Forschungseinrichtungen um München habe seine erfolgreiche Arbeit erst möglich gemacht. Wer ganz oben mitspielen wolle, der brauche nicht Leute aus den besten zehn Prozent eines Bereichs weltweit, sondern das beste Prozent, sagte Genzel. Und das habe sich am MPE durchaus anlocken lassen.

Unermüdlich. Nobelpreisträger Reinhard Genzel. 
Unermüdlich. Nobelpreisträger Reinhard Genzel. 

© Christof Stache / AFP)

Reinhard Genzel wird eine große Begeisterung für die Wissenschaft und für sein Fach nachgesagt – und, dass er immer Fragen gestellt hat, die an den Kern der Sache gehen. Unermüdlich scheint er ohnedises zu sein. Jetzt dürfe man sich nicht darauf ausruhen und einschlafen, sagte er nach der Nachricht, dass er den Nobelpreis erhält. „Von nix kommt nix.“

Geschichte, Archäologie und Speerwurf

1952 im hessischen Bad Homburg geboren hatte Genzel nach dem Besuch eines humanistischem Gymnasiums in Freiburg Physik an der Universität Bonn studiert. Mit Geschichte und Archäologie verbindet ihn ein lebenslanges Interesse. Doch sein Vater, ein experimenteller Festkörperphysiker und ebenfalls Max-Planck-Direktor, brachte ihn letztlich zur Physik. 

Als Student war Genzel zudem einer der besten jungen Speerwerfer Deutschlands. 1978 promovierte Genzel am Max-Planck-Institut für Radioastronomie und ging dann an das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachusetts. 1981 wurde er Professor an der University of California, Berkeley, 1986 ging er als Direktor ans Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching

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